Kommentar
14:21 Uhr, 12.10.2006

Fed: Zinspause trotz Aufwärtsrisiken für die Inflation

1. In den Minutes des Federal Open Market Committee (FOMC) Meetings vom 20. September hat die Fed angedeutet, dass die Entscheidung für unveränderte Leitzinsen leichter zu treffen war, als noch bei der Sitzung am 8. August. Die Entwicklung am aktuellen Rand – eine Verbilligung der Energiepreise, eine Abschwächung der Konjunktur sowie ein geringerer Anstieg der Kerninflation – zeigten in Richtung eines insgesamt etwas moderateren Inflationsausblicks. Dennoch machen sich viele Mitglieder des FOMC große Sorgen über den Inflationsausblick. Aktuelle Inflationsraten, wenn sie sich als persistent erwiesen, stünden nicht im Einklang mit dem Ziel der Preisniveaustabilität. Daher spiegelt sich in den gesamten Minutes die Unsicherheit der Fed über die weitere Entwicklung der Inflation wider. Zum einen manifestiert es sich in dem allgegenwärtigen Gebrauch des Wortes „Unsicherheit“, zum anderen in der Gewichtung verschiedenster Einflussfaktoren auf die Inflation.

2. Für einen Rückgang der Inflationsraten sprechen folgende Argumente. Erstens, die Auswirkungen der Abschwächung am Immobilienmarkt auf den privaten Verbrauch, von der die Fed eine vorübergehende Belastung des Wirtschaftswachstums erwartet, auch wenn bislang in anderen Bereichen der Wirtschaft außerhalb des Bausektors davon noch nichts zu spüren ist. Zweitens, die wirtschaftliche Dynamik schwächte sich in den letzten Monaten weiterhin ab. Die Mitglieder des FOMC erwarten für die zweite Jahreshälfte 2006 eine anhaltende Moderierung. Erst im Verlauf des kommenden Jahres dürfte die Wirtschaft wieder mehr Fahrt aufnehmen. Dennoch bleiben im Jahr 2007 Überschusskapazitäten bestehen. Drittens, in der jüngsten Zeit war ein Rückgang der Inflationserwartungen zu verzeichnen. Dagegen gibt es nicht zu unterschätzende Aufwärtsrisiken für die Inflation. Erstens, zuletzt gab es einen deutlichen Sprung in der Vergütung am Arbeitsmarkt sowie der Lohnstückkosten. Dies sei jedoch teilweise mit der Ausübung von Aktienoptionen zu erklären. Dennoch deuten die Daten vom Arbeitsmarkt auf Aufwärtsrisiken bei der Inflation hin. Zweitens, der deutliche Rückgang der Energiepreise sowie die steigende Entlohnung am Arbeitsmarkt dürften für eine Unterstützung der Konjunktur sorgen. Über die Gewichtung dieser Einflussfaktoren und ihre Wirkungen auf die zukünftige Entwicklung der Inflationsraten herrschte im FOMC besagte große Unsicherheit. Dennoch überwiegt bei der Fed die generelle Erwartung eines Nachlassens des Inflationsdrucks, auch wenn dieser nur graduell ausfiele. Vor diesem Hintergrund ist dann auch die Einschätzung zu sehen, dass es eher Aufwärtsrisiken für die Inflation gebe.

3. In der Abstimmung über die Setzung der Federal Funds Target Rate hat es wie schon im August eine Stimme für deren Anhebung gegeben. Erneut votierte Jeffrey Lacker für eine weitere Straffung der Geldpolitik. Zwar rechnet auch er mit einer Verlangsamung des Wachstums, sieht dieses jedoch nicht als ausreichend an, um einen zügigen Rückgang der Kerninflation zu gewährleisten. Der Anstieg der Lohnstückkosten zeige, dass die Inflationsrisiken hoch bleiben.

4. Bei der Diskussion der angemessenen Geldpolitik sprach sich weiterhin eine große Mehrheit der Mitglieder des FOMC für die Beibehaltung der Federal Funds Rate von 5,25 % aus. Es wurde akzeptiert, dass die wirtschaftliche Aktivität in der kommenden Zeit unterhalb des Produktionspotenzials verlaufen werde, bevor sie sich danach wieder leicht erhole. Zudem könne eine darüber hinausgehende Abschwächung der Konjunktur nicht ausgeschlossen werden. Darüber hinaus legten die jüngste Entwicklung bei den Energiepreisen und der Kerninflation einen günstigeren Inflationsausblick nahe. Dennoch bestehe das Risiko, dass sich die Inflation nicht wie im dargelegten Hauptszenario zurückginge. Daher behielt das FOMC im Statement zum Zinsentscheid den Verweis bei, dass eine weitere Straffung der Geldpolitik in Zukunft nötig sein könnte. Diese hänge aber von der Entwicklung der Konjunktur- und Inflationsdaten ab.

5. Vor dem Hintergrund des Hauptszenarios der US-Notenbank gehen wir davon aus, dass es in diesem Zinszyklus zu keiner weiteren Anhebung der Federal Funds Rate kommen wird. Wir gehen jedoch auch nicht von baldigen Zinssenkungen aus, wie dies verschiedentlich von einigen Marktteilnehmern propagiert wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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