Kommentar
13:25 Uhr, 16.09.2005

Fed wird Zinserhöhungen trotz Katrina fortsetzen<br />

1. Das Statement zum letzten Zinsentscheid der US-Notenbank am 9. August und die Sitzungsprotokolle haben deutlich gemacht, dass die Fed bis dahin nicht daran gedacht hat, den Zinserhöhungszyklus abzubrechen oder zu unterbrechen. Das wäre auch nicht angebracht, denn die seitdem veröffentlichten Konjunkturindikatoren bestätigen das Bild einer robusten US-Konjunktur. Aufgrund einer steigenden Auslastung der Wirtschaft, eines engeren Arbeitsmarktes und der hohen Ölpreise sind die Inflationsentwicklungen genau zu beobachten, auch wenn die Gefahren deutlich steigender Inflationsraten noch nicht akut sind. In diesem Umfeld sollte die Zentralbank die weiterhin expansive Geldpolitik zumindest wieder auf einen neutralen Kurs bringen, da zusätzlich – und auch für die Fed unerwartet – die niedrigen langfristigen Renditen die wirtschaftliche Dynamik weiter unterstützen. Entsprechend blieb der DekaBank-Fed- Indikator im August mit 52,0 oberhalb der Marke von 50 Punkten, die eine restriktive Geldpolitik notwendig machen.

2. An diesem Gesamtbild sollten trotz der gegenwärtigen Spekulationen am Rentenmarkt auch die schweren Verwüstungen des Hurrikans „Katrina“ nichts ändern. Diese werden zwar die Wirtschaft belasten und zu einem um rund 0,25 bis 0,5 Prozentpunkte geringeren Wachstums im zweiten Halbjahr 2005 führen, jedoch trotzdem in der kurzen Frist eher inflationär wirken. Dazu beitragen werden nicht nur die gestiegenen Ölpreise, sondern auch die Notwendigkeit des Wiederaufbaus in der betroffenen Region, in der viele Güter nun knapp sind und dringend benötigt werden. Eine zerstörte Infrastruktur wird dazu führen, dass auch die Versorgung aus anderen Landesteilen nicht so einfach ist wie sonst. Und schließlich führen die zerstörten Hafenanlagen dazu, dass viele wichtige importierte Güter nicht auf gewohnte Weise gelöscht und in andere Landesteile weiterverfrachtet werden können.

3. Aber auch ungeachtet möglicher inflationärer Wirkungen des Hurrikans wäre nicht die Geldpolitik, sondern die Finanzpolitik der richtige Politikbereich, um der Region zu helfen. Die Produktionsausfälle kann die Geldpolitik nicht begrenzen. Sie wirkt immer nur mit einer zeitlichen Wirkungsverzögerung, und hier ist sofortige Hilfe gefordert. Zudem können geldpolitische Stimuli nicht auf eine Region konzentriert werden, sie wirken immer landesweit. Anders sähe es aus, wenn die Stabilität des Finanzsystems gefährdet wäre, wie es nach den Anschlägen des 11. September 2001 der Fall war. Dies ist allerdings derzeit nicht der Fall. Im Gegenteil, Renten- und Aktienmärkte bewegen sich auf höheren Niveaus als zur Zeit der letzten Zinsentscheidung. Wir bleiben folglich bei unserer Leitzinsprognose von einer Erhöhung am Dienstag um 25 Basispunkte auf 3,75 % und weiteren Zinserhöhungen auf 4,25 % zum Jahresende. Das Statement sollte entsprechend keine wesentlichen Änderungen aufweisen und insbesondere weitere, maßvolle Zinserhöhungen nicht in Frage stellen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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