Fed-Statement: Zwei Worte könnten entscheidend sein
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Dass die US-Notenbank das Tempo ihrer Zinserhöhungen beim Zinsentscheid am Mittwoch auf 50 Basispunkte verlangsamt, gilt als relativ sicher. Schließlich hat Fed-Chef Jerome Powell dies bereits beim letzten Zinsentscheid und dann erneut vor rund zwei Wochen bei einer Rede angekündigt. Nach zuletzt 75 Basispunkten dürfte die Fed den Leitzins dieses Mal nur noch um 50 Basispunkte auf dann 4,25 % bis 4,5 % anheben, so die Erwartung des Marktes. (Diese Erwartung gilt, sofern es bei den morgigen US-Inflationsdaten für November nicht eine sehr große Überraschung geben sollte.)
Viel wichtiger als die Zinserhöhung selbst dürften allerdings Aussagen dazu sein, wie es nach dem Zinsschritt an diesem Mittwoch weitergeht. Der Markt rechnete bisher für den anschließenden Zinsentscheid im Februar noch einmal mit einer Anhebung um 50 Basispunkte und anschließend mit einem für den größten Teil des Jahres 2023 konstanten Leitzins. (Am Montag allerdings wurde zeitweise ein weiterer Zinsschritt um 25 Basispunkte im Mai eingepreist).
Prinzipiell drei Faktoren rund um den Zinsentscheid dürften für Veränderungen bei den künftigen Zinserwartungen entscheidend sein:
- Aussagen zur künftigen Zinsentwicklung ("Forward Guidance") im Statement zum Zinsentscheid
- Projektionen der einzelnen Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) zu ihren individuellen Konjunktur- und Zinserwartungen ("Dot Plot"), die zusammen mit dem Statement zum Zinsentscheid veröffentlicht werden.
- Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell auf der Pressekonferenz im Anschluss an den Zinsentscheid.
Besonders die Aussagen im Statement zum Zinsentscheid dürften dieses Mal starke Beachtung finden und könnten auch zu erheblichen Marktbewegungen beitragen. Bisher hieß es nämlich im Statement zum Zinsentscheid:
"Der Ausschuss geht davon aus, dass fortlaufende Anhebungen des Zielbandes angemessen sein werden, um einen geldpolitischen Kurs zu erreichen, der ausreichend restriktiv ist, um die Inflation im Laufe der Zeit auf 2 Prozent zurückzuführen."
Die Formulierung "fortlaufende Anhebungen" (im Original: "ongoing increases") passt offensichtlich nicht mehr, wenn auf die Zinserhöhung am Mittwoch tatsächlich nur noch eine einzige Zinserhöhung im Februar folgen sollte, wie dies der Markt bisher im wahrscheinlichsten Fall erwartet hat (zuletzt wurden aber teilweise knapp auch zwei weitere Zinserhöhungen eingepreist).
Sollte sich die Fed also die bisherige Sichtweise des Marktes zu eigen machen, dass die Zinserhöhungen bereits im Februar enden könnten (was vermutlich von den Märkten mit großem Wohlwollen aufgenommen werden würde), müsste die Formulierung "fortlaufende Anhebungen" aus dem Statement zum Zinsentscheid verschwinden. Genau damit rechnen auch nicht wenige Beobachter.
Würde die Formulierung nicht aus dem Statement gestrichen, wäre dies ein relativ klares Signal, dass sich der Markt wohl mit noch mehr als einer weiteren Zinserhöhung anfreunden muss. Dieser Fall würde vom Markt vermutlich als relativ hawkish interpretiert werden.
Die Projektionen der einzelnen FOMC-Mitglieder, die immer nur bei jedem zweiten Zinsentscheid veröffentlicht werden, könnten dieses Mal weniger hilfreich sein, weil sie das Zinsniveau immer nur zum Ende des jeweiligen Jahres angeben. Sie erhalten also keinen klaren Hinweis darauf, wo der maximale Leitzins (die "terminal rate") in der Mitte des Jahres liegen dürfte, falls der Leitzins dann gegen Ende 2023 wieder leicht gesenkt werden sollte, wie das der Markt aktuell erwartet. Außerdem hat Powell bereits mehrfach erklärt, dass die bisherigen Erwartungen der FOMC-Mitglieder im Dot Plot nicht hoch genug waren. Eine Aufwärtsrevision gegenüber den Projektionen aus dem September wird also ohnehin erwartet. Im September hatten die FOMC-Mitglieder im Median den Leitzins Ende 2022 bei 4,4 % und Ende 2023 bei 4,6 % gesehen. Die Prognose für Ende 2023 dürfte aller Voraussicht nach steigen.
Was die Pressekonferenz (Mittwochabend ab 20:30 Uhr) betrifft, ist es durchaus möglich oder sogar wahrscheinlich, dass Powell noch konkretere Hinweise auf den künftigen Zinspfad gibt, als sich dies allein aus dem Statement zum Zinsentscheid bzw. den Projektionen der FOMC-Mitglieder ableiten lässt. Wie bereits bei den letzten Zinsentscheiden ist es durchaus möglich, dass sich die Interpretation der Aussagen bis zum Ende der Pressekonferenz (in der Regel gegen 21:15 Uhr MEZ) noch einmal ändert. Eine erhöhte Volatilität rund um den Zinsentscheid dürfte also sehr wahrscheinlich sein.
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