Kommentar
08:57 Uhr, 01.02.2007

Fed-Statement betont kräftigeres Wachstum und geringere Kerninflation

1. Das Federal Open Market Committee (FOMC) hat die Leitzinsen erwartungsgemäß auf dem Niveau von 5,25 % belassen, aber überraschend große Änderungen an seinem Statement vorgenommen. Die Aussagen zur konjunkturellen Entwicklung spiegeln eine deutlich geringere Gewichtung von Abwärtsrisiken wider als noch beim vorangegangenen Zinsentscheid am 12. Dezember letzten Jahres. Hieß es im Dezember noch, die seinerzeit vorliegenden Konjunkturindikatoren seien „uneinheitlich“ ausgefallen, deuten die jüngsten Datenveröffentlichungen nun nach Einschätzung der Fed auf ein „etwas kräftigeres Wirtschaftswachstum“ hin. Während im Dezember noch von einer „erheblichen Abkühlung am Immobilienmarkt“ die Rede war, verweist die Fed nun auf „erste Anzeichen einer Stabilisierung“. Äußerungen in diese Richtung sind bereits in den Minutes zum FOMC-Meeting am 12. Dezember enthalten gewesen und wurden seitdem in den Reden einiger Notenbanker wiederholt. Die diesbezügliche Änderung des Statements kommt somit nicht völlig überraschend. Für die nähere Zukunft erwartet die Fed nach wie vor ein „moderates“ Wachstum, hat im Vergleich zum vorangegangenen Statement jedoch die Einschränkung „im Durchschnitt der kommenden Quartale“ fallengelassen.

2. In der Passage des Statements, die sich auf die Inflationsentwicklung bezieht, hat die Fed den seit Juni letzten Jahres verwendeten Hinweis auf die erhöhte Kernrate nicht wiederholt. Stattdessen würdigt sie den Rückgang der Kerninflation in den vergangenen Monaten. Die übrigen Aussagen zur Inflation haben sich im Vergleich zu den vorangegangenen Statements wenig verändert: Die Fed rechnet nach wie vor mit einem allmählichen Nachlassen des Inflationsdrucks, sieht jedoch verbleibende Inflationsrisiken, insbesondere im Zusammenhang mit der hohen Auslastung der produktiven Ressourcen. Die veränderten Formulierungen in Bezug auf die Inflation deuten unseres Erachtens somit nicht notwendigerweise auf einen verbesserten Inflationsausblick der Fed hin, sondern lediglich darauf, dass sie die Höhe der Kernrate nun als eine etwas geringere Bedrohung einstuft als noch vor wenigen Monaten.

3. Wie schon in den vorangegangenen Statements weist die Fed darauf hin, dass Ausmaß und Zeitpunkt eventuell noch notwendiger Zinsschritte von der Entwicklung des Ausblicks für Inflation und Wachstum abhängen. Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass das FOMC nicht wirklich eine starke Neigung zu weiteren Leitzinserhöhungen besitzt. Vielmehr dürfte die Fed mit dieser Formulierung beabsichtigen, die Erwartung bald sinkender Leitzinsen nicht neu zu entfachen. Insbesondere der gemäßigte Tonfall dieses Statements in Bezug auf die Kerninflation hätte in diese Richtung interpretiert werden können.

4. Wir gehen davon aus, dass die Fed die Leitzinsen bis auf weiteres auf dem derzeitigen Niveau belassen wird. Das Statement zu diesem Zinsentscheid betrachten wir als mit dieser Prognose kompatibel, d.h. die Hinweise auf ein kräftigeres Wachstum und die niedrigere Kerninflation gleichen sich in ihrer Wirkung in etwa aus. In den kommenden Monaten dürften eine weitere, wenn auch langsame Verbesserung des Inflationsumfeldes und vorübergehend auch wieder etwas schwächere Konjunkturdaten zu beobachten sein. In dieser Phase könnten die Erwartungen in Bezug auf bevorstehende Leitzinssenkungen neue Nahrung erhalten. Mit Blick auf die Anspannung am Arbeitsmarkt, die auch im Verlauf dieses Jahres nicht wesentlich nachlassen dürfte, sollte die Fed jedoch von einer Lockerung ihrer Geldpolitik Abstand nehmen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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