Kommentar
09:05 Uhr, 05.01.2005

Fed: Preisstabilität mit Aufwärtsrisiken

Hintergrund

1. Im Vorfeld des Zinsentscheids vom 14. Dezember zeigte das konjunkturelle Bild eine moderate Expansion im dritten und vierten Quartal 2004 an. Der Konsum entwickelte sich solide, die Investitionen blieben stark. Das Der Arbeitsmarkt verbesserte sich weiter. Die Kerninflation blieb weiterhin verhalten, auch wenn sie höhere Werte als noch 2003 annahm, was in erster Linie auf die indirekten Effekte höherer Energiepreise zurückzuführen ist.

Prognosen des Forschungsstabes des Boards of Governors

2. Die Prognosen des Stabes deuteten auf eine weiter moderate Expansion der US-Wirtschaft hin, gestützt durch das Vorliegen günstiger Finanzierungsbedingungen. Die gesamtwirtschaftliche Aktivität werde 2005 etwas über Potenzial liegen und damit die Arbeitslosenquote leicht senken. Der starke Anstieg der Immobilienpreise und der Aktienkurse sowie die zu erwartenden Beschäftigungszuwächse sollten den Konsum weiter antreiben, so dass die Konsumdynamik 2005 über der von 2004 liegen werde. Die Investitionen werden sich erwartungsgemäß im Frühjahr 2005 aufgrund des Auslaufens steuerlicher Investitionsanreize etwas abschwächen, ihre Dynamik im Verlauf des Jahres aber wieder aufnehmen. Die Gesamtinflationsrate sollte etwas sinken. Grund hierfür ist der zu erwartende Rückgang der Energiepreise. Die Kerninflation sollte dagegen stabil bleiben. Einerseits besteht zwar Aufwärtsdruck auf die Inflation, der aus einem leichten Rückgang des Trendproduktivitätswachstums und einem weiteren Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Kapazitätsunterauslastung resultiert. Andererseits sollte der Inflationsdruck, der sich aus der Abwertung des US-Dollars und dem Anstieg der Energiepreise ergibt, aber wieder abnehmen.

Diskussion und Konjunkturausblick im FOMC

3. Bei der Diskussion des Offenmarktausschusses bestand ein Konsens, dass der Aufschwung auf einem stabilen Fundament steht und sich sehr widerstandsfähig gegenüber steigenden Ölpreisen und steigenden Zinsen am kurzen Ende gezeigt habe. Auch wenn der Arbeitsmarktbericht vom November enttäuschend gewesen sei, so zeige sich doch auf dem Arbeitsmarkt eine graduelle Besserung. Steigende Vermögen und niedrige Zinsen sollten das Ausgabenverhalten der Haushalte stützen. Das Produktivitätswachstum, die steigende Nachfrage und die günstigen Finanzierungsbedingungen dürften das Investitionsverhalten der Unternehmen stützen. Die noch bestehende gesamtwirtschaftliche Kapazitätsunterauslastung und die wohlverankerten Inflationserwartungen ließen einen verhaltenen Inflationsdruck erwarten. Einige Teilnehmer wiesen allerdings auf die Abwertung des US-Dollars, die gestiegenen Energiekosten und die Möglichkeit einer Verlangsamung des Produktivitätswachstums hin. All dies berge Aufwärtsrisiken für die Inflation in sich. Alles in allem seien die Inflationsrisiken aber immer noch ausgeglichen.

Geldpolitische Diskussion im FOMC

4. In der geldpolitischen Diskussion wurden die signifikanten Unsicherheiten hinsichtlich des konjunkturellen Ausblicks betont. Zu diesen zählen die Effekte des Auslaufens der fiskalpolitischen Impulse und die Verlangsamung in der Dynamik der High-Tech-Investitionen. Letzteres könnte auf eine Verlangsamung des technologiegetriebenen Produktivitätswachstums und damit einen Anstieg des Kostendrucks in der Zukunft hinweisen. Sorgen bereiten des weiteren die Ungleichgewichte in der Binnenund Weltwirtschaft. Binnenwirtschaftlich wurde nicht die Erwartung geäußert, dass die Fiskaldefizite bald abgebaut werden. Das US-Leistungsbilanzdefizit werde vor diesem Hintergrund weiter hoch bleiben; nicht zuletzt, weil kein Anziehen der binnenwirtschaftlichen Dynamik in den Ökonomien wichtiger Handelspartner erwartet wird. Das immer noch relativ niedrige Niveau der langfristigen Zinsen könnte gesunkene BIPWachstumserwartungen der Marktteilnehmer widerspiegeln. Die lange Zeitspanne expansiver Geldpolitik könnte die Finanzmärkte zu einer exzessiven Inkaufnahme von Risiko angespornt haben. Die Inflationsrisiken werden auch durch die Unsicherheit über das tatsächliche Potenzialwachstum gespeist, falls dieses doch niedriger ausfalle als bislang geschätzt. Dagegen spräche aber der nach wie vor niedrige Lohndruck, zumal die Aufwärtschancen für das Produktivitätswachstum signifikant seien. Zudem könnte ein Rückgang der Gewinnaufschläge einen Teil des Rückgangs des Produktivitätswachstums auffangen. Vor diesem Hintergrund gab es keinen Dissens über eine weitere Zinserhöhung am 14. Dezember. Einige Mitglieder des Offenmarktausschusses merkten aber an, dass ein Verzicht auf den Satzteil „policy accomodation“ (expansive Geldpolitik) dem FOMC eine größere Flexibilität bei seiner Zinspolitik gebe.

Die DekaBank-Sicht

5. Die Minutes bieten nicht viel Neues für unseren weiteren Zinsview: Angesichts der Aufwärtsrisiken für die Inflation erwarten wir, dass die Fed am 2. Februar 2005 die Leitzinsen um 25 BP auf ein Niveau von dann 2,50 % erhöhen wird. Spannend wird sein, wann das FOMC sich dazu hinreißen lassen wird, den Satzteil „policy accomodation“ aus dem Statement zum Zinsentscheid zu nehmen. Denn um zu beurteilen, ob eine Geldpolitik expansiv ist, braucht man eine Benchmark in Form eines geldpolitisch neutralen Zinses. Über dessen Höhe mochte sich das FOMC bislang nicht explizit äußern. Diese Inkonsistenz im Statement sollte im weiteren Verlauf des Zinserhöhungszyklus beseitigt werden. Ende 2005 sollten die Leitzinsen bei 3,75 % liegen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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