Kommentar
18:00 Uhr, 26.02.2019

Fed: Geldpolitische Kehrtwende bereits im Sommer?

Wird die US-Notenbank die Straffung ihrer Geldpolitik bereits im Sommer 2019 beenden? Werden die Leitzinsen dann wieder sinken? Die heutige Anhörung von US-Notenbankpräsident Jerome Powell vor dem Bankenausschuss des Senats bestätigt, dass es so kommen könnte.

Die Anhörung von US-Notenbankpräsident Jerome Powell am Dienstag vor dem Bankenausschuss des Senats hat zwar einerseits kaum neue Erkenntnisse geliefert, andererseits aber gleichzeitig bestätigt, dass die US-Notenbank bereits in wenigen Monaten ihre Straffung der Geldpolitik beenden könnte.

Bezüglich künftiger Zinserhöhungen wolle man "geduldig" sein, bekräftigte Powell. "Während wir die derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen als gesund und die wirtschaftlichen Aussichten als günstig ansehen, haben wir in den letzten Monaten einige Querströmungen und widersprüchliche Signale gesehen", sagte Powell. "Im Januar stellte der Offenmarktausschuss bei gedämpftem Inflationsdruck fest, dass die kumulativen Auswirkungen dieser Entwicklungen zusammen mit der anhaltenden Unsicherheit in der Regierungspolitik einen geduldigen Ansatz hinsichtlich zukünftiger politischer Änderungen rechtfertigen." Seit die US-Notenbank davon spricht, bezüglich künftiger Zinserhöhungen "geduldig" sein zu wollen, hat der Finanzmarkt weitere Zinserhöhungen ausgepreist und sieht inwzischen sogar eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass der nächste Zinsschritt eine Senkung und keine Anhebung sein wird.

Insgesamt sieht der Markt aktuell eine Wahrscheinlichkeit von 13,0 Prozent, dass der Leitzins im Laufe des Jahres um 25 Basispunkte gesenkt wird und nur von 2,2 Prozent, dass es zu einer Anhebung kommen wird, wie das FOMC-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group zeigt. Der Markt preist also inzwischen mehr oder weniger ein, dass der Zinserhöhungszyklus beendet ist.

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Ihren Abbau der Bilanzsumme, der die Märkte vor allem im vergangenen Jahr zeitweise deutlich verunsichert hatte, könnte die Fed bereits im Sommer beenden. Bezüglich der Reserven der Fed, die nur einen Teil der Bilanzsumme ausmachen, sagte Powell: "Wir glauben, dass die öffentlichen Schätzungen von einer Billion plus einem Puffer" ein vernünftiger Ausgangspunkt dafür sein könnten, wo der Bilanzabbau enden könnte. Allerdings werde die Größe der Fed-Bilanzsumme im Wesentlichen von der Nachfrage der Banken nach Reserven bestimmt werden, bekräftigte Powell.

Mein Kollege Simon Hauser schrieb auf Guidants: "Ich schätze (basierend auf den Fluktuationen der Vergangenheit) der Puffer wird bei 300 Milliarden liegen. Die Bilanznormalisierung könnte dann (wenn sie wie bislang gehandelt wird) im Sommer beendet sein." Die folgende, von Simon Hauser erstellte Grafik zeigt den bisherigen Bilanzabbau der Fed (blau) und den erwarteten Endbestand der Reserven bei 1,3 Billionen Dollar.

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Fazit: Die Anzeichen mehren sich, dass die US-Notenbank bereits in diesem Jahr eine geldpolitische Kehrtwende vollziehen dürfte. Die Leitzinsen dürften nach den Erwartungen des Marktes zumindest auf Sicht des kommenden Jahres bereits ihr maximales Niveau erreicht haben. Aussagen von US-Notenbankpräsident Jerome Powell legen zudem nahe, dass der Bilanzabbau im Sommer beendet sein könnte. Eine erneute Lockerung der Geldpolitik in den USA ist zwar noch nicht konkret absehbar, die Wahrscheinlichkeit dafür hat sich zuletzt aber erhöht – auch wenn der konkrete Kurs der künftigen Geldpolitik in erster Linie von der weiteren Entwicklung von Inflation und Arbeitsmarkt abhängen.


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13 Kommentare

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  • Jigsaw
    Jigsaw

    Das einzige Mittel scheint nur noch billiges Geld zu sein.

    Mehr Warnsignale braucht man längerfristig auch nicht.

    08:15 Uhr, 27.02.2019
  • wolp
    wolp

    Die Zukunft wird an den Märkten verkauft. Alles wie gehabt.

    20:09 Uhr, 26.02.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    @Oliver Baron

    Aktuell liegt die Bilanzsumme der FED noch bei rund 4 Bio. USD. Das heutige Statement von Powell mit rund 1 Bio. plus Puffer würde doch bedeuten, dass die Bilanz noch um ca. 3 Bio. USD geschrumpft werden soll, das wäre imo für die Aktienmärkte alles andere als eine Steilvorlage?

    18:58 Uhr, 26.02.2019
    3 Antworten anzeigen
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Nun dann müsste Gold ja heute EXPlodieren !!!!!!!!

    18:05 Uhr, 26.02.2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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