Analyse
21:48 Uhr, 24.03.2009

Fed dreht den Geldhahn auf

Externe Quelle: Union Investment

Die amerikanische Notenbank hat in der vergangenen Woche angekündigt, Wertpapiere im Umfang von 1.150.000.000.000 (1,15 Billionen) US-Dollar anzukaufen. Die Fed wird in den kommenden sechs Monaten neben 300 Milliarden US-Dollar für Staatsanleihen weitere 750 Milliarden US-Dollar für hypothekenbesicherte Wertpapiere zur Verfügung stellen. Darüber hinaus stehen weitere 100 Milliarden US-Dollar für Papiere diverser Sonderinstitute (Agencies) bereit. Das Leitzinsniveau wird auf absehbare Zeit mit einem Niveau von 0 0,25 Prozent bleiben. Da die Zinssenkungspolitik der Fed den wirtschaftlichen Abschwung bisher kaum abmildern konnte, sind unkonventionelle Maßnahmen gefragt. Im Rahmen des Quantitative Easing verfolgt die US-Notenbank dabei mehrere Ziele. Neben einer generellen Versorgung der Finanzmärkte mit Liquidität gilt es, den Immobilienmarkt über sinkende Zinsen sowohl bei Treasuries als auch bei Immobilienkrediten zu stabilisieren. Verringerte Renditeniveaus bei Staatsanleihen sollen Unternehmensanleihen für den Investor attraktiver machen. Die führt zu einer Verringerung der Finanzierungskosten für die Unternehmen. Nach Großbritannien, der Schweiz und Japan sehen sich nun auch die USA zu einem derartigen Schritt entschlossen.

Staatsanleihen profitieren

Die Fed-Entscheidung hat in der zweiten Wochenhälfte zu einer Rallye an den Märkten für Staatsanleihen geführt. Die Rendite 10jähriger US-Treasuries fiel im Wochenvergleich auf 2,63 Prozent. Bundesanleihen verbuchten noch zu Beginn der Woche Kursverluste, rentierten aber in Folge der US-Beschlüsse am Freitag mit 2,97 Prozent wieder unterhalb der drei-Prozent-Marke. Bei den europäischen Peripherieländern war eine leichte Verringerung der Renditeabstände gegenüber den Kernländern zu verzeichnen. Unternehmensanleihen reagierten jedoch deutlich geringer auf das Geschehen. Bei den Industrietiteln bleibt die Lage im zyklischen Bereich weiterhin angespannt. Nach wie vor gefragt waren jedoch Neuemissionen von Unternehmen mit stabilem Cash Flow und einer Laufzeit von bis zu fünf Jahren. Im Finanzbereich sorgte das Rückkaufangebot der Schweizer UBS für ihre eigenen nachrangigen Anleihen hingegen für Stabilisierungstendenzen.

Die Ankündigung der Fed zur kräftigen Ausweitung der Wertpapierankäufe hat den US-Dollar gegenüber dem Euro, dem Japanischen Yen sowie dem Schweizer Franken kräftig abwerten lassen.

Darüber hinaus fiel die US-Valuta gegenüber Rohstoffwährungen wie der Norwegischen Krone und dem Australischen Dollar. Die Notierungen sowohl für Gold als auch für Rohöl zogen hingegen an. Die daraus resultierende Euro-Stärke belastet die Exporte europäischer Unternehmen sowie deren Wettbewerbsfähigkeit. Die EZB sieht sich damit zunehmendem Druck ausgesetzt und wird bald handeln müssen.

USA: weitere Folgen der Krise

Wie stark sich die Krise auf die Finanzierungsgewohnheiten der US-amerikanischen Unternehmen auswirkt, zeigt die jüngste Entwicklung in den USA auf. Aufgrund der Kreditknappheit an den Märkten gehen US-Konzerne zunehmend dazu über, ihren Finanzbedarf vom kurz- in den langfristigen Bereich zu verlagern. Bisher finanzierten sich viele Unternehmen über kurzfristige Papiere, so genannte Commercial Papers. Deren Volumina geht seit Beginn des laufenden Jahres stark zurück. Die Firmen sind im Falle weiterer Marktverwerfungen dem Risiko ausgesetzt, den Zugang zu kurzfristigen Finanzierungen verwehrt zu bekommen. Zur Verringerung dieser Risiken gehen die Unternehmen nun dazu über, sich langfristige über Anleihen am Kapitalmarkt zu finanzieren. Dies führt zu einer Erhöhung der Kosten, jedoch auch zu einer Stabilisierung der Finanzierung. Prominente Unternehmensbeispiele hierfür sind Coca-Cola und General Electric.

Auch der amerikanische Konsument verändert seine Gewohnheiten. In Reaktion auf das wirtschaftlich schwierige Umfeld sowie die massiven Vermögensverluste steigt die Sparquote der Amerikaner zuletzt deutlich an. Einer Studie zufolge wird die Quote von fünf Prozent Ende 2008 auf knapp elf Prozent Ende 2010 ansteigen. Damit kommen sie dem Bundesbürger, der mit einer derzeitigen Sparquote von 11,3 Prozent als sparsam gilt, sehr nahe.

Ausblick

Auch in der laufenden Woche stehen wieder wichtige volkswirtschaftliche Daten an. In den USA beispielsweise zum Verbrauchervertrauen, dem Immobilienmarkt sowie den langlebigen Wirtschaftsgütern. Darüber hinaus wird Finanzminister Geithner Details zur Unterstützung des Bankensektors vorlegen. In Deutschland wird am Mittwoch der Ifo-Geschäftsklimaindex für Interesse sorgen.

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 174,5 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

Fed-dreht-den-Geldhahn-auf-Chartanalyse-Redaktion-GodmodeTrader.de-1

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen