Kommentar
12:12 Uhr, 20.10.2005

Fed: Beige Book zeigt ansteigende Inflationsrisiken

1. In dem gestern von der US-Notenbank veröffentlichte Beige Book, das einen Überblick über die Wirtschaftsbedingungen in den Regionen der USA gibt, konstatiert die Fed, dass sich die wirtschaftliche Expansion im September trotz der Hurrikane fortgesetzt hat. Vor allem die Distrikte Atlanta und Dallas berichteten von einigen Verwerfungen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit den Naturkatastrophen standen.

2. Die Einzelhandelsumsätze stiegen moderat in den meisten Distrikten, wobei allerdings einige Regionen von einer gewissen Schwäche berichteten. Während in New York und St. Louis die Umsätze unter Plan zugelegt haben, wurde in San Francisco sogar von einem Rückgang gesprochen. Einzelhändler führten den Rückgang des Verbrauchervertrauens auf die gestiegenen Benzinpreise zurück. Nach dem Auslaufen der Rabattaktionen der Autohersteller fiel der Autoabsatz, besonders stark bei SUVs. Dagegen konnten Hybridfahrzeuge und PKW mit geringerem Spritverbrauch steigende Absatzzahlen verzeichnen.

3. Die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe nahm fast überall zu. Ausnahmen waren die Distrikte St. Louis, der einen gemischten Bericht ablieferte, und Atlanta, der sich noch von den Auswirkungen der Hurrikane erholte. Atlanta berichtete allerdings von einer steigenden Nachfrage nach Fertighäuser als ein Teil der Wiederaufbauarbeiten.

4. Auch in den Dienstleistungsbereichen hielt die hohe Wachstumsdynamik an. Allerdings ergab sich im Bereich Tourismus eher ein gemischtes Bild.

5. Vom Wohnimmobilienmarkt haben die einzelnen Distrikte keine einheitliche Entwicklung feststellen können. Insgesamt wurde eine anhaltend hohe Aktivität beobachtet, wobei in einigen Distrikten erste Abkühlungserscheinungen sichtbar wurden. Atlanta berichtete, dass es zu einer starken Nachfrage nach Wohnraum seitens von Evakuierten gekommen sei, dass andernorts die Nachfrage aber nachgelassen habe.

6. Dagegen zeichnet sich am gewerblichen Immobilienmarkt eine stärkere Nachfrage nach Büro-, Einzelhandels- und Industrieimmobilien. Wiederum berichtet Atlanta von verstärkter Nachfrage aus Regionen, in denen sich Firmen, die aus den von den Hurrikanen betroffenen Gebieten stammen, angesiedelt haben.

7. Die Kreditvergabe wurde in den meisten Distrikten ausgeweitet. Dies galt sowohl für kommerzielle und industrielle Kredite wie auch zumindest in einigen Regionen für Hypothekenkredite.

8. Am Arbeitsmarkt traten, wie schon in den Beige Books der vergangenen Monate konstatiert, zum Teil Engpässe bei Fachkräften auf. Dabei blieb der Lohndruck dennoch mäßig, nur wenige Distrikte meldeten steigende Lohn- und Gehaltszuwächse. Stärkere Preisanstiege wurden dagegen zum einen seitens der Lohnnebenkosten, zum anderen von der Energiepreisseite, und hier vor allem beim Benzin, gemeldet.

9. Alle Distrikte berichteten von einer Zunahme des Kostendrucks aufgrund des Anstiegs der Preise für Energie, Petroleumprodukte und Transport, sowie für Baumaterial. Verantwortlich für diese Preisanstiege seien zum Großteil die Hurrikane gewesen: Zum einen wurde die Versorgung mit Rohöl und Gas unterbrochen, zum andern forciert der Wiederaufbau die Nachfrage nach Baumaterial. Vor diesem Hintergrund berichteten einige Distrikte von steigenden, andere dagegen von konstanten Verbraucherpreisen. In mehreren Distrikten berichteten die Unternehmen, dass sie die gestiegenen Kosten an die Verbraucher bereits weitergegeben haben oder darüber nachdenken, es in Zukunft zu tun. Es sind genau diese Hinweise auf Zweitrundeneffekte, vor denen die Fed in ihren jüngsten Reden und Sitzungsprotokollen eindringlich gewarnt hat.

10. Wir sehen uns durch das Beige Book in unserer Konjunktur- und Inflationseinschätzung bestätigt. Vor diesem Hintergrund erwarten wir auch auf den nächsten drei FOMC-Meetings eine Zinserhöhung um jeweils 25 Basispunkte. Gegen Ende Januar 2006 wird die Fed Funds Target Rate dann bei 4,50 % liegen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten