Analyse
13:29 Uhr, 05.06.2013

Fannie Mae oder die Faszination am Zocken

Erwähnte Instrumente

Hallo liebe Leserinnen und Leser,

ich staunte selber nicht schlecht, als ich mir zum Beginn dieser Woche nochmals die Klickzahlen unserer Trackboxen angeschaut habe. Da stand in der Trackbox USA am Freitag, 31.05. die Fannie Mae Analyse als der am häufigsten geklickte Beitrag.

Wie bitte, Fannie was?

Ja die Frage ist berechtigt. Hohe Klickzahlen sind wir von Artikeln mit Namen wie Apple, DAX oder Commerzbank im Titel gewohnt. Aber eine Fannie Mae? Kennen sie Fannie Mae? Ganz ehrlich, ich hätte gedacht, die kennt kaum jemand. Aber weit gefehlt: In unserer Auswertung der am häufigsten gesuchten Basiswerte (ganz unten auf der Startseite www.godmode-trader.de) rangiert eine Fannie Mae (oder auch Federal National Mortgage Association, FNMA) ganz weit oben. Ebenso auf der Finanzseite wallstreet:online, dort liegt das Papier seit Tagen in den Top 3 der meistdiskutierten Wertpapiere.

Das muss ein neuer Highflyer sein!

Der erste Gedanke eines durchschnittlichen Anleger wäre wohl: Das muss eine besondere Firma sein, wenn sie seit Tagen so viel diskutiert wird. Wenn man dann noch auf den Chart schaut und die (maximale) Performance von ca. 580 % im Mai sieht, stellen sich den unbedarften Beobachtern vielleicht folgende Fragen: Hat Fannie Mae ein neues Produkt, hat sie einen riesen Deal an Land gezogen oder gar einen Meilenstein in der Firmengeschichte erreicht? Nein, nichts von alldem. Es handelt sich hierbei um einen der beiden amerikanischen Immobilienfinanzierer, die 2008 Pleite gingen und nur durch hohe Millardenspritzen der US Regierung künstlich am Leben gehalten wurde. Die Aktie erlebte als logische Folge einen beispiellosen Absturz und stabilisierte sich ab 2010 auf sehr tiefem Niveau. In diesem Jahr scheint es mit dem Immobilienmarkt in den USA wieder bergauf zu gehen, das Unternehmen hat Rekordgewinne gemeldet und profitierte von positiven Aussagen von Ökonomen. Aber rechtfertigt das eine 580 %-Rally?

Nur noch Zockerei ...

Es ist scheinbar die Hoffnung auf die Wiederbelebung des US-Häusermarkts und die Auferstehen des Phoenix aus der Asche, mit der die (maximale) Performance von 580 % im Mai und 1.990 % vom Jahrestief zum Jahreshoch erklärt werden kann. Letztlich sehen wir hier nur wieder einen sehr typischen Chart eines "Zockerwerts". Spitze Ausschläge und extreme Volatilität unter sehr hohen Umsätzen charakterisieren solche Aktien. Und das allgemeine Interesse an solchen Aktien, die sich schnell bewegen, ist ungebrochen. Egal ob es sich um Pleitekandidaten oder StartUps einer Boombranche handelt, scheinbar ewig lockt der Reiz des schnellen Geldes. Deswegen wird man in öffentlichen Foren und Informationsseiten zum Thema Börse immer wieder auf unscheinbare und unbekannte Aktie treffen, die auf Grund extremer Kursbewegungen viel diskutiert werden.

Was ist aus der Tradingidee geworden?

So typisch wie die extreme Bewegung in den vergangenen drei Wochen ist auch die am Freitag vorgestellte Tradingidee gewesen: Es ging um eine Gegenbewegung nach oben, ausgehend von einer markanten Unterstützungszone, nachdem der Wert binnen zwei Handelstagen von 5,44 auf 1,30 $ gefallen war. Das ist "kurz mal" ein Abschlag von 76% gewesen. Dementsprechend "saftig" sollte die Gegenbewegung ausfallen. In der Freitagsanalyse wurde ein Erholungsziel bei 2,60 - 2,90 $ ausgerufen. Anbei der Chart aus der Freitagsanalyse:

Kursverlauf vom 09.10.2012 bis 31.05.2013 (log. Kerzendarstellung / 1 Kerze = 3 Stunden)


Und jetzt ohne viele Worte der aktuelle Chart in höherer Auflösung. Kursverlauf vom 07.05.2013 bis 04.06.2013 (log. Kerzendarstellung / 1 Kerze = 30 Minuten)


Der Zielbereich wurde erreicht, die weitere Bewegungsrichtung ist ab jetzt unklar. Neue Signale für die Bullen könnten sich oberhalb von 3,00 per Stunden- und Tagesschluss ergeben. Nach unten hin wäre bei einem Abrutschen unter 1,90 $ ein weiterer Test der breiten Unterstützungszone bei 1,20 - 1,47 $ möglich.


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André Rain - Technischer Analyst bei GodmodeTrader.de

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"Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert."

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Über den Experten

André Rain
André Rain
Technischer Analyst und Trader

André Rain ist seit dem Jahr 2000 im Aktienhandel aktiv. Hier startete er bereits mit seiner autodidaktischen Ausbildung in Chartanalyse. Die Faszination für die Charttechnik führte ihn im Mai 2005 zu GodmodeTrader, dem Vorgänger-Portal von stock3.com, wo er als Technischer Analyst mit Schwerpunkten auf Aktien- und Indexanalysen tätig ist. Seit 2004 handelt er privat intensiv Aktien und Hebelzertifikate im kurzfristigen Zeitfenster von wenigen Minuten bis mehreren Stunden. Dabei hat er sich auf den Handelsstil des Ausbruchstradings spezialisiert, mit dem er an kurzen, dynamischen Marktbewegungen partizipiert. Seiner Meinung nach ist der Chart das beste Instrument zur Auswertung und Prognose von Bewegungen an den Finanzmärkten.

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