Kommentar
15:00 Uhr, 23.11.2015

Fällt Weihnachten dieses Jahr aus?

Die Aktien von US Einzelhändlern und Kaufhäusern stürzen ins Bodenlose. Allein am vergangenen Freitag verloren die drei großen Händler Macy’s, Nordstrom und J.C. Penny an die 15% an Wert. Ein Teil der Verluste wurde in dieser Woche wieder wettgemacht, doch unterm Strich herrscht immer noch Untergangsstimmung

Anleger glauben dieses Jahr anscheinend nicht an den Weihnachtsmann. Falls sie es doch tun, dann kauft dieser nicht bei Macy’s, Nordstrom oder J.C. Penny ein. Die Aktien werden fallen gelassen wie heiße Kartoffeln. Die zuletzt veröffentlichten Quartalszahlen waren keineswegs katastrophal, allerdings zeigen sie eine Abkühlung des Wachstums. Einige Einzelhändler können noch wachsen, bei anderen deutet sich ein Rückgang von Umsatz und Gewinn an.

US Einzelhändler kämpfen wie überall auf der Welt gegen die Konkurrenz aus dem Internet. Einige haben den Kampf schon so gut wie verloren. J.C. Penny gehört sicherlich dazu. Grafik 1 zeigt den Umsatz des Unternehmens seit 2004. Der kontinuierliche Abwärtstrend hält unvermindert an. Anders sieht die Sache bei Macy’s und Nordstrom aus. Beide können nach wie vor wachsen. Die Umsätze haben sich auf Sicht von 10 Jahren nahezu verdoppelt.

Wirklich erfolgreich ist nur Nordstrom. Macy’s Umsatz steht heute gerade einmal 4% über dem Umsatz im Jahr 2007. Nordstrom bringt es auf ein Plus von knapp 60%. Man kann also sicherlich nicht alle Einzelhändler in einen Topf werfen. Dennoch haben alle – ob auf Wachstums- oder Kontraktionskurs – ein Problem. Der Gewinn zieht nicht mit.
Grafik 2 zeigt die Gewinnentwicklung der 3 Händler. Macy’s ist es gelungen die Margen ein klein wenig zu steigern. Nordstrom wächst zwar bei Umsatz, nicht aber bei Gewinn. J.C. Penny konnte die Verluste zuletzt etwas reduzieren, dennoch ist das Unternehmen de facto bankrott. Das derzeitige Barvermögen des Unternehmens kann die Verluste noch ein Jahr lang auffangen. Dann ist Schluss.

Die Situation ist für die Einzelhändler alles andere als einfach. Die Quartalszahlen von Macy’s und Nordstrom waren solide. Investoren hat der Ausblick allerdings nicht besonders gut gefallen. Die Prognosen für das Weihnachtsquartal wurden nach unten revidiert. Das hat Anleger aufgeschreckt.
Wie sehr Anleger aufgeschreckt sind zeigt Grafik 3. Die Aktie von J.C. Penny befindet sich wieder auf dem Niveau der 80er Jahre. Davon kann bei Macy’s und Nordstrom noch keine Rede sein, doch die Kurse sind zuletzt stark eingebrochen. Nordstrom steht mit einem Minus von 40% seit den Jahreshochs weit oben auf der Liste der Verlierer.

Wenn sich Kurse in so kurzer Zeit fast halbieren stellt man sich die Frage, ob Anleger nicht überregieren. Die Konsumausgaben (Grafik 3) wachsen in den USA nach wie vor mit einer Jahresrate von über 3%. Das Wachstum verlangsamt sich, doch von einer Krise kann überhaupt keine Rede sein.

Die Bewertungen der Einzelhändler sind inzwischen relativ niedrig. Nordstrom ist gemessen am KGV 25% tiefer bewertet als der Gesamtmarkt. Bei Macy’s ist der Abschlag mit 50% noch ausgeprägter. Die Lage für die Einzelhändler ist nicht rosig, allerdings ist das Geschäft relativ stabil. Die Umsätze können bei Macy’s und Nordstrom nach wie vor zulegen. Der Gewinn ist leicht rückläufig.

So wie Anleger in der vergangenen Woche reagiert haben gewinnt man den Eindruck, dass diese beiden Unternehmen kurz vor horrenden Jahresverlusten stehen. Das tun sie nicht. Sie bieten inzwischen 3 bis 4% Dividendenrendite. Anlegern reicht das offenbar nicht. Es wird verkauft, was das Zeug hält. Nachvollziehbar ist das nur bedingt. Die Kaufhäuser wachsen im online Geschäft in hohem Tempo. Das klassische Geschäft lässt nach und die Margen stehen unter Druck. Das ist ein normaler Prozess und kein Grund zur Beunruhigung.

Der Markt sieht das momentan anders. Die Einschätzung dürfte sich erst ändern, wenn es erste Andeutungen eines boomenden Weihnachtsgeschäftes gibt. Bis dahin sollte man als Anleger nicht ins fallende Messer greifen. Kurzfristig bleiben die Aktien unter Druck. Mittelfristig dürften sich die Kursverluste als Übertreibung herausstellen.

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1 Kommentar

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    P_44

    Wer kauft denn noch vor Ort ein, wenn man erst einmal zum Geschäft fahren muss, dann nichts finden kann, ewig in der Schlange steht, um von extrem unfreundlichem Verkaufspersonal bedient zu werden? Vielleicht gibt es außerdem noch einen terroristischen Anschlag während man das alles macht.

    Weihnachten fällt nicht aus. Nur der Weihnachtseinkauf wie man ihn kennt. Ich habe mir das zuletzt vor fünf Jahren angetan, seitdem nur noch amazon.

    08:06 Uhr, 24.11. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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