EZB-Zinssenkung im März ist fast sicher
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Externe Quelle: Bankhaus Lampe
Zinspause und wenig Neues: Dies ist die Kurzusammenfassung der heutigen EZB-Ratssitzung. Im Vorfeld der für März anstehenden Projektionen der Notenbank überrascht dies nicht, hängt von ihnen doch maßgeblich die weitere geldpolitische Vorgehensweise ab. Wir rechnen weiter damit, dass das fundamentale Umfeld eine Zinssenkung um 50 Basispunkte auf 1,5 % zulassen wird.
- Die EZB hat heute die allseits erwartete Zinspause eingelegt und den Hauptrefinanzierungssatz bei 2,0 % belassen. Für die Einschätzung des künftigen geldpolitischen Kurses gab es von der Notenbank zudem wenig Neues.
- Für das Wachstum erwartet die Notenbank weiterhin eine signifikante Abschwächung und eine weltweit für längere Zeit anhaltende gedämpfte Nachfrage. Den Inflationsdruck sieht sie zunächst als weiter abnehmend an und bewertet die Risiken für die Preisstabilität als ausgeglichen.
- Auf der Pressekonferenz nach der Ratssitzung hob EZB-Präsident Trichet erneut die Bedeutung der Notenbanksitzung im März für die Zinspolitik hervor. Der Rat werde sich die Fakten ansehen und angemessen reagieren, so Trichet. Damit dürfte er die dann anstehenden Projektionen der EZB gemeint haben, die ihre weitere Vorgehensweise wohl maßgeblich beeinflussen werden. Zuvor hatte Trichet bereits darauf hingewiesen, dass das aktuelle Leitzinsniveau nicht das niedrigste sein muss. Des Weiteren lehnte er eine Nullzinspolitik erneut ab und schloss unkonventionelle Maßnahmen nicht aus.
- Die EZB ist zwar nicht vorab festgelegt; eine Zinssenkung für März dürfte aber zu 95 % sicher sein. Wir rechnen daher weiter damit, dass der Hauptrefinanzierungssatz dann um 50 Basispunkte auf 1,5 % sinken wird. Die Wachstums- und Inflationsprojektionen der Notenbank für 2009 dürften kräftige Abwärtsrevisionen mit sich bringen und zeigen, dass weiterer geldpolitischer Spielraum besteht. Sinkende Leitzinsen mindern zudem das Deflationsrisiko und helfen der Exportwirtschaft durch eine Begrenzung des Aufwertungspotenzials für den Euro.
- Das fundamentale Umfeld lässt noch weitere Zinssenkungen zu. Derzeit sieht es aber nicht so aus, dass die EZB eine Lockerung ihrer Geldpolitik auf 1,0 % anstrebt. Dafür spricht die Sorge der Notenbank vor einer Liquiditätsfalle und einer durch Niedrigzinsen kreierten neuen Spekulationsblase. Offen bleibt, ob und wie es zu unkonventionellen Maßnahmen kommen wird.
Externe Quelle: Nord/LB
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer heutigen Ratssitzung die Leitzinsen wie erwartet unverändert gelassen. Jean-Claude Trichet hatte im Nachgang der vorausgegangenen Sitzung am 15. Januar sehr unmissverständlich zu erkennen gegeben, dass über den nächsten Zinsschritt erst am 5. März entschieden werde. Von daher wurde die nun auch so vollzogene Zinssenkungspause von den Finanzmärkten keineswegs mit Enttäuschung aufgenommen.
Da die EZB zwar ein Moratorium angekündigt, die allenthalben verankerten Zinssenkungserwartungen ansonsten aber keineswegs zerstreut hatte, richtete sich die eigentliche Aufmerksamkeit auf die Erklärungen und Äußerungen des Ratsvorsitzenden Trichet auf der sich an die Sitzung anschließenden Pressekonferenz. Dabei betonte Trichet die sehr schwache konjunkturelle Verfassung in der Eurozone, aber auch in allen übrigen Regionen der Weltwirtschaft. Erst an zweiter Stelle gab er seiner Überzeugung Ausdruck, dass die Preisentwicklung, aber auch die Inflationserwartungen mittelfristig in einer mit den Zielvorstellungen der Notenbank vereinbaren Größenordnung liegen werden. Trichet sagte auf Nachfrage explizit, dass die im Januar mit Blick auf den Tendersatz erreichte 2,00%-Marke nicht das niedrigste vorstellbare Leitzinsniveau darstelle. Er stellte damit eine Zinssenkung bei der nächsten Sitzung im März mehr oder minder unumwunden in Aussicht.
Um das Konjunkturbild nicht allzu düster zu zeichnen und damit möglicherweise Markterwartungen in Richtung einer Nullzinspolitik Vorschub zu leisten, wies Trichet darauf hin, dass von einigen Indikatoren inzwischen zarte Hinweise auf eine mögliche Stabilisierung im weiteren Jahresverlauf ausgingen. Er äußerte in diesem Zusammenhang die Hoffnung, dass die von Seiten der Finanz- und Geldpolitik eingeleiteten Maßnahmen ihre erhofften Wirkungen zeigen würden. Der Verweis darauf, dass Aufwärtsrisiken für die Preisniveaustabilität bei wieder deutlich steigenden Rohstoffpreisen sehr wohl zum Thema werden könnten, ging in eine ähnliche Richtung. Um es dem letzten dann auch noch in klaren Worten deutlich zu machen, erklärte Trichet auf Nachfrage, dass die EZB einen Leitzins von 0,00% für nicht angemessen hält.
Fazit: Die heutige Zinssenkungspause ist durch die im Vorfeld sehr transparente Kommunikationspolitik allenthalben so erwartet worden. In der Pressekonferenz deutete Jean-Claude Trichet an, dass die EZB den Tendersatz noch weiter senken wird, voraussichtlich in der Sitzung am 5. März. Eine klare Absage erteilte er einer Nullzinspolitik. Wir sehen uns damit in unserer Einschätzung bestätigt, dass der Tendersatz mit dem Zinsschritt um 50 Basispunkte in der nächsten Sitzung bei 1,50% seinen Boden finden wird. Die EZB verfolgt damit den in der gegenwärtigen Konstellation richtigen und erforderlichen expansiven Kurs, ohne dabei in hektischen Aktionismus zu verfallen. Recht so.
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