Kommentar
10:31 Uhr, 29.08.2007

EZB und Fed sorgen für Liquiditätshilfen

In den letzten Tagen zeigte sich die Situation an den Finanzmärkten etwas entspannt. EZB und FED sorgten für erneute Liquiditätshilfen, um das Marktgeschehen weiter zu beruhigen. Zuletzt ebbten auch Befürchtungen etwas ab, dass die US-Hypothekenkrise das globale Wirtschaftswachstum beeinträchtigen wird, was für Erholungstendenzen bei den Rohstoff- und Ölpreisen sorgte. Darüber hinaus nahm die Bereitschaft, Risiko in Form von Carry Trades einzugehen, wieder zu. Dies ließ den Yen gegenüber Euro und US-Dollar nachgeben.

Notenbanken im Mittelpunkt des Geschehens

Neben Bank of America, die der angeschlagenen Countrywide Financial frisches Kapital in Höhe von zwei Mrd. USD zukommen ließ, haben vor allem die Notenbanken für gewisse Entspannungstendenzen im turbulenten Finanzmarktumfeld gesorgt. Gerade die FED zeigte, wie ernst es ihr damit ist, die Situation nachhaltig zu beruhigen und insbesondere auch das Vertrauen der Banken untereinander wieder herzustellen. So gab sie bekannt, nun auch erstklassige forderungsbesicherte Commercial Papers (ABCPs) für Diskontkredite als Pfand zu akzeptieren. Darunter fallen sogar Papiere, für die Banken eine Kreditgarantie übernommen haben. Ziel ist es, den Handel in ABCPs, der nahezu zum Erliegen gekommen war, wieder anzukurbeln.

Darüber hinaus erließ die amerikanische Notenbank eine Sondergenehmigung für Bank of America und Citigroup, ihren am Geld- und Kreditmarkt tätigen Tochtergesellschaften außergewöhnlich hohe Refinanzierungen zu gewähren. Hierdurch kann schneller Liquidität in die Kreditmärkte geschleust werden.

Des Weiteren äußerte sich Ben Bernanke dahingehend, wenn nötig alle möglichen Mittel auszuschöpfen, um die Finanzmärkte zu beruhigen. Dies schürte erneut Erwartungen einer im September anstehenden Senkung der Fed Funds Target Rate. Im Euroraum hingegen ließen Bemerkungen der EZB, dass sich ihre geldpolitische Strategie seit Anfang August nicht geändert hat, darauf schließen, dass im September ungeachtet aller Turbulenzen doch eine Leitzinserhöhung ansteht.

Gleichwohl war auch die EZB in der Berichtswoche in Richtung Krisenbekämpfung rührig. Am letzten Donnerstag stellte sie einen Schnelltender mit dreimonatiger Laufzeit und einem Volumen von 40 Mrd. Euro zur Verfügung, um so den Euro-Geldmarkt wieder zu beleben. So positiv der Schritt auch aufgenommen wurde, durchgreifende und somit nachhaltige Entspannungen am Euro-Geldmarkt konnten noch nicht festgestellt werden.

Eine heute anstehende Rede von EZB-Chef Trichet im Rahmen der Jahreskonferenz der European Economic Association dürfte vielleicht etwas Licht in die zukünftige Geldpolitik im Euroraum bringen. Auf der anderen Seite des Atlantiks eröffnet FED-Gouverneur Ben Bernanke diesen Freitag das jährliche Gipfeltreffen der US-Notenbanker. Auch hier erwarten sich die Märkte Hinweise über den weiteren geldpolitischen Kurs.

Last but not least wurde auch in Japan den Finanzmarktturbulenzen Rechnung getragen. So beließ die Notenbank BoJ den Leitzins unverändert bei 0,50 Prozent.

Konjunktur bislang ohne Blessuren

Die jüngsten Konjunkturdaten lassen noch keine negativen Auswirkungen der US-Hypothekenkrise auf den weltweiten Wachstumsprozess erkennen. So fielen die US-Auftragseingänge für langlebige Güter im Juli besser aus als erwartet und die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe blieben stabil. In der Eurozone zeigten die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes (Flash PMIs) für August eine lebhafte Aktivität an. Allerdings drückte hier der ZEW-Index einen weiteren Rückgang der Konjunkturerwartungen unter den Finanzmarktanalysten aus.

Yen verliert gegen Euro und US-Dollar

Die leichten Entspannungstendenzen machten sich unter anderem auch in einer ersten wieder vorsichtig aufkommenden Bereitschaft der Investoren für Carry Trades bemerkbar. Als Folge gab der Yen, die traditionelle Niedrigzinswährung, gegenüber höherverzinslichen Währungen wie beispielsweise dem US-Dollar und Euro erneut nach. Nachdem die europäische Einheitswährung in jüngster Zeit bis auf 153 Yen zurückfiel, hat sie sich jetzt wieder um nahezu vier Prozent auf 159 Yen erholt.

Ausblick

In der kommenden Woche stehen einige wichtige Konjunkturdaten an. Allerdings wird das Augenmerk der Marktteilnehmer vor allem auf die Reden der beiden Notenbankchefs Trichet und Bernanke gerichtet sein.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten