EZB-Sitzung im Fokus der Rentenmärkte
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Die EZB-Ratssitzung am Dienstag steht im Fokus der Rentenmärkte. Eine Zinserhöhung auf 2,5 Prozent gilt als sicher. Der Anstieg der US-Inflation sowie freundliche Konjunkturdaten sprechen auch in den USA für weitere Zinserhöhungen durch die FED. Die Rentenmärkte zeigen sich hiervon jedoch noch weitgehend unbeeindruckt.
USA: Inflation steigt auf vier Prozent
Die US-Inflationsrate (headline inflation) kletterte im Januar überraschend auf 4,0 Prozent. Sie lag damit um 0,6 Prozentpunkte höher als im Dezember. Hauptursache für den Anstieg war wiederum die Preisentwicklung im Energie- und Rohstoffbereich. Die um volatile Komponenten bereinigte Kerninflationsrate entsprach dagegen mit 2,1 Prozent im Jahresvergleich den Prognosen. Fasst man jedoch die zurückliegenden drei Monate zusammen, so ergibt sich für die Kernrate ein Wert von immerhin 2,4 Prozent, was am oberen Rand des Toleranzbereichs der FED liegen dürfte. Deshalb haben auch die Befürchtungen zugenommen, dass die amerikanische Notenbank die Leitzinsen stärker anheben wird als bislang am Markt eingepreist. Das Gros der Marktteilnehmer ging in diesem Erhöhungszyklus bis dato nur noch von einem Zinsschritt um 25 Basispunkte auf dann 4,75 Prozent aus. Ob es dabei bleiben wird, erscheint inzwischen zumindest fraglich. Für eine weitere Straffung der Zinszügel spricht zudem, dass die zuletzt veröffentlichten Wirtschaftsdaten eine anhaltend feste Konjunkturentwicklung in Aussicht stellen. So verbesserte sich der Frühindikatorenindex im Januar um 1,1 Prozent und damit doppelt so stark wie vom Konsens erwartet. Allen Unkenrufen zum Trotz scheint die amerikanische Wirtschaft robuster als von vielen prognostiziert. Die vielfach beschworene Konjunkturabkühlung lässt jedenfalls noch auf sich warten.
Euroland: EZB vor Zinserhöhung
Alles andere als eine Leitzinsanhebung um 25 Basispunkte auf dann 2,5 Prozent durch die Europäische Zentralbank in dieser Woche käme einer Sensation gleich. EZB-Chef Jean-Claude Trichet hat in jüngster Zeit in einer ganzen Reihe von Kommentaren unmissverständlich darauf hingewiesen, dass die Märkte die geldpolitischen Vorhaben der Notenbank richtig interpretierten. Mit deutlich mehr Spannung wird jedoch auf den Ausblick des Zentralbankpräsidenten gewartet, zumal die EZB am Dienstag ihre offizielle Inflationsprojektion vorlegen wird. Die Marktteilnehmer versprechen sich davon Hinweise auf die weiteren zinspolitischen Schritte der Währungshüter. Vieles deutet momentan auf weitere Zinserhöhungen hin. Zum einen liegt die Teuerung im Euroraum weiter über der Zielmarke von zwei Prozent. Daran wird sich vorerst auch nichts ändern. Und zum anderen verdichten sich die Anzeichen für einen Konjunkturaufschwung, der diesen Namen auch verdient. Mit Ausnahme von Italien, wo der Durchbruch noch auf sich warten lässt, zeigen in allen anderen bedeutenden Ländern des Euroraums die Wirtschaftsbarometer nach oben. Wichtige Frühindikatoren wie der französische INSEE-, der belgische BNB- oder der deutsche Ifo-Index haben dies in der zurückliegenden Woche noch einmal bestätigt. Der Ifo-Index liegt mittlerweile sogar auf dem höchsten Stand seit der deutschen Wiedervereinigung. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass nicht nur die Geschäftserwartungen, sondern vor allem die aktuelle Lage von den Befragten inzwischen als günstig beurteilt wird. Es gibt berechtigte Hoffnungen, dass die Wirtschaftbelebung an Breite gewinnt und auch die privaten Haushalte ihre Konsumtätigkeit verstärken.
Trotz des verbesserten konjunkturellen Umfelds kamen die Rentenmärkte kaum unter Druck. Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen stiegen im Wochenverlauf lediglich um vier Basispunkte. Dies bestätigt uns in unserer Meinung, dass in den längeren Laufzeiten der Druck auf die Kurse höchstens moderat zunehmen dürfte. Vor allem die beständig hohe Nachfrage institutioneller Investoren nach lang laufenden Anleihen hält die Kurse in diesem Bereich hoch und damit die Renditen auf einem immer noch vergleichsweise niedrigen Niveau. Mit einer vollständigen Abkopplung vom Geldmarkt ist dennoch nicht zu rechnen. Sollte das EZB-Statement oder die Inflationsprojektion eine schärfere Gangart in der Geldpolitik nahe legen, könnten auch die längeren Laufzeiten etwas leiden.
Ausblick:
Die größte Aufmerksamkeit dürfte in dieser Woche die am Dienstag stattfindende EZB-Ratssitzung mit anschließender Pressekonferenz finden. Eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte gilt als ausgemachte Sache. Darüber hinaus steht aber noch eine Fülle von Konjunkturdaten zur Veröffentlichung an. Im Mittelpunkt des Interesses dürften dabei in den USA wie im Euroraum die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie und den Dienstleistungsbereich stehen. Beide gelten als guter Indikator für die Stimmung der Unternehmen. Hierzulande sollten außerdem die Einzelhandelsumsätze für Januar sowie die Arbeitsmarktdaten für Februar auf größere Beachtung stoßen, da hieraus eventuell Rückschlüsse auf die weitere Entwicklung des Konsums der privaten Haushalte gezogen werden können. Speziell Lichtblicke am Arbeitsmarkt könnten die ohnehin verbesserte Stimmung unter den Konsumenten zusätzlich beflügeln.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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