EZB-Kompass zeigt Tendenz zu steigenden Leitzinsen
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1. Gesamtergebnis: Der EZB-Kompass lag im Januar bei 57,4 Punkten nach 56,1 im Dezember. Der Anstieg ist vor allem auf die monetäre Analyse zurückzuführen, deren Score überraschend stark von 71,7 auf 74,8 Punkte kletterte. Moderater – und vor allem im Vormonat so erwartet – war der Anstieg des Scores der wirtschaftlichen Analyse von 52,2 auf 53,1 Punkte.
2. Konzeptionelle Weiterentwicklung des EZB-Kompass: Turnusmäßig haben wir zum Jahresende den EZB-Kompass einer konzeptionellen Überprüfung unterzogen. Sich daraus ergebene Änderung äußern sich im Austausch mehrerer Zeitreihen sowohl bei der wirtschaftlichen als auch bei der monetären Analyse. Die Änderungen führen dazu, dass sich die historische Zeitreihe und das Prognoseprofil des EZB-Kompass verändert hat. Für die Jahre 2002-2004 liegen die neuen Kompass-Werte unterhalb der bislang berechneten Werte. Dies wird auch in den nächsten Monaten der Fall sein. Der bislang für den Sommer prognostizierte Rückgang des EZB-Kompass fällt dafür in der neuen Berechnung nicht so kräftig aus.
3. Wirtschaftliche Analyse: Der Score der wirtschaftlichen Analyse lag im Januar mit 53,1 Punkten etwas höher als im Dezember mit 52,2. Insgesamt haben sich im vergangenen Monat die meisten Inflationsraten aber etwas zurückgebildet. Anstiege ergaben allerdings unsere eigenen Januar-Prognosen für die Lohnstückkosten und die Kernrate des HVPI, die von den offiziellen Daten aber noch bestätigt werden müssen. Zu betonen ist, dass die Inflationsraten in den nächsten Monaten voraussichtlich in den Zielbereich der EZB zurückkehren werden. Die konjunkturellen Zeitreihen Outputlücke, Economic Sentiment und die Industrieproduktion befinden sich alle unterhalb ihrer Durchschnitts- bzw. Referenzwerte. Eine dringende Notwendigkeit für höhere Leitzinsen lässt sich kurzfristig daraus nicht ableiten.
4. Monetäre Analyse: Der Score der monetären Analyse zeigt auch bei Verwendung der um Portfolioumschichtungen bereinigten Werte steil nach oben. Allerdings ist das vorher bereits ab 2002 zu beobachtende hohe Niveau des Scores in der neuen Zeitreihe nun nicht mehr sichtbar. Damit wird deutlich, dass sich erst seit Mitte 2004 eine Situation ergibt, die sich durch ein starkes Geldmengenwachstum und eine starke Zunahme der Kreditvergabe und der realen Geldlücke charakterisieren lässt. Glaubt man wie die EZB an die Vorlaufeigenschaft monetärer Aggregate auf die Inflationsentwicklung, so zeigen sich hier klare Inflationsgefahren. Aber auch, wenn man bezüglich der Wirkung von Geldmengenaggregaten und Inflationsentwicklungen in der kurzen bis mittleren Frist skeptischer ist, stellt sich die Frage, ob die hohe Liquiditätsausstattung des privaten Sektors nicht besorgniserregend ist. Betrachtet man die Kursentwicklung an den internationalen Renten- und Spreadmärkten drängt sich die Frage auf, ob die hohe Liquidität zu einer Blasenentwicklung beigetragen haben könnte. Daher ergibt sich sowohl vom Niveau als auch von der Dynamik der Werte der monetären Analyse Zinserhöhungsbedarf für die EZB.
5. Gesamtaussage des Kompass und Leitzinsprognose: Der EZB-Kompass liegt derzeit und unserer Prognose zufolge auch in den nächsten Quartalen in einem Bereich, in dem Zinserhöhungen immer wahrscheinlicher werden. Die konzeptionelle Neuausrichtung des Kompass ändert an diesem Befund nichts. Im Gegenteil verstärkt sie ihn sogar, da die Dynamik des Liquiditätsaufbaus durch die um Portfolioumschichtungen bereinigten monetären Zeitreihen nun erst richtig transparent wird. Die wirtschaftliche Analyse zeigt allerdings auch, dass kurzfristig eine Zinserhöhung nicht unbedingt nötig erscheint. Die Inflationsraten tendieren nach unten und die konjunkturellen Zeitreihen liegen noch unterhalb ihrer Durchschnittswerte. Sobald diese sich aber weiter stabilisiert haben und die harten Konjunkturdaten zeigen, dass ein Abbruch des konjunkturellen Aufschwungs nicht zu befürchten ist, sind Zinserhöhungen angebracht. Wir rechnen weiterhin damit das dies im Herbst der Fall sein wird und prognostizieren Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte im September und Dezember.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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