EZB-Kompass signalisiert keine Zinsänderung
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1. Wirtschaftliche Analyse: Der Score der wirtschaftlichen Analyse lag im Mai mit 54,2 Punkten niedriger als der nach oben revidierte Mai-Wert von 56,0. Erneut haben die Inflationsdaten teilweise mit verzögerten Effekten dazu beigetragen, dass der Mai hochrevidiert wurde und dass der Juni leicht über dem bislang prognostizierten Wert lag. Der für Juni ausgewiesene niedrigere Score der wirtschaftlichen Analyse im Vergleich zum Mai ist auf den erwarteten Rückgang der Jahresrate der Importpreise und auf die im Juni wieder rückläufigen Energiepreise zurückzuführen. Das Prognoseprofil hat sich insgesamt leicht erhöht, sodass die Sechsmonatsprognose nun über, statt wie bislang unter den neutralen 50 Indexpunkten liegt.
2. Monetäre Analyse: Der Score der monetären Analyse ging überraschend stark zurück. Er liegt nun bei 66,3, nachdem der Vormonat von 68,8 auf 67,7 Punkte revidiert wurde. Während die Kreditvergabe sich wie erwartet leicht erhöhte und damit ganz langsam dem langjährigen Durchschnitt annäherte, gingen die M3- Wachstumsraten stark zurück. Die diese Woche veröffentlichten Mai-Daten wiesen sogar einen saisonbereinigten Rückgang der Geldmenge im Monatsvergleich aus. Dies ist erneut auf Portfolioumschichtungen zurückzuführen gewesen, da die monetären Finanzinstitute netto ausländische Vermögenstitel abgegeben haben. In den nächsten Monaten ist mit einem weiteren Rückgang der Wachstumsrate der Geldmenge M3 zu rechnen. Im Herbst könnte bereits der frühere Referenzwert von 4,5 % unterschritten werden. Ökonomisch bedeutsam ist dies jedoch nicht, und es führt auch nicht zu einem niedrigeren Inflationsausblick. Dies liegt daran, dass die reale Geldlücke - also die kumulierte Verfehlung des Referenzwerts - mit aktuell rund 5 % weiterhin hoch bleibt. Diese sogenannte Überschussliquidität hat die Inflationsraten in den letzten Quartalen nicht übermäßig erhöht. Die EZB würde bei einem Unterschreiten des Referenzwertes aber voraussichtlich argumentieren, dass die bestehende Überschussliquidität bei einem starken Konjunkturaufschwung, mit anziehender Kreditvergabe und sehr starkem privaten Konsum weiterhin zu Inflationsgefahren führen könnte.
3. Prognose des Kompass und der Leitzinsen: Auch wenn sich im Monatsverlauf keine neuen großen ökonomischen Trends gezeigt haben und unsere Erwartungen für Inflation und Konjunktur im Großen und Ganzen konstant geblieben sind, zeigt die prognostizierte und realisierte Entwicklung des EZB-Kompass, dass die Argumente für Zinssenkungen leicht abgenommen und die Argumente für zukünftige Zinserhöhungen leicht zugenommen haben. Allerdings liefert die Sechsmonatsprognose des EZB-Kompass einen Score, der mit 54,3 Punkten wieder näher am neutralen Wert von 50 Punkten liegt als der gegenwärtige Score. Wie im letzten Monat prognostiziert, gehen wir weiter davon aus, dass der Mai-Wert des EZB-Kompass den Jahreshöchstwert darstellt, d.h. die Gründe für Zinserhöhungen dürften sich kurzfristig nicht weiter verstärken. Wir erwarten folglich keine Zinserhöhung in diesem Jahr.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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