EZB bleibt auf Zinserhöhungskurs
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
1. EZB-Kompass: Der bei 50 Punkten neutrale EZB-Kompass lag im Juli bei 67,6 Punkten nach 69,1 Punkten im Vormonat. Der Kompass setzt folglich seine seit Monaten andauernde Seitwärtstendenz um 68 Punkten fort. Sowohl die monetäre Säule (94,0 nach 94,8 Punkten) als auch die wirtschaftliche Säule (58,8 nach 60,5 Punkten) sprechen für ein restriktives Zinsniveau. Bei beiden Säulen erwarten wir für die nächsten sechs Monate eine Seitwärtstendenz, sodass die Argumente für steigende Leitzinsen bestehen bleiben.
2. Im Vergleich zum Vormonat sind die Rückgänge des Economic Sentiments und der Industrieproduktion bemerkenswert. Beide Indikatoren haben unserer Einschätzung nach ihren Höhepunkt bereits gesehen und werden in den nächsten Monaten lediglich seitwärts bzw. etwas schwächer sein. Die Outputlücke sollte dennoch leicht in den positiven Bereich wachsen, da die privater Verbrauch und die Investitionen stark bleiben. Kritisch zu beobachten ist, ob die Wachstumsrate der Lohnstückkosten in den nächsten Quartalen tatsächlich wie von uns erwartet einen Rückgang von dem aktuell hohen Niveau von geschätzten 1,7 % yoy aufweisen werden. Die auf 1,8 % gesunkene Inflationsrate wird unserer Einschätzung nach nur zwischenzeitlich so niedrig bleiben und bereits im vierten Quartal wieder Werte von rund 2,2 % aufweisen. Auch die Importpreise werden dann wieder stärker ansteigen. Die EZB wird in diesem Umfeld nicht riskieren können, dass dies zu höheren Inflationserwartungen und übermäßigen Tarifabschlüssen führt.
3. Leitzins- und Kommunikationsprognose: Wir erwarten weiterhin eine Zinserhöhung auf 4,25 % im September. Größere Unsicherheit besteht darüber, wie und wann die nächste Zinserhöhung mit Hilfe der üblichen Signalwörter vorbereitet wird – wenngleich wir eine Vorbereitung eigentlich nicht als notwendig erachten. Da diesen Monat keine Pressekonferenz nach dem Leitzinsentscheid stattfindet, stehen folgende Möglichkeiten, auf die Wachsamkeit („vigilance“) des EZB-Rats hinzuweisen: Am wahrscheinlichsten halten wir das Editorial des Monatsberichts, der nächste Woche Donnerstag erscheint. Dies ermöglicht der EZB, Hinweise auf eine Leitzinserhöhung aus ihrer detaillierten Analyse der wirtschaftlichen und monetären Säule abzuleiten. Es hätte zudem den Vorteil, dem Monatsbericht wieder die ursprünglich starke Rolle in der Kommunikationstrategie der EZB zuzuweisen. Möglich wäre auch eine ausführlichere Pressemitteilung der Leitzinsentscheidung diesen Donnerstag um 13h45. Sie hätte den Vorteil, frühzeitig über die Absichten des EZB-Rats zu informieren, jedoch den Nachteil, nicht so detailliert wie der Monatsbericht das wirtschaftliche Umfeld zu beleuchten. Mangels ökonomischer Argumente könnte dies dann als analysefrei und ideologisch erscheinen. Eher unwahrscheinlich ist die Kommunikation über die Presse oder auf öffentlichen Veranstaltungen. Die Printpresse und nationale Fernsehsender scheiden aus, weil sie nicht die gleichzeitige Information im gesamten Währungsgebiet garantieren können. Öffentliche Veranstaltungen, über alle Nachrichtenagenturen gleichzeitig und in Echtzeit berichten können, sodass kein Marktteilnehmer bevorzugt oder benachteiligt ist, finden in der nächsten Woche mit EZB-Ratsteilnahme nicht statt. Der nächste öffentliche Auftritt eines EZBRatsmitglieds ist eine Veranstaltung mit Prof. Weber am 17.8. in Frankfurt. Dies ist allerdings erst nach dem Monatsbericht. Möglich wäre es auch, die Zinserhöhung auf Oktober zu verschieben. Dies würde aber den unschönen Eindruck suggerieren, dass die Sommerpause die Funktionalität der EZB einschränkt.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.