Fundamentale Nachricht
16:00 Uhr, 04.02.2022

Explodierende Rohstoffpreise und Frachtkosten – wird die Energiewende gebremst?

Oskar Tijs, Senior Portfolio Manager Sustainable Equity bei NN Investment Partners, geht davon aus, dass sich der strukturelle Trend zu erneuerbaren Energien auf Kosten fossiler Brennstoffe fortsetzen wird.

In den letzten Jahrzehnten sind die Produktionskosten für Wind- und Solarenergie fast überall unter die Kosten der fossilen Energieerzeugung gefallen. Dieser Trend der sinkenden Entwicklungskosten wurde im vergangenen Jahr durch deutlich höhere Preise für Materialien wie Stahl, Kupfer und Polysilizium sowie durch höhere Frachtkosten umgekehrt. Um diese wachsenden Kosten zu kompensieren, steigen momentan die Preise für die Anlagen . So meldete Vestas für seine Windturbinen einen durchschnittlichen Verkaufspreis (pro MW Leistung) im vierten Quartal 2021, der 21 % über dem Niveau des Vorjahreszeitraums lag. Auch die Kosten für Solarmodule und andere Solarausrüstungen wie Gestelle und Kabel sind gestiegen und haben den Trend der Kostenrückgänge der vergangenen Jahre gebremst. Außerdem spielen die Zinsaufwendungen eine große Rolle bei den Stromgestehungskosten (levelized cost of energy, LCOE) für erneuerbare Energieprojekte. Dies alles führt dazu, dass die LCOE sowohl für Wind- als auch für Solarprojekte, die heute in Betrieb genommen werden, höher sind als noch vor einem Jahr.

BloombergNEF schätzt, dass neue Solar- und Windprojekte 2021 auf LCOE-Basis zwischen 4 % und 12 % teurer geworden sind. Trotz des Kostenanstiegs für Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien hat sich die relative Wirtschaftlichkeit erneuerbarer Energien gegenüber der fossilen Stromerzeugung in vielen Regionen, auch in Europa, im letzten Jahr verbessert. Der Grund dafür: Die fossile Stromerzeugung ist aufgrund des starken Anstiegs der Gas-, Kohle- und Kohlenstoffpreise deutlich teurer geworden. BloombergNEF schätzt daher, dass in den Ländern, die die 91 % der weltweiten Stromerzeugung entfallen, entweder Solar- oder Onshore-Windkraft immer noch die günstigste Stromquelle ist. In vielen Ländern wie China, Indien, Südeuropa und den USA ist Solarstrom die billigste Quelle, während Windkraft in Brasilien, Kanada und Nordeuropa die niedrigsten LCOE aufweist.

Oskar Tijs, Senior Portfolio Manager Sustainable Equity bei NN Investment Partners, sagt: „Die Solar- und Windkraftbranche ist mit steigenden Rohstoff- und Logistikkosten konfrontiert. Dies führt zu einer partiellen Umkehr der erheblichen Kostensenkungen, die wir in den letzten Jahrzehnten bei den erneuerbaren Energien beobachten konnten. Dennoch sind Wind- und Solarenergie in den meisten Regionen nach wie vor wettbewerbsfähig gegenüber fossilen Brennstoffen, da die Stromkosten aufgrund der höheren Preise für fossile Brennstoffe und Kohlenstoff ebenfalls erheblich gestiegen sind. Angesichts dieser günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der anhaltenden Unterstützung durch staatliche Subventionen und einer Politik, die Net Zero anstrebt, glauben wir, dass sich der strukturelle Trend zu erneuerbaren Energien auf Kosten fossiler Brennstoffe fortsetzen wird. Dies spiegelt sich auch in unseren aktiven Positionierungen wider.“

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