Expertengruppe berät in Berlin über Klimafinanzierung und "grüne Garantien"
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Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones) - Experten aus einer Vielzahl von Ländern und Institutionen wollen am heutigen Dienstag in Berlin über die Fragen der Klimafinanzierung beraten. Ziel ist es, öffentliche und private Mittel besser zusammenzubringen. Die auf der letzten Weltklimakonferenz COP28 gegründete Green Guarantee Group (GGG) soll bis zur COP30 in Brasilien konkrete Empfehlungen entwickeln, wie der Einsatz von sogenannten "Green Guarantees" bei der Förderung grüner Investitionen vorangetrieben und ihre Wirksamkeit erhöht werden kann. Hintergrund ist die Verpflichtung der Industrieländer, bis zum Jahr 2025 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für Klimaschutzmaßnamen in Entwicklungsländern zu mobilisieren. Diese Verpflichtung braucht eine breite Geberbasis.
Laut Bundesregierung fließen bislang über 90 Prozent der grünen Investitionen weiterhin in Industrieländer, wodurch Klimaprojekte in Schwellen- und Entwicklungsländern stark unterfinanziert blieben. Die GGG versuche, dieses Ungleichgewicht zu beheben, indem sie Garantien als Schlüsselinstrument zur Mobilisierung und Hebelung von Privatinvestitionen und zur Beschleunigung einer nachhaltigen Entwicklung in den Mittelpunkt stellt.
"Um die Investitionssummen aufzubringen, die für den grünen Übergang weltweit benötigt werden, müssen wir uns auf allen Ebenen zusammenschließen. Auf nationaler und internationaler Ebene, aber auch im öffentlichen und privaten Sektor", sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). "Insbesondere grüne Garantien sind bekanntermaßen ein wichtiges Instrument, um privates Kapital in den grünen Wandel zu lenken, während öffentliche Haushalte kaum belastet werden."
Die Green Guarantee Group soll dabei helfen, die Nutzung grüner Garantien zu stärken und so private Investitionen in dringend notwendige, nachhaltige und klimafreundliche Technologien in Schwellen- und Entwicklungsländern zu mobilisieren.
Außenministerin Annalena Baerbock betonte, dass der Erhalt einer lebenswerten Erde nicht umsonst sei. Er koste viel Geld. Windräder müssten gebaut, Technologien weiterentwickelt, Flutschäden müssten vorgebeugt werden. "Und nicht nur in Europa stoßen die öffentlichen Haushalte damit an ihre Grenzen. Schon heute sind auf den Finanzmärkten enorme Summen verfügbar. Nur fließen die allermeisten grünen Investitionen in Industrieländer. Das ist nicht nur ungerecht, es ist auch nicht wirtschaftlich", erklärte sie.
Die Green Guarantee Group, deren Vorsitzender Lars-Hendrik Röller - ehemaliger Wirtschaftsberater von Angela Merkel - ist, wird laut Regierung auf ihrem Treffen etwa die Frage diskutieren, wie man die Stellschrauben des internationalen Finanzsystems so richtig drehen kann, dass Mittel dahin fließen, wo sie am wirksamsten sind. Auch gehe es darum, wie man intelligente Anreize so setzt, dass private Investoren ihr Geld dort einsetzen, wo Klimaschutzmaßnahmen den größten Mehrwert bringen. Ziel sei es, dass sich in Zukunft zum Beispiel auf dem afrikanischen Kontinent - wo zwar 60 Prozent der geeigneten Flächen sind - viel mehr als nur 1 Prozent der Solaranlagen finden, so Baerbock.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
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