Fundamentale Nachricht
16:59 Uhr, 12.04.2019

„Everything as a Service“

Von IT bis Immobilien: Die zunehmende Verlagerung hin zu Dienstleistungen erfasst MainFirst-Fondsmanager Frank Schwarz zufolge immer mehr Branchen.

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  • Adobe Inc.
    ISIN: US00724F1012Kopiert
    Kursstand: 271,820 $ (NASDAQ) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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Frankfurt (GodmodeTrader.de) - Gerüchten zufolge soll Apple bei seiner Keynote am 25. März unter anderem eine Konkurrenz-Plattform zu Netflix und Prime Video ankündigen. Dies wäre für den Konzern nach dem Erfolg von Apple Music nicht nur ein logischer Schritt, sondern stellt auch ein Indiz für einen strukturellen Trend dar: „Everything as a Service“. Gemeint ist ein fortschreitender Wandel – weg vom Vertrieb reiner Produkte, hin zu Dienstleistungen, wie Frank Schwarz, Fondsmanager des MainFirst – Global Equities Fund, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Schwarz ist überzeugt, dass das Geschäftsmodell „as a Service“ zukünftig branchenübergreifend dominieren könnte – und dass sich Investoren diese Entwicklung zunutze machen könnten. „As a Service“ als Geschäftsmodell habe bereits jetzt ganze Industrien revolutioniert. Laut dem Marktforschungsunternehmen Superdata beziehen heute knapp 74 Prozent der Verbraucher in den Vereinigten Staaten (USA) Filme und Serien über Streaming-Abos, bei Musik liege die Quote bei 64 Prozent. Ursprünglich stamme das Modell aus dem IT-Sektor, wo Software (Software-as-a-Service; SaaS) oder gleich ganze Plattformen (Platform-as-a-Service; PaaS) circa ab Beginn der 2000er Jahre zunehmend als Dienstleistungen vertrieben worden seien. Bekannte Beispiele seien hier etwa Salesforce, Microsoft Azure oder Adobe Systems, heißt es weiter.

„Die kommerziellen Vorzüge zeigen sich eindrucksvoll anhand von Adobe System. Das Unternehmen konnte seine Umsätze auf mehr als neun Milliarden Euro verdoppeln, seitdem es sein Vertriebsmodell ab Mitte 2013 auf SaaS umgestellt hat“, so Schwarz. Auch außerhalb der IT-Branche habe dieses Geschäftsmodell schnell Anklang gefunden – insbesondere dort, wo ebenfalls mit digitalen Gütern gehandelt werde, heißt es weiter.

Für den Kunden biete „as a Service“ vor allem Kostenvorteile. Zum einen eliminiere ein Service die Notwendigkeit hoher Anfangsinvestitionen, zum anderen werde das Produkt – ganz gleich ob Software, Datenbank oder Mediathek – fortlaufend upgedated. „Dank PaaS können Unternehmen ihre Kosten für Rechenzentren heute um bis zu 70 Prozent reduzieren. Gerade für Unternehmensgründungen kann dies ein existenzieller Vorteil sein: Anstatt Gelder in Millionenhöhe sammeln zu müssen, können Gründer ihre Ideen so teilweise mit viel bescheideneren Summen realisieren“, so Schwarz. Darüber hinaus bürge der Anbieter für die Sicherheit und Stabilität der Infrastruktur seiner Dienstleistung.

Auf der anderen Seite profitierten die Anbieter der Dienstleistungen insbesondere durch stabilere und konjunkturresistentere Umsätze. Ein Grund dafür: Das Modell schaffe eine stärkere Kundenbindung, indem eine höhere Abhängigkeit zum Service aufgebaut werde. „Wer beispielsweise als Spotify-Nutzer über Monate hinweg seine Lieblings-Songs in Handarbeit in Playlisten sortiert, überlegt sich zweimal, ob er zur Konkurrenz von Apple wechselt“, verbildlicht Schwarz. Darüber hinaus habe sich „as a Service“ als probates Mittel im Kampf gegen Raubkopien herausgestellt, mit denen vor allem die Musik-, Film- und Softwareproduzenten zu kämpfen hätten. Unter anderem aus diesem Grund würden heute auch Videospiele für die Konsolen von Sony und Microsoft im Abo-Modell „as a Service‘“ vertrieben. Von den Verbrauchern werde dies zunehmend angenommen, heißt es weiter.

Schwarz betont allerdings, dass „as a Service“ auch abseits von digitalen Produkten und Unterhaltungsmedien erfolgreich zum Einsatz kommen kann. „Unter den aufstrebenden Unternehmen im Bereich Wohnraum in Metropolen, für Büroflächen oder Car-Sharing-Modelle finden sich in erster Linie Dienstleister, etwa Uber und Lyft“, so Schwarz. Der Fondsmanager macht zudem auf das 2010 gegründete Unternehmen WeWork aufmerksam, das sogenannte „shared Workplaces“ bereitstelle und mittlerweile der größte Büroimmobilieneigentümer in New York und London sei. Ähnlich wie beim Gedanken einer „Sharing Economy“ ist es laut Schwarz insbesondere die jüngere Generation, die das Geschäftsmodell nicht nur akzeptiert, sondern sogar gegenüber klassischen Produkten bevorzugt.

Mit seinem Fonds, der Unternehmen mit strukturellem Wachstum bevorzugt, möchte Schwarz daher auch zukünftig in Unternehmen mit diesem Geschäftsmodell investieren. Schon heute verfolgten rund 20 Prozent der Portfoliounternehmen vergleichbare Praktiken, darunter Titel wie Amazon, Adobe, Salesforce, Netflix und Spotify, heißt es abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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