Kommentar
21:00 Uhr, 12.02.2019

Eurozone: Zerreißprobe droht

Politisch läuft es in Europa schon lange nicht mehr rund, schon gar nicht in der Eurozone. Die nächste Zerreißprobe steht nun an. Überlebt das die Eurozone?

Auf den ersten Blick könnte die Lage schlimmer sein. Zugegeben, Italien befindet sich in den Rezession. Dafür boomt Spanien nach wie vor und in Griechenland hat sich die Lage stabilisiert. Die große Krise ist vorbei. Trotzdem steht eine große Probe an.

Die Zerreißprobe ist nicht nur politisch. Die Politik wird am Ende aber entscheidend sein, ob die Eurozone die drohende Krise überlebt. Hier kann man so seine Zweifel haben. Es ist kein gutes Zeichen, wenn sich zwei Nachbarländer so zerstritten haben, dass sogar Botschafter abgezogen werden. So geschah es letzte Woche, als Frankreich seinen Botschafter aus Italien abzog.

Wenn schon in einigermaßen ruhigen Zeiten die Wogen so hochgehen, möchte man nicht wissen, wie handlungsfähig die Eurozone ist, wenn es brennt – und es brennt bzw. es wird bald brennen. Dafür sorgt die wirtschaftliche Entwicklung.

Die Arbeitslosigkeit ist in der Eurozone von mehr als 12 % im Jahr 2013 auf unter 8 % gesunken (Grafik 1). Das ist ein großer Erfolg. So niedrig war die Arbeitslosenrate nur selten. Sie ist allerdings ungleich verteilt. In Deutschland ist die historisch niedrig, in Italien nach wie vor hoch.


Hohe Arbeitslosigkeit ist Sprengstoff. Derzeit sieht allerdings alles noch in Ordnung aus. Die Geschäftserwartungen sind zwar so düster wie seit 5 Jahren nicht mehr, aber der Trend bei der Arbeitslosenrate stimmt noch. Man sieht sogar einen gewissen positiven Zusammenhang aus Wirtschaftserwartungen und Arbeitslosenrate. Je besser die Stimmung, desto höher ist die Rate.

Das macht natürlich zunächst wenig Sinn. Die Arbeitslosenrate ist aber ein träger Indikator und die Erwartungen spiegeln die Zukunft wider. Ist die Lage am düstersten, kann es nur besser werden. Je schlimmer die Situation gerade jetzt ist, desto besser der Ausblick. Irgendwann ist das Tal ja durchschritten.

Will man wissen, was das für die Arbeitslosigkeit heißt, wendet man einen einfach Trick an. Man betrachtet nicht die Arbeitslosenrate, sondern die Veränderung der Arbeitslosenquote. Das geschieht in Grafik 2. Gemessen am Einbruch der Geschäftserwartung müsste die Arbeitslosenrate bald kräftig steigen.

Die Erwartungen deuten nicht nur eine Wachstumsdelle an, sondern einen richtigen Abschwung. Überall in der Eurozone wird die Arbeitslosigkeit steigen. Dort, wo sie schon hoch ist, wie in Italien, kann man sich vorstellen, was dann los ist. Der Staat kann die Verschuldung nicht mehr in die Höhe treiben, wird es aber versuchen.

Viele Euroländer werden dagegen protestieren. Entweder lenkt Rom ein und die Krise verschlimmert sich auf dem Arbeitsmarkt oder die Regierung gibt Geld aus und riskiert den Bankrott. Beide Szenarien stellen den Währungsraum vor eine große Herausforderung. Ob die Eurozone daran zerbricht, kann man noch nicht abschätzen. Wenn sich die Aussichten nicht bald verbessern, steht die Eurozone relativ bald vor einer Zerreißprobe, die nicht weniger schlimm ist als 2012.

Clemens Schmale

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47 Kommentare

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  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Nicht Industrie und Bürger in einer Topf werfen. Der Durchschnittsdeutsche hat keine Lobby in diesem Land. ;)

    Die Griechenlandrettung war ja auch keine Rettung der Griechen. Kleiner aber feiner Unterschied. ;)

    10:04 Uhr, 14.02.2019
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Den Rest können Sie ja in meinen erbrachten Statistiken in den Links , lernen !!! LERNEN !!!!!🙏🙏🙏

    07:59 Uhr, 14.02.2019
  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Die Deutsche Industrie profitiert vom Euro, NICHT der Bürger. Der Euro ist nichts anderes als ein konstruierter Wettbewerbsvorteil. China wertet die eigene Währung ab, wir nehmen immer weitere kleine Staaten in Osteuropa auf. Dafür sind die USA hoch verschuldet im Ausland. Sie leben praktisch auf unsere Kosten. Man wird sehen wo es zuerst knallt. Auf jeden Fall nehmen die Spannungen zu.

    14:55 Uhr, 13.02.2019
    2 Antworten anzeigen
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Spielraum für Soliabschaffung und Steuererleichterungen ist nicht vorhanden ........ 10 Milliarden fehlen Scholz !

    Rückstellung für Neubürgers Sprachkurse und Versorgung ........... 93 ( !!!!! ) Milliarden !

    Wie gesagt , es gibt eigentlich nichts mehr zu sagen ...

    14:24 Uhr, 13.02.2019
    1 Antwort anzeigen
  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Ich denke hier wird etwas verwechselt. Deutsche Unternehmen profitieren vom Euro. Der 0815 Angestellte tut dies nicht.

    Die Verlockung des Euro war auch für die Südländer riesig. Durch Deutschland sind die Zinsen in der Gemeinschaft für alle plötzlich gesunken. Das hat den Immobilienboom dort ausgelöst. Die Rechnung kam dann hinterher, in dem Deutschland diese Länder praktisch an die Wand gespielt hat. Dank des für Deutschland billigen Euros könnte man sich nach der Finanzkrise Gut erholen. Manche Länder in der Eu haben nicht einmal Vorkrisen-Niveau erreicht.

    Und sozialistische Politik sehe ich nicht. Wenn die reichsten 8 Menschen soviel besitzen wie die ärmere Hälfte der Menschheit (Tendenz stark steigend), dann wird alles getan um den Laden am Leben zu halten. Und dann wird halt auch mal eine ganze Nation wie Griechenland zur Rettung des Finanzsystems geopfert.

    13:44 Uhr, 13.02.2019
    1 Antwort anzeigen
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Es gibt noch nicht mal mehr eine Diskussionsgrunldage .....

    Vermögensschock: Die Deutschen sind die armen Würstchen der EU

    Der Welt-Reichtums-Report zeigt, wie arm die meisten Deutschen wirklich sind. Von den Ländern der alten EU liegt nur Portugal hinter Deutschland. In den meisten Ländern besitzen die Bürger mehr als doppelt so viel Vermögen wie hierzulande ! https://www.stern.de/wirtschaf...

    https://www.welt.de/finanzen/a...

    https://www.gevestor.de/detail... In Europa grad mal noch platz 18 weltweit Loooooool pro Kopf Vermögen ! FAKTEN !

    13:35 Uhr, 13.02.2019
  • Market Impact
    Market Impact

    Fakt ist Deutschland profitiert am meisten vom Euro.

    Fakt ist die EU existiert solange sie eine Mehrheit will.

    Fakt ist daran ändern Kommentare von Möchtegern Ökonomen nichts!

    09:28 Uhr, 13.02.2019
    1 Antwort anzeigen
  • gebu
    gebu

    Jaja, der Euro ist die Ausgeburt des Boesen, mit der DM wuerde euch die Sonne aus dem Arsch scheinen.... Hier tummeln sich einige sehr eindimensionale Jammerlappen. Ich tippe mal, ihr könnt euch zu jedem x-beliebigen Thema so aufregen...

    03:00 Uhr, 13.02.2019
    3 Antworten anzeigen
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Was ich verlange , also nicht bitte , quasi ohne Diskussion , ohne Widerrede , alternativlos , schluss punkt aus , ist der Rücktausch € /DM 1:2 !!! Über die Reparationszahlungen an die Deutsche Bevölkerung für das menschenverachtende € Experiment mit Hochinflation , Zinsausfällen , Währungsabwertung , usw usw usw wird man sich dann Unterhalten müssen ,sowie über die Verurteilung heute noch lebender Verantwortlichen ! Ich muß nicht erwähnen das es KEINE Volksabstimmung damals gab !!! Zeit das Demokratie und RECHT wieder Einzug

    hällt !!

    21:46 Uhr, 12.02.2019
    2 Antworten anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Schaut aktuell nach Ärger aus in good old Europe, nach verdammt viel Ärger. Zwar ist auch anderswo auf der Welt ein geballtes Problemszenario aktiv, jedoch in der alten Welt ist die Kacke sprichwörtlich am dampfen. Extremer Streß zwischen Italien und Frankreich, ein Präsident in Paris dessen Truppen die Gelbwesten verstümmeln. Voraus der Brexit und vielleicht der Italexit. Falls Salvini alle geplanten Massnahmen umsetzen sollte, dann bleibt in der EU jedenfalls kein Stein auf dem anderen.

    21:34 Uhr, 12.02.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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