Kommentar
12:05 Uhr, 13.09.2005

Eurozone: Renten fast unverändert

Die Ölpreise haben in der letzten Woche auf breiter Front nachgegeben. Die rückläufigen Konjunktursorgen schlugen sich in den USA in wieder steigenden Anleiherenditen nieder. Dagegen gab es an den europäischen Rentenmärkten keine nennenswerten Veränderungen. Der Aufwärtstrend des Euro gegenüber dem US-Dollar wurde erst einmal unterbrochen.

Am amerikanischen Rentenmarkt haben sich nach den jüngsten Kursgewinnen die Renditen wieder etwas nach oben bewegt. Im Wochenverlauf erhöhte sich die Rendite zehnjähriger US-Treasuries um acht Basispunkte auf 4,12 Prozent. Dies ist aber immer noch ein vergleichsweise geringes Niveau angesichts einer Fed Funds Target Rate, welche nur gut 60 Basispunkte niedriger liegt. Wir gehen aber auch nicht davon aus, dass die Federal Reserve Bank ihren Zinserhöhungskurs bereits beenden will. Vielmehr rechnen wir damit, dass der Leitzinssatz am Jahresende bei 4,0 Prozent und damit nochmals 50 Basispunkte höher liegen wird als gegenwärtig. Dafür spricht vor allem die Tatsache, dass der Preisdruck sowohl auf der Produzenten als auch der Endverbraucherebene zunimmt, wenngleich er auch noch keine bedrohlichen Ausmaße angenommen hat. Etwas Entlastung könnte die Lage an den Rohölmärkten bringen. Nachdem die Regierungen verschiedener westlicher Länder angekündigt hatten, einen Teil ihrer strategischen Rohölreserven freizugeben, verringerten sich die Preise auf breiter Front. Für ein Barrel der Sorte Brent mussten zum Wochenschluss am Terminmarkt noch knapp 63 US-Dollar bezahlt werden, nachdem der Preis in der Spitze bei über 66 US-Dollar lag. Die Konjunktur in den Vereinigten Staaten zeigt sich von den verheerenden Folgen des Hurrikans Katrina bislang weitgehend unbeeindruckt. So kletterte der ISM-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor auf ein 16-Monatshoch. Die wöchentlich veröffentlichte Zahl der Arbeitsplatzsuchenden liefert bisher ebenfalls noch keine Anhaltspunkte für eine spürbare Eintrübung der Arbeitsmarktsituation. Eine Revision der Wachstumsprognosen erscheint uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedenfalls noch zu früh. Wir erwarten weiterhin eine Zunahme der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr von knapp vier Prozent, was zwar etwas weniger ist als im Vorjahr, aber immer noch eine beachtliche Steigerung darstellt. Größter Risikofaktor bleibt trotz der jüngsten Entspannung die Ölpreisentwicklung. Ein dauerhaft deutliches Absinken der Rohölpreise ist angesichts der gegenwärtig bestehenden Angebots- und Nachfragebedingungen nicht in Sicht.

Eurozone: Renten fast unverändert

Mit 3,06 Prozent rentiert die zehnjährige Bundesanleihe fast auf dem gleichen Niveau wie Ende letzter Woche. Die moderate Gegenbewegung des amerikanischen Bondmarktes wurde hierzulande nicht mitgemacht. Weder von Inflations- noch von Konjunkturseite gab es dabei in jüngster Zeit Impulse für die festverzinslichen Wertpapiere. Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich notierte im August mit 53,3 Punkten (Juli: 53,5 Punkte) wie erwartet leicht schwächer. In die Reihe erfreulicher Daten aus der deutschen Wirtschaft passten dagegen die zuletzt publizierten Auftragseingänge sowie die Industrieproduktion. Alles in allem bleibt das Bild eines moderaten Konjunkturaufschwungs im Euroraum erhalten, wobei die Anstöße von Seiten der Konsumnachfrage weiter ausbelieben. Für etwas Unsicherheit sorgt die anstehende Bundestagswahl. War es noch vor wenigen Wochen eine ausgemachte Sache, dass es am 18. September zu einem lupenreinen Machtwechsel hin zu einer schwarz-gelben Koalition kommen würde, so sprechen die jüngsten Umfragen tendenziell für eine große Koalition.

Euro gibt leicht nach

Nachdem an den Kapitalmärkten kurzzeitig davon ausgegangen wurde, dass die FED weitere Zinserhöhungen erst einmal auf Eis legen würde, ist die Zinserhöhungsfantasie inzwischen wieder zurückgekehrt. Abzulesen ist dies insbesondere am Devisenmarkt, wo der Höhenflug des Euro vorerst beendet wurde. Im Wochenverlauf büßte die Gemeinschaftswährung mehr als einen Cent gegenüber dem US-Dollar ein. In den nächsten Wochen erwarten wir aber eher eine Seitwärtsbewegung.

Ausblick:

Eine Vielzahl von Konjunkturdaten steht in den USA zur Veröffentlichung an. Da aber die Folgen der Naturkatastrophe in der Regel noch nicht berücksichtigt sind, ist deren Aussagegehalt nur von begrenztem Nutzen. Im Euroraum richten sich die Blicke auf die Sitzung der Europäischen Zentralbank am kommenden Donnerstag. Mit einer Zinserhöhung ist jedoch nicht zu rechnen. Allerdings dürften die Marktteilnehmer genau darauf achten, wie EZB-Präsident Jean-Claude Trichet die konjunkturelle Lage sowie das inflationäre Umfeld im Euroraum beurteilt.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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