Euroraum: Leichte Entspannung am Geldmarkt
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Während sich die Situation an den meisten Zinsmärkten inzwischen weitgehend normalisiert hat, sind die Renditen am europäischen Geldmarkt immer noch außergewöhnlich hoch. Für Dreimonatsgeld muss gegenwärtig über 4,6 Prozent bezahlt werden. Damit liegt der Satz deutlich über dem EZB-Leitzins. Allerdings zeichnet sich inzwischen eine - verglichen mit dem "Zinsgipfel" bei 4,8 Prozent - leichte Entspannung ab, die darauf hindeutet, dass die Liquidität im Interbankenhandel wieder zunimmt. Um den Normalzustand auszurufen, ist es aber noch verfrüht.
An den Rentenmärkten der Eurozone ist der Renditetrend dagegen weiter nach oben gerichtet. Binnen einer Woche erhöhte sich die Zehnjahresrendite um fast 10 Basispunkte. Auf Indexebene - gemessen am JPMorgan EMU Bond Index - führte dies zu einem Wertverlust von immerhin 0,4 Prozent. Seit Anfang August beläuft sich der Renditeanstieg inzwischen auf beachtliche 40 Basispunkte. Der Wertzuwachs seit Jahresanfang schrumpfte damit auf bescheidene 0,4 Prozent.
Der Anstieg der Nominalrenditen ist dabei auch ein Reflex auf gewachsene Inflationssorgen. Die impliziten Inflationserwartungen sind seit Anfang September spürbar gestiegen und liegen gegenwärtig im Zehnjahresbereich bei 2,15 Prozent. Der kräftige Goldpreisanstieg deutet ebenfalls auf erhöhte Inflationsgefahren hin. Die EZB dürfte dies zur Kenntnis nehmen und gegebenenfalls noch einen Zinsschritt nach oben durchführen.
Corporate-Bond-Markt belebt sich
Der Markt für Unternehmensanleihen festigt sich zusehends. In dem Maße wie bei den Marktteilnehmern das Vertrauen zurückkehrt, gehen die Risikoprämien (Spreads) zurück. Dabei eilen die Kreditderivate (iTraxx-Indizes) den eigentlichen Anleihen (Cash Bonds) deutlich voraus. Doch auch letztere konnten sich jüngst spürbar erholen, wie ein Blick auf den EMU-Corp-Index zeigt. Der Renditeaufschlag verringerte sich im Wochenverlauf um beachtliche neun Basispunkte. Gegenüber dem Hoch Mitte September steht damit nunmehr ein Rückgang um rund 20 Basispunkte zu Buche.
Ein weiteres untrügliches Zeichen für die Erholung des Corporate-Bond-Marktes ist die sich belebende Neuemissionstätigkeit, nachdem der Primärmarkt vor wenigen Wochen noch fast tot war. Im Blickpunkt standen in der letzten Woche vor allem die neu aufgelegten Schuldverschreibungen der deutschen Automobilhersteller VW und BMW mit jeweils fünfjähriger Laufzeit. Beide Anleihen stießen auf lebhafte Nachfrage der Investoren, was nicht zuletzt damit zu tun haben dürfte, dass beide Emittenten einen signifikanten Renditeaufschlag gegenüber Alt-Bonds mit vergleichbarer Laufzeit bieten. Am Sekundärmarkt verringerten sich die Spreads jedoch binnen kurzem, was für die wieder neu gewonnene Stärke dieses Anleihesegments spricht
US-Banken planen Gründung eines Auffangfonds
Am Wochenende wurde berichtet, dass mehrere amerikanische Großbanken (u.a. Citigroup, J.P. Morgan Chase, Bank of America) offenbar die Schaffung eines Notfallfonds planen. Dieser bis zu 100 Mrd. US-Dollar schwere Fonds soll verhindern, dass mögliche Finanzmarktturbulenzen zu einer realwirtschaftlich kritischen Kreditklemme führen.
Im Zentrum der Überlegungen steht ein "Super-Conduit". Conduits sind von Banken gegründete Zweckgesellschaften (Structured Investment Vehicle, kurz: SIV), die am Kapitalmarkt zu günstigen Konditionen Geld aufnehmen und die Mittel dann in höher verzinste Anleihen (z.B. US-Hypothekendarlehen) investieren. Im Zuge der US-Subprime-Krise ist eine ganze Reihe dieser Conduits dann in Schwierigkeiten geraten, da die Mittelaufnahme wegen Zweifeln an deren Kreditqualität nicht mehr möglich war. Der Plan ist jetzt, einen Auffangfonds ("Master-Liquidity Enhancement Conduit") zu gründen, der die von den SIVs gehaltenen Hypothekenanleihen aufkauft. Damit soll verhindert werden, dass Conduits bei neuerlichen Schwierigkeiten ihre Vermögenswerte in großem Umfang auf den Markt werfen und damit neue Verwerfungen im Finanzsystem erzeugen. Das gesamte noch ausstehende Volumen der Conduits beträgt über 300 Milliarden US-Dollar.
Am Markt wurden diese Meldungen mit Wohlwollen aufgenommen, da durch einen solchen Auffangfonds die Risiken auf mehreren Schultern verteilt werden. Andererseits ist es aber auch Indiz dafür, dass die Vertrauenskrise immer noch nicht vollständig ausgestanden ist.
Ausblick Die Quartalsberichtsaison dürfte auch in dieser Woche der wichtigste Taktgeber für die Kapitalmärkte sein. Daneben stehen auch einige wichtige Konjunkturzahlen auf der Agenda. Für die USA dürften neben diversen Immobilienmarktdaten vor allem die Verbraucherpreise im Mittelpunkt des Interesses stehen. In Europa wird sich der Blick vor allem auf den ZEW-Index richten. Nach vier Rückgängen in Folge könnte es im Oktober zu einer leichten Verbesserung kommen, da sich die Lage an den Finanzmärkten wie beschrieben doch deutlich verbessert hat.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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