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10:13 Uhr, 23.09.2024

Euroraum-Aktivität im September deutlich niedriger als erwartet

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones) - Die Aktivität in der Privatwirtschaft des Euroraums ist im September deutlich niedriger als erwartet gewesen. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) der Produktion im verarbeitenden und nicht-verarbeitenden Gewerbe sank auf 48,9 (August: 51,0) Punkte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten lediglich einen Rückgang auf 50,6 Punkte prognostiziert. Der Industrie-PMI ging auf 44,8 (45,8) Punkte zurück. Erwartet worden waren 45,6. Die Service-PMI verringerte sich auf 50,5 (52,9) Punkte. Volkswirte hatten einen Stand von 51,0 erwartet.

"Die Eurozone-Privatwirtschaft ist im September erstmals seit sieben Monaten wieder geschrumpft. Mit dazu beigetragen hat der stärkste Rückgang der Auftragseingänge seit Januar", heißt es in einer Mitteilung von S&P Global. Da auch die Auftragsbestände mit beschleunigter Rate abgenommen hätten und die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist auf ein Zehn-Monats-Tief gesunken seien, habe sich auch der Stellenabbau fortgesetzt. Gleichzeitig sorgte demnach die Nachfrageschwäche dafür, dass sich der Anstieg der Ein- und Verkaufspreise abschwächte.

Auch die PMIs der beiden größten Euro-Länder gaben nach: Der deutsche auf 47,2 (48,4) Punkte und der französische auf 47,4 (53,1). Letzteres war eine sehr negative Überraschung, Volkswirte hatten lediglich einen Rückgang auf 51,9 prognostiziert. Auslöser war der Absturz des Service-PMI auf 48,3 (55,0) Punkte.

"Die Eurozone steuert auf eine Stagnation zu. Mit dem Wegfall des Olympiaeffektes, der das Schwergewicht Frankreich im August noch nach oben gezogen hatte, ist der Composite PMI im September so kräftig gefallen wie zuletzt vor 15 Monaten", befindet Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Angesichts der erneut rapiden Rückgänge bei den Neuaufträgen sowie bei den Auftragsbeständen brauche es nicht viel Phantasie, um sich eine weitere Abschwächung der Wirtschaftsleistung vorzustellen.

Der Ökonom kalkuliert, dass die schwächere Inflation im Dienstleistungssektor aus Sicht der Europäischen Zentralbank (EZB) eine gute Nachricht sei. "Berücksichtigt man zusätzlich die sich verschärfende Rezession im verarbeitenden Gewerbe und die nahezu stagnierende Entwicklung im Dienstleistungssektor, könnte eine weitere Zinssenkung im Oktober entgegen den bisherigen Markterwartungen durchaus auf der Tagesordnung stehen."

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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