Europäische Aktien könnten andere Märkte outperformen
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
„Das Wachstum der Unternehmensgewinne könnte in Europa unsere derzeitige Prognose von 35 Prozent übertreffen und Ende 2021 wieder das Vorpandemieniveau erreichen“, schreibt Paul Doyle, Leiter für europäische Aktien außerhalb Großbritanniens, in einem aktuellen Kommentar. Der Experte verweist auf eine Prognose der US-Bank Goldman Sachs. Diese gehe von durchschnittlich vier Prozent Gewinnwachstum in Europa ab 2023 aus. Zum Vergleich: Zwischen 2007 und 2019 habe dieser Wert der Bank zufolge nur bei 0,1 Prozent gelegen.
Ein weiterer Grund für eine mögliche Outperformance europäischer Aktien sei die Struktur des Marktes. Doyle gibt zu bedenken, dass der hiesige Markt im Vergleich zu anderen weniger Wachstumsunternehmen beheimate, sondern vor allem zyklische Value-Werte. Insofern besitze er eine kurze Zinsbindungsdauer (Duration) und könne relativ betrachtet profitieren, falls die Zinsen steigen sollten. Zudem seien die Gewinnprognosen für zyklische Unternehmen gestiegen, die für konjunkturunabhängigere Firmen hingegen gesunken.
Neben diesen Europa-spezifischen Faktoren sieht Doyle verschiedene positive Treiber, die Aktien insgesamt zugutekommen sollten. Dazu gehört das globale Wirtschaftswachstum, das sich bis zum Sommer 2022 auf einem Niveau von etwa fünf Prozent normalisiert haben dürfte und damit nach wie vor hoch wäre. „Der Konsum wird stark bleiben, da die Haushalte beginnen, die Ersparnisse auszugeben, die sie während der Lockdowns gebildet haben. Dabei wird sich die Konjunkturdynamik von Produkten zu Dienstleistungen verschieben., schreibt der Experte. Allein US-Haushalte hätten seit März 2020 zusätzliche Ersparnisse in Höhe von 2,6 Billionen Dollar aufgebaut, die bald in den Wirtschaftskreislauf fließen könnten. Um der damit einhergehenden steigenden Nachfrage gerecht zu werde, würden Firmen ihre Investitionen hochfahren.
Gleichzeitig griffen Fiskalmaßnahmen wie beispielsweise der Wiederaufbaufonds und der Next Generation Plan der Europäischen Union. Doyle zitiert den Internationalen Währungsfonds, der zwischen 2022 und 2026 für die Industrieländer zyklisch adjustierte Budgetdefizite von durchschnittlich 2,6 Prozent erwarte. Zwischen 2014 und der Pandemie seien es nur 1,1 Prozent gewesen.
Mögliche Wehrmutstropfen wie die Entwicklung der Pandemie oder der Inflation hat Columbia Threadneedle zwar im Auge, erkennt darin jedoch keine allzu großen Risiken. Bezüglich der Pandemie verweist Doyle auf die Impfstoffe, von denen bis Ende 2021 rund zehn Milliarden Dosen produziert werden dürften. „Die werden genügen, um bis Anfang 2022 den Großteil der Weltbevölkerung zu schützen. Damit sinkt die Gefahr weiterer Lockdowns.“ Der jüngste Inflationsanstieg sei von einzelnen Segmenten getrieben, etwa Gebrauchtwagen, Hotels und Flugtickets. Im Gegensatz dazu gehe der Lohnindex der Atlanta Fed zurück. „Das bedeutet, dass die Preiserhöhungen nicht auf die Löhne durchschlagen.“
Daraus schlussfolgert Doyle: „Aktien werden vermutlich trotz ihrer nicht eben günstigen Preise Anleihen weiterhin übertreffen.“ Chancen gebe es vor allem bei zyklischen Werten.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.