Kommentar
08:23 Uhr, 10.06.2004

Europa: Rückgang der Risikoscheu

Großbritannien

Dies war für britische Aktien eine ruhige Börsenwoche. Die aufgrund eines sinkenden Ölpreises und einer Vielzahl ermutigender Wirtschaftsdaten allmähliche Rückkehr des Kaufinteresses an Risikopapieren löste einen Kursanstieg des Marktes aus. So legten der FTSE 100- und der FTSE Mid 250-Index in einheimischer Währung 1,4 bzw. 12 Prozent zu.

Am Markt kursierten Gerüchte um ein US-Gerichtsverfahren mit GlaxoSmithKline aufgrund eines angeblichen Fehlers des Unternehmens hinsichtlich der vollständigen Darstellung der Nebenwirkungen bei einem seiner Arzneimittel. Diese Geschichte wirft ein Schlaglicht auf das nach wie vor bestehende Prozessrisiko, das eine Vielzahl von Branchen beeinträchtigt. Solche Risiken sind schwer einzupreisen.

Wir waren in Marks & Spencer nicht positioniert, als die geplante Übernahme angekündigt wurde. Angesichts der Vielzahl möglicher Szenarien haben wir unsere Untergewichtung aus Gründen der Risikoreduzierung jedoch nun abgeschwächt.

USA

Da die Einigung der OPEC über eine Anhebung der Förderquote zu einem Rückgang des Ölpreises führte und die jüngsten Beschäftigtenzahlen einen ermutigenden Eindruck machen, zogen US-Aktien in der letzten Woche deutlich an. Der S&P 500- und der NASDAQ-Index legten in USD um 1,8 bzw. 1,7 Prozent zu.

Die enttäuschenden Handelszahlen einer Vielzahl von Halbleiterunternehmen haben Besorgnisse um die Gewinnzahlen von Intel ausgelöst. Das Unternehmen beruhigte die Anleger jedoch mit sehr guten Ergebnissen. Diese waren durch hohe Umsätze in Flash Memory-Chips (jenem Format, das am häufigsten in Funktelefonen verwendet wird) angekurbelt worden.

Am Monatsende findet die nächste Sitzung der US-Notenbank statt. Da in der kommenden Woche sowohl die Zahlen zur Erzeuger- als auch zur Verbraucherpreis-Inflation anstehen, wird der Markt diese Zahlen im Hinblick auf Signale für das Ausmaß der wahrscheinlichen Zinserhöhung genau untersuchen.

Europa

Trotz dünner Handelsvolumina stiegen europäische Aktien in dieser Woche - ausgehend von einem günstigen Bewertungsniveau - aufgrund des Rückgangs der zuletzt gezeigten Risikoscheu an. Der FTSE World Europe ex. UK-Index beendete die Woche in EUR 1,8 Prozent fester.

Größere Unternehmen profitierten von allgemeinen Verlagerungen bei der Asset Allocation hin zu Aktien und entwickelten sich in dieser Woche besser als ihre kleineren Pendants.

Das sich aufhellende wirtschaftliche Umfeld in Europa stimmt uns in Verbindung mit dem hohen Gewinnwachstumspotenzial und dem günstigen Bewertungsniveau der Region auf mittlere Sicht zuversichtlich.

Der kurzfristige Anstieg könnte wegen des hohen Neuemissionsvolumens jedoch begrenzt ausfallen. Der prominenteste dieser Börsengänge - die Postbank - kam wegen der als schlecht vorbereitet angesehenen Platzierung in der Presse schlecht weg.

Japan

Im Verlauf einer weiteren, durch stetige Kursgewinne gekennzeichneten Börsenwoche stiegen der TOPIX- und der JASDAQ-Index in JPY um 1,0 bzw. 1,5 Prozent an.

Es ist weiterhin schwierig Trends zu identifizieren, jedoch haben sich in den letzten Wochen internationale Investoren wieder am Markt engagiert. Aus diesem Grunde sind die Handelsvolumina angestiegen.

Das wirtschaftliche Umfeld verbessert sich weiter. Da in den Unternehmen der lang anhaltende Schuldenrückzahlungsprozess allmählich zu Ende geht, stehen nun wahrscheinlich auch wieder Mittel für Investitionsausgaben zur Verfügung. Dies deutet in Verbindung mit einer zuletzt sehr guten Umfrage unter den Privathaushalten darauf hin, dass sich die Konjunkturerholung weiter verstärken wird.

Deshalb haben wir in auf den Binnenmarkt ausgerichteten Branchen wie Bauunternehmen und Immobilienwerten zugekauft. Darüber hinaus haben wir unsere Branchenstrategie unverändert beibehalten.

Asien & Schwellenländer

Asien wurde von der globalen Kurserholung der letzten Woche nicht erfasst. Der FTSE World Asia Pacific ex. Japan-Index notierte zum Ende der Woche in USD seitwärts. Dabei tendierten insbesondere Korea und Taiwan wegen der anhaltenden Besorgnisse um das Wirtschaftswachstum in China und die US-Leitzinsen schwach.

Wir halten die jüngste Verkaufswelle in Taiwan für übertrieben, da die globale Wirtschaft nun durch eine Ankurbelung der Binnenkonjunktur angetrieben wird. Ebenso wie Korea und Hongkong zählt Taiwan zu unseren am stärksten übergewichteten Positionen.

Auf Branchenebene haben wir Telekommunikationstitel zugekauft, da dieses Marktsegment hohe Cashflows, sehr gute Marktpositionen und attraktive Dividenden bietet.

Nach der zuletzt unterdurchschnittlichen Tendenz Asiens gegenüber Lateinamerika ziehen wir eine Verringerung unserer Gewichtung in der letztgenannten sowie eine Anhebung unserer Ausrichtung auf die erstgenannte Region in Betracht.

Anleihen

Die amerikanischen Beschäftigungszahlen zeigen, dass die Wirtschaft im Mai weitere 248.000 Arbeitsplätze geschaffen hat. Der Markt berücksichtigt daher in seinen Kursen eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine US-Zinserhöhung um 0,50 Prozent bis Ende Juni. Deshalb stiegen die Renditen von Staatsanleihen an allen bedeutenden Märkten an.

Im Rahmen unserer Staatsanleihen-Portfolios bleiben wir bei der Duration short positioniert, weil wir glauben, dass der Markt die möglichen Anhebungen der Inflationszahlen im Verlauf des Sommers in seinen Kursen noch nicht berücksichtigt hat. Die in dieser Woche veröffentlichten Zahlen zu den Erzeugerpreisen sowie die demnächst anstehende Bekanntgabe der Verbraucherpreise könnten dafür sorgen, dass die Renditen erneut ansteigen.

Quelle: Threadneedle

Die britische Fondsgesellschaft Threadneedle Investments wurde 1994 gegründet und hat in Deutschland derzeit 26 Fonds im Angebot. Das verwaltete Anlagevolumen beträgt rund 85,1 Mrd. Euro (Stand: 31.03.2004). Die Gesellschaft verdient sich regelmäßig Höchstnoten von verschiedenen Rating-Agenturen.

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