Europa profitiert vom "Grün"
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China ist – weit über die aktuellen Handesspannungen hinaus – das Thema dieses Jahrhunderts. Sein rasantes Wachstum hat Anleger aus aller Welt lange Zeit fasziniert – anders als Europa, das in den letzten Jahren immer wieder enttäuscht hat. Aufgrund der Unruhen in Hongkong könnte sich dieser Trend jedoch ins Gegenteil verkehren. Die Situation in der Sonderverwaltungszone ist nicht nur eine Frage der im Westen so hoch geschätzten grundlegenden Freiheiten. Hongkong fungiert auch nach wie vor als Brücke der internationalen Finanzmärkte nach China. Weder Shenzhen noch Shanghai haben es vermocht, den Inselstaat zu ersetzen. Deshalb ist die politische Frage für die Regierung in Peking auch so schwer zu lösen. Ohne offene und freie Kapitalmärkte wird China nie wirklich im modernen und globalen Kapitalismus ankommen. Sollte Hongkong weiter im Chaos versinken, wird sich die internationale Anlegerschaft von China abwenden. Eine Rückbesinnung auf „ruhigere“ und weniger „feindliche“ Gefilde wäre dann gut möglich. Die jüngsten Kursabstürze an der Hongkonger Börse (Art Go, Kasen International und Tibet Water) zeugen aber auch von den Übertreibungen bei den Bewertungskennzahlen wie beim chinesischen Wachstum, das allerdings schon seit zehn Jahren an Fahrt verliert.
Die Chinesen könnten zwar erwidern, dass das Gras auf der anderen Seite auch nicht grüner ist, doch in Europa ist es heute zumindest saftiger und auch besser gepflegt. Die am letzten Freitag veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes belegen, dass die europäische Wirtschaft wieder aufholt. Bei den politischen Themen droht keine weitere Zuspitzung. Eine gute Governance, unternehmerische Freiheit, die freie Kommunikation und das grüne Gewissen der Europäer bieten Anlegern, die auf die Qualität ihrer Investments Wert legen, gute Rahmenbedingungen und eine gewisse Sicherheit.
Denn „Grün“ wird das zweite Jahrhundertthema werden, und es ist Europa, das sich zum ‚grünsten‘ Kontinent der Welt mausert; seine Politiker gehen die größten Verpflichtungen ein. „Grün“ wird zum Leitmotiv unseres Alltags, unserer Wirtschaft und der Finanzwelt werden. Erst kürzlich prophezeite ein Topmanager einer großen Bank: „Wenn das Finanzwesen binnen fünf Jahren nicht grün geworden ist, dann ist sein Ende besiegelt.“ Diese Aussage war umso pointierter, als ausgerechnet dieses französische Finanzinstitut lange Zeit inoffiziell als die „grüne Bank“ firmierte.
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