Kommentar
15:43 Uhr, 31.01.2005

Euroland: Wenig Optimismus zu Jahresbeginn

1. Die wirtschaftliche Stimmung (Economic Sentiment) in Euroland hat sich im Januar leicht von nach unten revidierten 100,2 Punkten auf 100,6 Punkte verbessert. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (Median: 100,6 Punkte) getroffen, unsere hingegen etwas unterschritten (100,8 Punkte). Erwartungsgemäß hat sich das Dienstleistungsvertrauen deutlich verbessert (13 Punkte), und auch der Einzelhandel zeigt sich etwas zuversichtlicher (-6 Punkte). Während die Stimmung der Konsumenten unverändert blieb (-13 Punkte), trübte sie sich in der Bauwirtschaft (-14 Punkte) und in der Industrie (-5 Punkte) ein.

2. Etwas enttäuschend war die Entwicklung im Verbrauchervertrauen, das nun seit September unverändert bei -13 Punkten und unter dem langjährigen Durchschnitt liegt (Schaubilder im Anhang). Die von Bloomberg befragten Volkswirte hatten nämlich wie auch wir eine Verbesserung erwartet. Die Erwartungen bezüglich der finanziellen Situation und der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung verharrten auf dem Vormonatsniveau, während sich die Sparabsichten verschlechterten und die Erwartungen bezüglich der Arbeitslosigkeit verbesserten. Für Euroland als Ganzes zeichnet sich keine Wende im Konsum ab. Interessant aber, dass Deutschland im Januar den größten Sprung nach vorne machte, während Frankreich den größten Rückschlag verzeichnete.

3. Wir waren zwar für das Industrievertrauen mit unserer Prognose einer Seitwärtsbewegung schon pessimistischer als der Consensus, doch es kam sogar noch schlimmer, es sank. Immerhin befindet es sich mit einem von der EU-Kommission bezifferten Wert von -4,5 Punkten exakt auf der Rundungsgrenze. Während sich die Beurteilung der Auftragsbestände geringfügig verbesserte, wurde der Lagerdruck als unverändert eingestuft, die Produktionserwartungen sogar deutlich zurückgenommen.

4. Im Januar bietet sich der Blick auf die Quartalserhebungen an, und auch dieser war ernüchternd. Die Exporterwartungen, die einen guten Gleichlauf zur Exportentwicklung haben, brachen um 6 Punkte auf den schlechtesten Wert seit dem ersten Quartal 2004 ein. Dies deutet auf eine schwächere Exportentwicklung im ersten Quartal hin. Die Produktionskapazitäten wurden in etwas stärkerem Umfang als zu hoch eingestuft wurden. Dieser Indikator steht im Zusammenhang mit der Investitionsaktivität und deutet auf eine nur moderate Belebung der Anlageinvestitionen hin.

5. Fügt man dies zusammen, so bestätigt sich unser Bild einer schwachen konjunkturellen Entwicklung zu Beginn des Jahres 2005. Geringeren Impulsen von der Weltwirtschaft stehen dabei zwar durchaus zusätzliche Stimuli von der Binnennachfrage gegenüber, doch diese sind zunächst nicht stark genug, um die geringere Schubkraft der Exporte auszugleichen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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