Kommentar
18:43 Uhr, 02.08.2004

Euroland: Langsame Fahrt voraus

Euroland hinkt weiter der guten Weltkonjunktur hinterher. Während in Deutschland nach wie vor der Export die treibende Kraft des Verarbeitenden Gewerbes ist, profitiert in Frankreich der Industriesektor in einem erheblichen Maß von der robusten heimischen Nachfrage. In Italien ist zum einen die Binnennachfrage recht schwach, zum anderen profitiert das Land auch weniger stark vom globalen Aufschwung als in früheren Zyklen, da der relative Anstieg der italienischen Produktionskosten zu Wettbewerbsnachteilen geführt hat.

Weiterhin Sorgen bereitet vor allem in Deutschland der Private Konsum, der durch die Diskussion um Gesundheitsreformen, Mehrbelastungen sowie die sich nur langsam verbessernde Arbeitsmarktsituation schwach bleibt. Der "Siemens-Deal" ist langfristig aber ein Meilenstein in Richtung Arbeitsmarktflexibilisierung und Arbeitsplatzsicherung, sofern der eingeschlagene Weg konsequent fortgeführt wird.

Insgesamt gehen wir für Euroland in den kommenden Monaten von einer Seitwärtsbewegung der wirtschaftlichen Entwicklung aus. Die gegenwärtig etwas anziehende Inflation sollte kein Grund für die EZB sein, ihre lockere Geldpolitik schnell zu beenden. Die Konjunktur kommt nur langsam in Fahrt, während die Inflationsrate niedrig bleibt.

Bewertung weiter attraktiv

Die Börsen sind immer noch zwischen guten Konjunkturdaten und besser als erwarteten Unternehmensgewinnen einerseits und der Belastung durch den im letzten Monat wieder deutlich angestiegenen Ölpreis andererseits hin und her gerissen. Damit hält die im März begonnene Konsolidierungsphase weiter an, was wir langfristig als gesunde Entwicklung betrachten. Dennoch dürfte es im dritten Quartal zu einem Ausbruch nach oben aus der gegenwärtigen Trading-Range kommen. Die noch immer moderaten Zinsen am langen Ende wirken weiter als Unterstützung für den Aktienmarkt. Obwohl die technischen Trendindikatoren noch keine klaren Einstiegssignale liefern, haben sie doch ihre Bodenbildungsphase abgeschlossen und sollten bei leicht steigenden Kursen wieder Kaufsignale generieren. Auch der Pessimismus der Anleger spricht dafür, dass die Risiken im Wesentlichen bereits in den momentanen Kursen eingepreist und eher Überraschungen nach oben zu erwarten sind.

Neben dem besonderen Zyklus in USWahljahren, der für ein positives zweites Halbjahr am amerikanischen Aktienmarkt spricht und sich auch positiv auf die Börsen in Euroland auswirken sollte, deuten auch die attraktiven Bewertungsindikatoren auf weiter steigende Kurse hin. Versicherungsaktien halten wir dabei aufgrund ihrer günstigen Bewertung für besonders aussichtsreich. Übergewichtet bleiben wir zudem in Technologie- und Growth-Titeln, deren positive Wachstumsaussichten in den Ergebnissen bestätigt wurden, sowie in zyklischen Werten, die von den weiter gut erwarteten Konjunkturdaten profitieren sollten.

Moderater Zinsanstieg erwartet

Im Sog der US-Renditen haben sich auch die Renditen in Euroland nach dem Anstieg auf 4,5 Prozent im Mai wieder bis auf 4,3 Prozent im Juli abgeschwächt, obwohl die Konjunkturdaten in Euroland in der letzten Zeit sogar eher positiv überrascht haben. Auslöser hierfür war ein überraschend schwacher Arbeitsmarktbericht in den USA, der wieder Zweifel an der Robustheit des amerikanischen Aufschwungs aufkommen lassen hatte. Aufgrund unserer optimistischen Konjunktureinschätzung für die USA und im Zuge dessen auch für Euroland erwarten wir auf Sicht der nächsten Monate einen moderaten Zinsanstieg. Unsere gegenwärtige Durationsausrichtung ist somit wie in den USA gegenüber der Benchmark rund 0,5 Jahre untergewichtet.

Quelle: Activest

Activest, die Investmentgruppe der HypoVereinsbank, entstand durch Zusammenlegung der Activest Institutional Investmentgesellschaft mbH und Activest Investmentgesellschaft mbH zum 01. Juli 2002. Zusammen mit der Activest Luxembourg S.A. werden mehr als 18,4 Mrd. Euro in 164 Publikumsfonds für Privatkunden und rund 30,8 Mrd. Euro in 345 Spezialfonds für institutionelle Anleger verwaltet (12/2002). Damit zählt die Gesellschaft zu den größten und erfahrensten Kapitalanlagegesellschaften in Deutschland und kann auf eine mehr als dreizehnjährige Erfahrung im Publikumsfondsbereich und einundvierzigjährige Erfahrung in der institutionellen Vermögensverwaltung zurückgreifen.

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