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23:16 Uhr, 21.12.2012

Eurokrise im Überblick: Zypern nächster Pleitekandidat!

Wochenende, 15./16. Dezember:

ESM-Chef Klaus Regling sieht "gute Fortschritte" in der Euro-Krise. "Es dauert noch zwei oder drei Jahre, dann haben alle Euro-Länder Haushaltsdefizite unter drei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts, und sie sind auf gutem Wege zu einem ausgeglichenen Haushalt", sagte Regling dem Nachrichtenmagazin "Focus". Man habe "gut die Hälfte" der Arbeit erledigt. Auch die Wettbewerbsfähigkeit der Krisenstaaten verbessere sich.

Finnlands Notenbankpräsident Erkki Liikanen sieht eine Entspannung in der Eurokrise. "Es ist definitiv ein gutes Zeichen, dass sich die Finanzmärkte seit dem Sommer stabilisiert haben. Die Unterschiede bei den Finanzierungskosten in einzelnen Euro-Ländern sind geringer geworden. Sorgen bereitet uns hingegen die konjunkturelle Entwicklung", sagte Liikanen der "Welt am Sonntag".

Griechenland beschleunigt Privatisierungen und rechnet mit Erlösen von 15-25 Milliarden Euro, wie die Sonntagszeitung "To Vima" berichtet. Nach den jüngsten Beschlüssen der Eurogruppe dürfte das Interesse von Investoren zulegen, vermutet die Regierung.

Griechenland will den Kampf gegen Steuerhinterziehung deutlich intensivieren, wie griechische Medien berichten.

Montag, 17. Dezember:

Der finnische Notenbankpräsident Erkki Liikanen sieht in einer möglichen Pleite einer großen Bank immer noch eine Gefahr für das globale Finanzsystem. "Die Welt wäre besser vorbereitet als früher, aber nicht vollständig gewappnet", sagte er der "Welt". Positiv sei, dass die Banken heutzutage besser kapitalisiert sind.

Medienbericht: Italiens Ministerpräsident Monti wird sich bei den nächsten Wahlen nicht als Kandidat aufstellen lassen.

Moody's: Die Schuldensituation in Griechenland ist weiterhin nicht tragbar.

Zypern geht möglicherweise schon bald das Geld aus. Nach Angaben aus dem Finanzministerium müssen Regierungsangestellte in diesem Monat höchstwahrscheinlich auf ihr Gehalt verzichten. Staatssekretär Christos Patsalides rief Staatsunternehmen dazu auf, der Regierung rund 250 Millionen Euro aus ihren Pensionsfonds zu leihen.

Dienstag, 18. Dezember:

Irland erhält weitere 890 Millionen Euro aus dem Rettungspaket der internationalen Geldgeber. Der IWF hat die Auszahlung freigegeben, weil das Land an der Umsetzung der Reformen festhalte. Gleichzeitig fordert der Währungsfonds aber weitere Reformen im Finanzsektor, um die irischen Banken zu stärken.

FAZ: Die Rettung Griechenlands birgt nach Einschätzung der Troika "sehr große" Risiken. Es sei immer noch möglich, dass das Mittelmeerland seinen Verpflichtungen nicht nachkomme, heißt es in einem Bericht.

Nach Ansicht von Wolfgang Franz, Chef der Wirtschaftsweisen, ist die Krise keinesfalls überstanden. Das schwerwiegendste Problem sei die hohe Jugendarbeitslosigkeit, insbesondere in Spanien und Griechenland, sagte er dem "Handelsblatt".

Nach Angaben der spanischen Notenbank ist der Anteil der faulen Kredite bei den spanischen Banken im Oktober auf 11,23 Prozent gestiegen, von 10,7 Prozent im Vormonat. Volumen der faulen Kredite steigt um 4,1 Prozent auf 189,7 Milliarden Euro.

S&P erhöht das Bonitätsrating von Griechenland um mehrere Stufen von SD auf B-. Ausblick stabil.

Mittwoch, 19. Dezember:

Nach Ansicht von EZB-Chefvolkswirt Peter Praet darf beim eingeschlagenen Reform- und Sparkurs in der Eurozone auch 2013 nicht nachgelassen werden. "Wir müssen diesen Weg weitergehen. Es gibt kein Zurück", sagte er der Zeitung "Le Figaro".

Neue Streiks in Griechenland: Aus Protest gegen geplante Entlassungen haben die Staatsbediensteten ihre Arbeit niedergelegt. Schulen, Ministerien und Steuerämter sowie Behörden der Städte sollen geschlossen bleiben.

Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hält einen Austritt Italiens aus der Eurozone für eine Option. Italien könnte zur Aufgabe der Gemeinschaftswährung gezwungen sein, sollte die EZB nicht größere Vollmachten erhalten, um die staatlichen Refinanzierungskosten zu senken, sagte er laut Reuters.

Griechenland: Rendite für 10-jährige Staatsanleihen sinkt auf den tiefsten Stand seit März 2011.

Die Euro-Rettungsfonds EFSF und ESM planen für das kommende Jahr eine Kapitalaufnahme von bis zu 69 Milliarden Euro.

Fitch: Das schwache Wirtschaftswachstum wirkt sich negativ auf den Ausblick für das Rating der Niederlande aus.

Regierungssprecher Seibert dementiert Berichte wonach Italien einen Austritt aus dem Euro vorbereitet.

Kreise: Klage gegen EZB-Anleihenkäufe vor dem Europäischen Gerichtshof gescheitert.

Donnerstag, 20. Dezember:

Griechenland: Finanzminister Yannis Stournaras rechnet für das Ende des kommenden Jahres mit der Trendwende. "Wir können es nächstes Jahr schaffen, wenn wir zu den Reformen stehen, die wir mit EU und IWF vereinbart haben", sagte er der "Financial Times".

Süddeutsche Zeitung:Der IWF weigert sich, das Hilfspaket für Zypern in der bisher diskutierten Form mitzutragen und fordert stattdessen einen Schuldenschnitt. Anderenfalls werde das Land auch nach Abschluss aller Reformen nicht in der Lage sein, seine Zinslast zu tragen, so der IWF.

Griechenland: Nach Ansicht von Finanzminister Yannis Stournaras ist ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone noch nicht abgewendet. Die bisherigen Maßnahmen seien noch nicht ausreichend, um einen Verbleib zu sichern, sagte er in einem Interview mit der "Financial Times". Viel hänge auch davon ab, ob die Regierung den harten Kurs angesichts möglicher sozialer Unruhen fortsetzen könne.

Irland: Arbeitsminister Richard Bruton fordert bessere Bedingungen für die Rettungskredite. Angesichts der vorbildlichen Umsetzung der Auflagen für die Hilfen erwarte Irland, "dass die Euro-Partner uns entgegenkommen werden, wenn es darum geht, die Schulden zur Bankenrettung zu strecken und die Konditionen zu lockern", sagte er der Zeitung "Die Welt".

Italien: Das Büro von Ministerpräsident Mario Monti arbeitet Kreisen zufolge an einem Fahrplan für mehr Wettbewerbsfähigkeit und eine engere Bindung Italiens an die Eurozone.

Die griechische EFG Eurobank Ergasias hat einen Refinanzierungsbedarf von 5,8 Milliarden Euro. In Folge des Anleihenrückkaufs durch den Staat entstanden für die zweitgrößte Bank des Landes Verluste in Höhe von 6 Milliarden Euro.

EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia: Spanien bekommt zur Rettung seiner Banken insgesamt 39 Milliarden Euro.

Italien: Senat genehmigt Haushalt 2013.

Der Sparhaushalt der spanischen Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy für das Jahr 2013 ist vom Parlament in zweiter Lesung verabschiedet worden.

Freitag, 21. Dezember:

S&P stuft Zypern um zwei Stufen von B auf CCC+ ab. Ausblick weiter negativ. Als Grund wurden die schleppenden Verhandlungen mit den Euro-Partnern und dem IWF genannt.

Bundesbank-Präsident Weidmann hat grundlegende Bedenken gegen den aktuellen Kurs der Eurorettung. Da es kaum politische Bereitschaft und Unterstützung der Bevölkerung dafür gäbe, nationale Souveränität aufzugeben, "sehe ich nicht den großen Sprung in Richtung Fiskalunion", sagte er der "WirtschaftsWoche".

EZB-Direktoriumsmitglied Asmussen: Schuldenstand in Zypern erscheint nicht tragfähig. Frage nach einem Schuldenschnitt stellt sich aber nicht.

Eurogruppenchef Juncker: Es wird schwierig, den Steuerzahlern Hilfen für Zypern zu verkaufen. Eurogruppe wird am 21. Januar über Zypern sprechen.

Handelsblatt: Der IWF verlangt, dass der ESM die schwer angeschlagenen Banken Zyperns direkt rekapitalisiert, ohne Umweg über die Regierung in Nikosia. Damit würden die Gelder nicht auf die Staatsschulden angerechnet.

Nach Einschätzung der französischen Statistikbehörde Insee wird die Wirtschaft des Landes im Schlussquartal 2012 schrumpfen und im ersten Halbjahr 2013 nur marginal wachsen. Damit würde es schwierig, die Defizitziele für 2013 zu erreichen.

Zypern: Präsident Dimitris Christofias schließt einen Schuldenschnitt aus.

Regierungssprecher: Zahlungsfähigkeit Zyperns auf kurze Sicht gesichert. Keine Stellungnahme zu möglichen Hilfsinstrumenten.

Italien: Das italienische Parlament hat mit großer Mehrheit den Staatshaushalt für 2013 gebilligt. Für das Budget stimmten 309 Abgeordnete, 55 votierten dagegen, enthalten haben sich 5 Parlamentarier.

Italien: Ministerpräsident Monti ist zurückgetreten.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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