Kommentar
16:44 Uhr, 24.02.2012

Eurokrise im Überblick: Schuldenschnitt in Griechenland kommt - so oder so!

Wochenende, 18./19. Februar:

Griechenland will offenbar die staatlichen Pensionen kürzen und so 400 Millionen Euro einsparen. Die von der EU geforderten 325 Millionen Euro würden damit sogar noch übertroffen.

Nach Informationen von Reuters loten die Euro-Länder eine größere Beteiligung der Finanzbranche am neuen Rettungspaket für Griechenland aus. Hintergrund sei, dass das Ziel, die griechische Schuldenlast bis 2020 auf 120 Prozent des BIP zu drücken, mit den bisherigen Plänen wohl verfehlt werde.

IWF-Beitrag zum zweiten Rettungspaket für Griechenland fällt möglicherweise geringer aus als angenommen. Es sei anzunehmen, dass der IWF lediglich 13 Milliarden Euro zum 130 Milliarden Euro schweren Paket beisteuere, berichtet das "Wall Street Journal".

Die am 26. Oktober 2011 beschlossene Hebelung des EFSF wurde nun umgesetzt. Der Fonds kann künftig Zertifikate ausgeben, mit denen 20-30 Prozent des Nominalwerts einer neu aufgelegten Euro-Staatsanleihe versichert werden.

Griechenland will nun offenbar doch - wie von Berlin gefordert - einen Teil seiner Budgetsouveränität abgeben und das zunächst abgelehnte Sperrkonto für einen Teil der griechischen Staatseinnahmen akzeptieren.

Nach Ansicht von Bryan Marsal, Insolvenzverwalter von Lehman Brothers, hat sich die Philosophie der Banken seit dem Zusammenbruch des US-Instituts nicht verändert. "Jeder ist bereit, hohe Risiken einzugehen, sobald man die Chance sieht, damit ein wenig mehr Geld zu verdienen als die Konkurrenz oder den Bonus zu steigern", sagte er der "Welt am Sonntag".

Griechenland: Nach einem Bericht der Athener Zeitung "Kathimerini" ist derzeit noch unklar, wie die Umsetzung der Sparprogramme überwacht werden soll.

Fitch stuft Island von "BBB-" auf "BB+" hoch. Ausblick stabil. Langlaufende isländische Staatsanleihen haben damit keinen Ramschstatus mehr.

Nach den Worten von Bundesfinanzminister Schäuble gegenüber dem "Tagesspiegel" besteht in der Eurogruppe Einigkeit darüber, dass es ein Sonderkonto für die Auszahlung des zweiten Hilfspakets an Griechenland geben wird. Das Konto soll eine Priorität für den Schuldenabbau sicherstellen.

Griechenland: Das Kabinett hat sich am Samstag darauf verständigt, den geplanten Anleihe-Tausch mit den privaten Gläubigern vom 8. bis 11. März umzusetzen.

Bundesfinanzminister Schäuble kritisiert die griechische Regierung, weil sie Hilfsangebote von Deutschland nicht annimmt. "Zur Hilfe gehört immer jemand, der sich helfen lassen will", sagte er dem "Tagesspiegel".

Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) rechnet fest mit einer Mehrheit der schwarz-gelben Koalition bei der Abstimmung im Bundestag Ende Februar über das neue Griechenland-Hilfspaket, wie die "Bild am Sonntag" berichtet.

Nach Einschätzung der öffentlichen Banken wird Griechenland die Krise überstehen. Das Land werde wieder "stabilen Boden erreichen, wachsen und damit auch wieder wettbewerbsfähig und kreditwürdig werden", sagte Hans Reckers, Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband Öffentlicher Banken, dem "Tagesspiegel".

Neben den privaten Gläubigern und der EZB sollen auch die europäischen Steuerzahler einen weiteren Beitrag zur Rettung Griechenlands leisten. Die EU-Partner wollen die Zinsen für die bilateralen Hilfskredite aus dem ersten Hilfspaket auf voraussichtlich durchschnittlich 3,75 Prozent (derzeit 3,42-4,52 Prozent) senken, wie "Welt Online" berichtet.

Montag, 20. Februar:

Spanien: Nach Angaben der Arbeitnehmervertreter haben am Sonntag rund 500.000 Menschen gegen die Arbeitsmarktreform der Regierung protestiert.

Unions-Finanzexperte Hans Michelbach warnt davor, Griechenland einen Freibrief auszustellen. "Die Partner müssen ganz sicher sein, dass sich Athen auch über den Wahltermin hinaus penibel an alle Absprachen hält", sagte er laut Reuters. Unterschriften von nur zwei griechischen Parteivorsitzenden seien als Sicherheit unzureichend.

Nach einer Analyse des IWF reicht der Forderungsverzicht der privaten Gläubiger nicht aus, um die Verschuldung Griechenlands bis 2020 auf 120 Prozent des BIP zu drücken. Der IWF wolle den EU-Finanzministern deshalb vorschlagen, die Zentralbanken zu einer Beteiligung an einem Forderungsverzicht zu drängen, berichtet Dow Jones Newswires.

Der IWF will Griechenland nur mit weiteren Krediten unterstützen, wenn das Land langfristig in der Lage ist, seine Schuldenlast ohne fremde Hilfe zu tragen.

Griechenland: Nach einem Bericht der "Financial Times" wollen die Regierungen der Eurozone die EZB zu einer Beteiligung am Schuldenschnitt bewegen.

FDP Finanzexperte Frank Schäffler warnt davor, den Euro-Rettungsfonds ESM mit einer Banklizenz auszustatten. Das sei "der Türöffner für die große Inflation mittels der Monetarisierung der Staatsschulden", schreibt er in einem Gastbeitrag für Handelsblatt Online.

Die EZB prüft Modelle, mit denen ein Gewinn der Notenbank aus ihren griechischen Anleihen zur Entschuldung Griechenlands zweckgebunden werden könnte, wie EZB-Chefjurist Antonio Sáinz de Vicuña im Interview mit dem "Handelsblatt" bestätigte.

EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen fordert eine Aufstockung des dauerhaften Euro-Rettungsfonds ESM. "Die Europäer sollten über das hinausgehen, was schon da ist. Die Frage ist, wie man das aufstockt", sagte er der FTD.

Bankenexperte Wolfgang Gerke hält die milliardenschwere Unterstützung für Griechenland, die auch strikte Sparauflagen vorsieht, für falsch. "Die Griechen kommen so auf keinen grünen Zweig. Sie sparen sich tot", sagte er der "Passauer Neuen Presse". Die Rettungsaktion sei mehr von der Angst vor den Finanzmärkten diktiert als auf Hilfe für Athen ausgerichtet.

ifo-Präsident Hans-Werner Sinn bezeichnet den Plan, Griechenland im Euro radikal zu sanieren, als "illusionär". Vielmehr sollten die Euro-Staaten Athen das Geld geben, um den Austritt aus der Währungsunion zu erleichtern, sagte er zu "Spiegel Online".

Nach Ansicht des griechischen Finanzministers Venizelos hat das Land alle Bedingungen der Geldgeber für den Erhalt neuer Hilfen erfüllt.

Finnland und Griechenland unterzeichnen ein bilaterales Abkommen über zusätzliche Absicherungen künftiger finnischer Finanzhilfen. Damit hat Griechenland eine weitere Hürde für weitere Finanzhilfen aus dem Weg geräumt.

Anlegerschützer empfehlen Privatanlegern, den geplanten Schuldenschnitt bei Griechenland-Anleihen trotz der damit verbundenen finanziellen Einbußen mit zu tragen. "Es besteht das Risiko, dass die alten Papiere von Griechenland nicht mehr bedient werden", sagte der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Jürgen Kurz, dem "Tagesspiegel".

Nach einer Analyse der Troika wird die Verschuldung Griechenlands mit den bisher beschlossenen Schritten bis zum Jahr 2020 nur auf 129 Prozent (derzeit 160 Prozent) des BIP sinken und damit das Ziel von 120 Prozent verfehlen. Es seien daher zusätzliche Entlastungen nötig.

Portugal: Oppositionschef Antonio Seguro hat von den internationalen Geldgebern eine Fristverlängerung zur Umsetzung des verordneten strengen Sparkurses gefordert, wie Reuters berichtet.

Dienstag, 21. Februar:

Die Euro-Finanzminister haben grundsätzlich auf ein Treuhandkonto geeinigt, über das Athen vorrangig seine Schulden tilgt. Auch eine intensivierte ständige Kontrolle der griechischen Haushaltspolitik ist von Griechenland akzeptiert worden.

Die Euro-Finanzminister haben das zweite milliardenschwere Rettungsprogramm für Griechenland auf den Weg gebracht. Derzeit werde eine Erklärung ausgearbeitet, heißt es.

Private Gläubiger beteiligen sich stärker an der Rettung Griechenlands als zunächst geplant. Sie akzeptieren einen freiwilligen Schuldenschnitt von 53,5 Prozent. Ursprünglich hatten sie nur 50 Prozent zugesagt.

EZB beteiligt sich an der Griechenland-Rettung. Sie werde die Gewinne aus griechischen Anleihen an die nationalen Notenbanken auszahlen, teilte Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker mit. Diese könnten das Geld an die nationale Regierung weitergeben.

Der IWF lässt seinen Anteil am zweiten Rettungspaket für Griechenland noch offen und stellt dafür Bedingungen. Voraussetzung für einen "bedeutsamen" Beitrag seien neben Reformen in Griechenland auch "zusätzliche Maßnahmen wie zum Beispiel die korrekte Schaffung eines ordentlichen Schutzwalls", sagte IWF-Chefin Christine Lagarde.

Griechenland kann mit der neuen Milliardenhilfe nur rechnen, wenn es die versprochenen politischen Reformen rasch in die Praxis umsetzt, betont Bundesfinanzminister Schäuble. Anfang März werde die Eurogruppe "unmittelbar" prüfen, ob die Zusagen eingehalten worden seien.

Griechenland: Verfahren zum Anleihetausch mit den privaten Gläubigern wird nach Angaben des griechischen Finanzministers am Mittwoch gestartet.

Die privaten Gläubiger Griechenlands sollen per Gesetz zu einem Forderungsverzicht gezwungen werden, wenn sie nicht freiwillig an dem geplanten Schuldenschnitt teilnehmen wollen, wie Reuters berichtet. Die Regierung werde dem Parlament dazu in Kürze einen Gesetzentwurf vorlegen, heißt es.

Nach Ansicht von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer ist die Tragfähigkeit der griechischen Staatsverschuldung immer noch fragwürdig. Der beschlossene Schuldenschnitt sei zwar "massiv", ohne die Umsetzung tiefgreifender Reformen werde Athen seine Schulden aber nicht tragen können.

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer: "In der zweiten Jahreshälfte ist die Wahrscheinlichkeit beträchtlich, dass eine frustrierte Staatengemeinschaft Griechenland den Geldhahn zudreht."

Die Märkte reagieren sehr vorsichtig auf die Einigung auf ein neues Hilfspaket für Griechenland. Die Sorge bleibe, ob die griechische Regierung die Reformen auch tatsächlich umsetzt, kommentiert Jonathan Sudaria, Händler bei Capital Spreads.

Kreise: Private Gläubiger Griechenlands müssen beim Anleihetausch einen Verlust von insgesamt 73-74 Prozent schultern.

Der Internationalen Bankenverband IIF geht davon aus, dass die Beteiligung der privaten Gläubiger am freiwilligen Schuldenschnitt für Griechenland "stark" sein wird. Der Bundesverband deutscher Banken rechnet ebenfalls mit einer regen Beteiligung.

Schuldenschnitt in Griechenland kostet den deutschen Steuerzahler Milliarden. Allein die Bad Bank der verstaatlichten Immobilienbank Hypo Real Estate dürfte zu Abschreibungen in einem Volumen von 6-8 Milliarden Euro gezwungen sein.

Nach Einschätzung des Wirtschaftsrats kauft die Einigung auf das neue Hilfspaket für Griechenland lediglich Zeit. Gerettet sei das Land noch lange nicht. Es bleibe die Notwendigkeit der Modernisierung eines Staates, der noch immer keine Steuern eintreiben kann und einen aufgeblähten und ineffizienten Beamtenapparat abbauen muss, in dem Korruption wuchert, erklärt Kurt J. Lauk, Präsident des Wirtschaftsrats.

Nach den Worten von Finanzminister Wolfgang Schäuble muss der Privatsektor bei der Rettung Griechenlands keine weiteren Einschnitte befürchten: "Die Beteiligung des Privatsektors ist mit diesem Paket abschließend definiert."

EU-Kommissar Rehn: Griechenland ist ein Einzelfall, Portugal und Irland sind mit ihren Sparprogrammen auf Kurs.

FDP-Bundestagsabgeordneter Frank Schäffler: "Dies ist wieder nur ein Zeitgewinn. [...] So sicher wie das Amen in der Kirche wird es auch ein drittes und sogar viertes Griechenland-Rettungspaket geben".

Die 27 EU-Finanzminister einigen sich auf eine stärkere Überwachung der Euro-Länder. Demnach ist die EU-Kommission künftig dazu berechtigt, die Budgetentwürfe der Euro-Länder zu prüfen. Sollte ein Haushaltsentwurf gegen den Stabilitäts- und Wachstumspakt verstoßen, müsste dieser dann überarbeitet werden.

Werner Hoyer, neuer Präsident der Europäischen Investitionsbank (EIB): "Griechenland braucht neben dem unvermeidlichen Sparprogramm nun auch einen Marshall-Plan. Nur so kann es gelingen, die Strukturen des Landes von Grund auf zu erneuern."

US-Präsident Barack Obama fordert weitere Schritte für eine wirksamen Rettungsschirm um ein Übergreifen der Schuldenkrise zu verhindern.

Mittwoch, 22. Februar:

Aufgrund der sich verschärfenden Rezession rechnet Griechenland für 2012 nun mit einem Haushaltsdefizit von 6,7 Prozent der Wirtschaftsleistung. Ursprünglich wurde ein Defizit von 5,4 Prozent des BIP vorhergesagt.

Der Bund der Steuerzahler hat den Bundestag aufgefordert, den neuen Milliarden-Hilfen für Griechenland nicht zuzustimmen. "Beim zweiten Griechenland-Paket sind die Steuerzahler einmal mehr die Verlierer", sagte Verbandspräsident Karl Heinz Däke der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Der finanzpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Gerhard Schick, hält den Schuldenschnitt für Griechenland für nicht ausreichend. "Es wird eine weitere Runde geben und dann wird auch der Steuerzahler in die Tasche greifen müssen", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Die europäischen Banken können den Schuldenschnitt in Griechenland (sie sollen auf 107 Milliarden Euro verzichten) nach Einschätzung von Analysten gut verkraften. Sie seien auf diesen Schritt längst vorbereitet.

Griechenland: Der Chef des Internationalen Bankenverbands IIF, Charles Dallara, geht davon aus, dass die privaten Gläubiger dem Schuldenverzicht zustimmen werden. Er schloss im Gespräch mit der BBC aber nicht aus, dass ein Teil der Gläubiger versuchen werde, einen Zahlungsausfall auszulösen, um die Kreditausfallversicherungen ausbezahlt zu bekommen.

Die nationalen Notenbanken beteiligen sich offenbar nicht am Schuldenschnitt in Griechenland. Nach Informationen von Bloomberg wollen sie ihre Hellas-Bonds wie die EZB in neue Papiere tauschen, die von möglichen Umschuldungsklauseln nicht betroffen wären.

Die griechische Regierung hat das Gesetz für einen möglichen Zwangs-Schuldenschnitt auf den Weg gebracht. Es soll am Donnerstag verabschiedet werden. Es sieht vor, dass die privaten Gläubiger zum Forderungsverzicht gezwungen werden könnten, falls die Beteiligung am freiwilligen Schuldenschnitt zu niedrig ausfallen sollte.

Einem Medienbericht zufolge will die spanische Regierung ihre Verschuldung langsamer abbauen als bislang geplant. Ministerpräsident Mariano Rajoy werde die Europäische Union darum bitten, im laufenden Jahr mehr als 5 Prozent Schulden gemessen am BIP machen zu dürfen, berichtete die Zeitung "El Pais" laut Reuters. Bisher werden 4,4 Prozent angepeilt.

Der niederländische Finanzminister ist nach wie vor nicht davon überzeugt, dass Griechenland die notwenigen Reformen umsetzen kann.

Die EU will im kommenden Jahr 29 Prozent oder 495 Millionen Euro der Fördergelder für Ungarn auf Eis legen. Grund sei das zu hohe Haushaltsdefizit des Landes und die Weigerung der Regierung, Maßnahmen zu ergreifen, erklärte EU-Währungskommissar Olli Rehn. Damit würde es erstmals Finanzsanktion gegen ein Land geben, das gegen den Stabilitätspakt verstößt.

Fitch stuft das Rating für Griechenland um drei Stufen von "CCC" auf "C" ab. Das ist die schlechteste Einstufung vor einem "Kreditausfall". Griechischer Anleihetausch würde als "Zahlungsausfall" gewertet werden.

Nach Informationen von Reuters wollen bei der Bundestagsabstimmung über das Griechenland-Rettungspaket am Montag mehrere Abgeordnete von Union und FDP mit "Nein" stimmen. Damit muss die schwarz-gelbe Koalition um eine eigene Mehrheit im Bundestag kämpfen. Eine Ablehnung des Pakets gilt aber als unwahrscheinlich, da auch SPD und Grüne für das Hilfspaket stimmen wollen.

Helsinki: Finnisches Parlament wird aller Voraussicht nach grünes Licht für Rettungspaket für Griechenland geben.

Athen: Laut dem griechischen konservativen Parteiführer Samaras sollen die Wahlen in Griechenland innerhalb der nächsten beiden Monaten stattfinden.

Athen: Laut dem US-Börsensender CNBC soll die griechische Regierung dem Tausch von Forderungen in Höhe von 93 Milliarden Euro in neue griechische Staatsanleihen mit sehr langer Laufzeit zugestimmt haben.

Berlin: Bundeskanzlerin Merkel hat die geplante Finanzhilfe für Athen und andere Schuldenländer verteidigt. "Wir wissen, wir können es in Deutschland nicht mehr allein schaffen. Deshalb ist Europa unsere Zukunft."

Wolfgang Schäuble über Griechenland: "Wir müssen für Europa mit Verantwortung übernehmen. Indem wir das tun, helfen wir vor allem uns selbst." Der Euro dürfe nicht scheitern: "Wir würden sehr schwere wirtschaftliche Nachteile haben."

Portugal hat dank des Interesses chinesischer Konzerne bereits mehr als 3 Milliarden Euro der geforderten 5 Milliarden Euro aus Privatisierungen eingenommen, wie Finanzminister Vitor Gaspar mitteilte.

Donnerstag, 23. Februar:

Das Hilfspaket für Griechenland fällt höher aus als gedacht. Neben den Mitteln von 130 Milliarden Euro aus dem kürzlich beschlossenen Rettungspaket sollen auch die noch nicht abgerufenen 27 Milliarden Euro aus dem ersten Hilfspaket ausbezahlt werden. 80 Milliarden Euro sollen laut Tageszeitung "Die Welt" bereits im ersten Halbjahr 2012 überwiesen werden.

Dennis Snower, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft, fordert eine unabhängige Schuldenkommission für Europa und 25 Jahre Zeit für Athen. Griechenland werde ansonsten "kaputtgespart", sagte er der "Süddeutschen Zeitung".

Die G20-Staaten fordern Deutschland auf, seinen Widerstand gegen die Aufstockung des Euro-Rettungsfonds aufzugeben. "Die Europäer müssen größere Anstrengungen unternehmen", sagte Mexikos Notenbankchef Agustin Carstens laut "Handelsblatt".

Telegraph: Spanien bittet EU-Kommission um einfacher zu erreichende Ziele für den Defizitabbau. Verringerung des Staatsdefizits auf 4,4 Prozent laut Premierminister Rajoy aktuell nicht zu erreichen, stattdessen sollen 5 Prozent angestrebt werden.

El Pais: Die EU-Kommission will die Defizitziele für Schuldenländer leicht lockern, wenn mehrere Staaten dies fordern.

EU-Währungskommissar Rehn: Erwarten von Spanien, dass sämtliche Informationen über das mögliche Nicht-Erreichen der Defizitziele 2012 mit der EU geteilt werden. Entscheidung über Anpassung der spanischen Defizitziele wird getroffen, wenn Eurostat alle Daten veröffentlicht hat.

EU-Währungskommissar Rehn: Quartalsweise Überprüfung des portugiesischen Hilfsprogramms wird in der kommenden Woche abgeschlossen.

Die Commerzbank hat nach eigenen Angaben einen Notfallplan für eine mögliche Griechenland-Pleite und ein Auseinanderbrechen der Eurozone erarbeitet. Der Vorstandschef rechnet aber nicht mit einem Auseinanderbrechen des Währungsraums.

EU-Kommission fordert trotz der deutschen Ablehnung weiterhin eine Aufstockung des dauerhaften Euro-Rettungsfonds ESM. "Die EU-Kommission sieht deutlich die Notwendigkeit, die finanziellen Brandschutzmauern der Europäischen Union weiter zu stärken", sagte EU-Währungskommissar Olli Rehn.

Das griechische Parlament hat das Gesetz für einen Zwangs-Schuldenschnitt angenommen.

Freitag, 24. Februar:

Deutschland: Haushaltsdefizit 2011 bei 1,0 Prozent vom BIP nach 4,3 Prozent im Vorjahr. Die Neuverschuldung des Staates fällt damit von 106 Milliarden Euro auf 26 Milliarden Euro.

EZB-Präsident Draghi glaubt an den Erfolg des zweiten Hilfspakets für Griechenland. Das Land habe begonnen zu handeln. "Vor allem aber hat sich die politische Debatte in Griechenland gewandelt", sagte er der FAZ.

Nach einem Bericht der "Rheinischen Post" rechnet die Unionsfraktion mit etwa einem Dutzend Abweichlern bei der Bundestagsabstimmung über das zweite Griechenland-Hilfspaket am Montag.

Griechenland lässt erstmals Auslands-Guthaben eines reichen Unternehmens sperren und will so Geld eintreiben, das dem Staat zustehen soll, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Insgesamt lägen auf drei Konten in der Schweiz 158 Millionen Euro.

Nach einem "Handelsblatt"-Bericht appelliert der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler an seine Fraktionskollegen, dem neuen Griechenland-Hilfspaket nicht zuzustimmen. Athen habe bis heute noch keine wichtigen Reformen umgesetzt, alle Wachstumserwartungen verfehlt und seine Haushaltsziele verpasst, so der Kritiker der Rettungsschirme.

Die Zustimmung des Bundestags für das zweite Griechenland-Rettungspaket soll daran geknüpft werden, ob der IWF das Paket unterstützt. "Deshalb wird es eine weitere Abstimmung geben, die von dem erfolgreichen Schuldenerlass und der Zustimmung des IWF abhängt", sagte der stellvertretende Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion, Michael Meister, zu Reuters.

Einflussreiche Abgeordnete stellen Bedingungen für ihre Zustimmung zum zweiten Griechenland-Paket. Nach den Vorstellungen der Abgeordneten aus Union und FDP sollen die Kredittranchen künftig von positiven Quartalsberichten der Troika-Kommission abhängig gemacht werden, wie Dow Jones Newswires berichtet. So soll sichergestellt werden, dass die angekündigten Reformen auch in die Tat umgesetzt werden.

Nach einem Bericht der "Financial Times" hat sich Griechenland dazu verpflichtet, bis Monatsende 38 Änderungen an Gesetzen zu Ausgaben, Steuern und Löhnen vorzunehmen.

Nach einem Bericht der "Financial Times" will Spanien die EU-Kommission dazu bringen, die Vorschriften für das Haushaltsdefizit in diesem Jahr zu lockern.

In einem offenen Brief an die griechische Regierung fordern Anlegerschützer, Privatanleger von dem für griechische Staatsanleihen geplanten Schuldenschnitt auszunehmen, da sie nicht an den Verhandlungen über einen Forderungsverzicht beteiligt waren.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble schließt weitere Finanzhilfen für Griechenland nicht aus. "Es ist möglicherweise nicht das letzte Mal, dass sich der Deutsche Bundestag mit Finanzhilfen für Griechenland befassen muss", heißt es in einem Schreiben Schäubles an die Abgeordneten des Bundestages.

Italien begibt Nullkuponanleihe im Volumen von 3 Milliarden Euro. Rendite mit 3,013 Prozent niedriger als zuletzt mit 3,763 Prozent. Auktion 1,93-fach überzeichnet. Zudem sammelt das Land mit zwei inflationsindexierten Staatsanleihen rund 1,5 Milliarden Euro ein. Die Renditen der Papiere mit Fälligkeiten 2016 und 2019 lagen bei 2,71 Prozent und 3,19 Prozent.

EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny hält nach dem zweiten Dreijahrestender am 29. Februar keine zusätzlichen Tender für notwendig.

Die Bundesregierung knüpft die Beteiligung Deutschlands am zweiten Griechenland-Rettungspaket nicht an eine Beteiligung des IWF, wie Reuters unter Berufung auf einen Brief von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble an Bundestagspräsident Norbert Lammert berichtet.

Griechenland unterbreitet den privaten Gläubigern das offizielle Angebot zum Schuldenschnitt. Die Regierung zeigt sich zuversichtlich, dass eine "sehr hohe" Beteiligungsquote erreicht wird.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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