Kommentar
20:56 Uhr, 11.01.2013

Eurokrise im Überblick: Ende der Kapitalflucht in Südeuropa!

Wochenende, 5./6. Januar:

Irland bereitet Ausstieg aus dem EU-Rettungsschirms vor. "Wir erwarten, dass wir den Rettungsschirm, unter dem wir Ende 2010 Zuflucht suchten, fristgerecht verlassen werden", sagte der irische Außen- und Handelsminister Eamon Gilmore der "WirtschaftsWoche".

Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht gibt Banken mehr Zeit, um den geforderten Liquiditätspuffer aufzubauen. Die sogenannte Mindest-Liquiditätsquote (LCR) muss nun erst ab 2019 (bisher 2015) komplett erfüllt sein. Ab 1. Januar 2015 wird ein Puffer von nur 60 Prozent gefordert.

Montag, 7. Januar:

Nach Informationen der dapd prüft die britische Regierung, ob es möglich sei, einige Kompetenzen wieder von Brüssel nach London zurückzuholen. Ein Austritt aus der EU sei allerdings kein Thema.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble will 2013 weniger Schulden aufnehmen. Schmerzliche Einschnitte sollen jedoch offenbar vermieden werden. "Wenn wir Ausgabendisziplin bewahren, können wir die Neuverschuldung auch ohne Sparpaket weiter reduzieren", sagte Unionshaushälter Norbert Barthle dem "Handelsblatt".

Die EZB hat die Kontrolle über den wichtigsten Bestandteil ihrer Geldpolitik offenbar verloren. Recherchen der "Welt" auf einem Teilmarkt für kurzfristige Bankanleihen offenbaren, dass die EZB die Frage, gegen welche Sicherheiten Zentralbankgeld an die Kreditinstitute verliehen wird, teilweise an die 17 nationalen Notenbanken ausgelagert hat. Dabei seien die Kriterien Schritt für Schritt aufgeweicht worden.

Die Wirtschaftsforscher des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) kommen zu dem Ergebnis, dass die Krise in der Eurozone nur überwunden werden kann, wenn die Sparpolitik beendet und auf einen wachstumsfördernden Kurs umgeschwenkt wird.

Dienstag, 8. Januar:

Japan wird einen Teil seiner Fremdwährungsreserven verwenden, um Anleihen des Euro-Rettungsfonds ESM zu kaufen.

Die sogenannten Target-Forderungen der Bundesbank sind im Dezember auf 656 Milliarden Euro (November: 715 Milliarden Euro) gesunken.

Handelsblatt: Deutsche Europa-Abgeordnete hegen große Bedenken gegen die Verlagerung der Bankenaufsicht zur EZB. Doch die Mehrheit der Volksvertreter ist dafür. Das EU-Parlament will die neue Aufsicht zügig durchwinken.

Im Gegenzug für internationale Finanzhilfen fordern die Grünen von Irland und Zypern eine Reform ihrer Steuersysteme. "In den Beratungen um Hilfspakete gehört die ruinöse Standortpolitik Zyperns ebenso auf den Verhandlungstisch wie die Steuerpraxis Irlands", sagte Fraktionschef Jürgen Trittin der Zeitung "Die Welt".

Euro-Staaten führen Enteignungsklausel bei Bonds ein. Diese Klausel besagt, dass die Vertragsbedingungen einer Anleihe bei Zustimmung von 75 Prozent der Gläubiger neu bestimmt werden können. Damit lassen sich Schuldenschnitte künftig schneller und einfacher durchführen. Die neue Regelung soll für alle neu begebenen Anleihen mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr gelten.

Kreise: Bundesbank-Präsident Weidmann warnt vor einer ausufernden Krisenpolitik. Die Maßnahmen im Kampf gegen die Krise dürfen nicht mehr Schaden verursachen als die eigentliche Krise.

Spanien will 2013 Anleihen im Volumen von 97,056 Milliarden Euro begeben.

Laut einer Studie des Weltwirtschaftsforums gehören die chronischen Ungleichgewichte der Haushalte vieler Staaten und das Auseinandergehen der Einkommensschere zu den "vorherrschenden globalen Risiken" der nächsten Jahre.

Griechenland: Ministerpräsident Samaras verspricht, alles Erforderliche zu tun, um das Vertrauen der Märkte zurückzuerlangen.

Bundesfinanzminister Schäuble: Griechenland ist auf einem guten Weg. Seit Beginn der Krise seien bereits beachtliche Fortschritte erzielt worden.

Irland: Ministerpräsident Enda Kenny strebt Umschuldung an, um die Belastungen für den Haushalt zu senken.

Marktgerücht: Eine der großen Ratingagenturen erwägt eine Abstufung Frankreichs +++ Französisches Finanzministerium: Spekulationen über Abstufung unbegründet.

Mittwoch, 9. Januar:

Laut Dow Jones Newswires will die spanische Zentralbank die Aufsicht über die heimischen Finanzinstitute verschärfen. Unter anderem sollen Inspektoren in den größten Finanzinstituten installiert werden, um Schieflagen frühzeitig erkennen zu können.

Zypern kann nicht mit schneller Hilfe der Europäer rechnen. Nach Informationen des Handelsblatts aus Verhandlungskreisen wollen die Euro-Finanzminister erst Anfang März ein Rettungspaket bewilligen. Bisher war die Entscheidung für den 21. Januar erwartet worden.

Ende der Kapitalflucht in Südeuropa. Die Bankeinlagen in den betroffenen Ländern nehmen wieder zu. "Das Vertrauen in den heimischen Bankensektor ist wieder gestiegen", sagte Berenberg-Volkswirt Christian Schulz dem "Handelsblatt". "Wir haben eine Trendwende bei den Target-Salden", ergänzt ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Grund dafür sei die Politik der EZB.

In Europa wächst die Zuversicht, dass die Bewältigung der Schuldenkrise Fortschritte macht. "Die Gefahr eines Euro-Zerfalls liegt hinter uns", sagte EU-Währungskommissar Olli Rehn auf dem fünften "Welt"-Wirtschaftsgipfel in Berlin.

Handelsblatt: Wirtschaftsforscher erwarten im laufenden Jahr einen ausgeglichenen Staatshaushalt in Deutschland. Grund seien Rekordwerte bei den Steuereinnahmen.

Die SPD lehnt das geplante Milliarden-Hilfspaket für Zypern ab. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass deutsche Steuerzahler zyprische Banken retten, deren Geschäftsmodell auf Beihilfe zum Steuerbetrug basiert", sagte Parteichef Sigmar Gabriel der "Süddeutschen Zeitung".

Italien: Staatsdefizit sinkt im dritten Quartal auf 1,8 Prozent des BIP, nach 2,5 Prozent im Vorjahresquartal.

FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle sieht für Zypern-Hilfen keine Mehrheit im Bundestag.

Donnerstag, 10. Januar:

EZB-Direktoriumsmitglied Asmussen: Die Krise ist noch nicht überwunden. Lage aber besser als vor 12 Monaten.

Bundeskanzlerin Merkel: Zypern wird keine Hilfen bekommen, wenn es nicht dazu bereit ist, die EU-Vorschriften über Transparenz und Geldwäsche durchzusetzen.

Bank of Italy: "Bad Bank"-Kredite sind im November um 16,7 Prozent angestiegen.

Kapitalflucht in Griechenland kehrt sich langsam um. Immer mehr Griechen bringen ihr Geld zurück auf inländische Konten. Allein im Dezember sind rund 3 Milliarden Euro zurückgeflossen.

Rendite für 10-jährige spanische Staatsanleihen fällt erstmals seit März unter 5,0 Prozent.

Österreichs Finanzministerin Fekter sieht die Euro-Krise als weitgehend bewältigt an. Für 2013 befürchtet sie allerding zunächst noch zu wenig Wachstum.

Nach Ansicht von Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker ist die Krise noch nicht vorbei. "Ich gehöre zu denen, die denken, dass die vor uns liegenden Jahre schwer sein werden.“

Eurogruppenchef Juncker: Über das Hilfspaket für Zypern wird voraussichtlich nicht mehr im Januar abgestimmt.

EZB-Präsident Draghi: Situation an den Finanzmärkten hat sich wieder normalisiert.

Griechenland: Haushaltsdefizit liegt 2012 bei 15,9 Milliarden Euro (8,2 Prozent des BIP), nach 22,7 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Regierung und die Troika hatten ein Ziel von 16,3 Milliarden Euro (8,4 Prozent des BIP) gesetzt.

Moody's stuft die Bonität Zyperns um drei Stufen von "B3" auf "Caa3" ab. Ausblick negativ. Kreditwürdigkeit damit nur noch zwei Stufen über dem Pleitestatus.

Freitag, 11. Januar:

EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn sieht erste Anzeichen für eine Trendwende in den Krisenstaaten der Euro-Zone. "Der Härtetest ist bestanden", sagte er dem "Handelsblatt".

S&P-Analyst Moritz Kraemer geht davon aus, dass Irland sein Investment Grade Rating 2013 behalten wird.

FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle lehnt Finanzhilfen für Zypern strikt ab. Es bestehe der Verdacht, "dass in Zypern Geldwäsche stattfindet", sagte er laut dapd im Deutschlandfunk.

Goldman Sachs geht davon aus, dass die Rendite für 5-jährige spanische Staatsanleihen auf 3 Prozent sinken wird.

VÖB-Hauptgeschäftsführer Hans Reckers: Die Finanz- oder Euro-Krise ist noch nicht vorbei. Dies zeigt ein Blick auf die Märkte für Interbankenkredite. Die Banken misstrauen sich immer noch erheblich (Neue Osnabrücker Zeitung).

Bundeskanzlerin Merkel: Die Gespräche der Troika mit Zypern sind weit von einer Entscheidung entfernt.

Portugal muss sich 2013 rund 11,5 Milliarden Euro am Rentenmarkt besorgen.

EZB-Ratsmitglied Knot: Die Eurokrise wird in diesem Jahr weiterhin das Geschehen dominieren.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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