Eurokrise im Überblick: Draghi will die Druckerpresse anwerfen!
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Wochenende, 21./22. Juli:
Griechenland: Das Staatsdefizit lag im ersten Halbjahr bei €12,5 Mrd, womit das eigene Sparziel von €14,9 Mrd erreicht wurde. Das Primärdefizit betrug €3,3 Mrd und lag damit ebenfalls unter dem Zielwert von €5,3 Mrd.
Spanien-Hilfen: Ein vertrauliches Dokument des Euro-Rettungsfonds EFSF enthält nach Angaben des FDP-Abgeordneten Frank Schäffler die Information, dass "der nicht mit der ersten Tranche ausgezahlte Teil" der Hilfskredite "für eine direkte Rekapitalisierung der Banken genutzt werden soll", berichtet "Handelsblatt Online". Dies steht im Widerspruch zu Aussagen von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble.
Die EZB prüft die Möglichkeit negativer Einlagezinsen, so EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré laut Reuters. Es müsse aber untersucht werden, ob Märkte mit einem negativen Zins funktionieren können.
Ex-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück erwartet, dass einige Länder den Euro verlassen werden. "In einigen Fällen mehren sich bei mir die Zweifel, ob alle Länder in der Euro-Zone gehalten werden können. Ich kann nicht erkennen, dass einige Länder die Lücke ihrer Wettbewerbsfähigkeit schließen können", sagte er der "Bild am Sonntag". Der Euro bleibe aber bestehen.
EZB-Präsident Mario Draghi befürchtet keinen Euro-Kollaps. Die gemeinsame Währung sei "absolut nicht" gefährdet, sagte Draghi der Zeitung "Le Monde". Draghi verwies auf das starke Bekenntnis zum Euro. Notwendig sei aber eine stärkere europäische Integration.
CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt hat Griechenland die Wiedereinführung der Drachme vorgeschlagen, zunächst als Parallelwährung. "Der griechische Staat sollte jetzt damit anfangen, die Hälfte seiner Beamtengehälter, Renten und sonstigen Ausgaben in Drachmen auszuzahlen", sagte er der "Welt am Sonntag". Es dürfe keine zusätzlichen Finanzhilfen für das Land mehr geben. In einer "Roadmap für Griechenland" solle der Euro-Austritt geregelt werden.
Der IWF will sich nicht mehr an weiteren Griechenland-Hilfen beteiligen, wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet. Dies habe der IWF der EU-Spitze signalisiert. Damit könnte Griechenland bereits im September pleitegehen.
Die Euro-Regierungen wollen mit einem Euro-Austritt Griechenlands warten, bis der neue Rettungsschirm ESM seine Arbeit aufgenommen hat, berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Der ESM kann frühestens nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts am 12. September in Kraft treten.
Griechenland könnte Geldmarktpapiere ausgeben, um über den August zu kommen und einen am 20. August fälligen Kredit von €3,8 Mrd an die EZB zurückzuzahlen, wie "Der Spiegel" berichtet. Diese Geldmarktpapiere könnten von den griechischen Geschäftsbanken als Sicherheit bei der griechischen Notenbank hinterlegt werden. Damit würde die EZB die Rückzahlung des Kredits indirekt selbst finanzieren.
KfW-Chefvolkswirt Norbert Irsch fordert eine höhere steuerliche Belastung von großen Privatvermögen in den europäischen Krisenstaaten. "Warum soll man die Steuerzahler in anderen europäischen Ländern für Finanzhilfen heranziehen, wenn man das Steuerpotenzial im eigenen Land noch gar nicht ausgeschöpft hat?", sagte er der "Börsen-Zeitung".
Spanien: Nach Valencia will auch die Region Murcia Finanzhilfen bei der Zentralregierung beantragen. Murcias Regierungschef Ramón Luis Valcárcel erhofft sich €200-300 Mio bis spätestens September. Medienberichten zufolge denken außerdem noch vier weitere Regionen darüber nach, Finanzhilfen bei der Zentralregierung zu beantragen.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle lehnt Zugeständnisse gegenüber Griechenland ab. "Wir werden einer substanziellen Änderung der getroffenen Vereinbarungen nicht zustimmen", sagte er dem "Hamburger Abendblatt".
Bundeswirtschaftsminister Rösler hält einen Euro-Austritt Griechenlands nach dem Troika-Bericht im Herbst für wahrscheinlich. In Bezug auf die Umsetzung der Reformen sei er "mehr als skeptisch", sagte er in der ARD. "Wenn Griechenland seine Auflagen nicht erfüllt, dann kann es keine weitere Zahlungen mehr geben (...) Die Griechen werden dann selber zu der Überzeugung kommen, dass es vielleicht klüger ist, aus der Euro-Zone auszutreten." Ein Euro-Austritt Griechenlands habe längst seinen Schrecken verloren.
Montag, 23. Juli:
Staatsbankrott Griechenlands wird offenbar immer wahrscheinlicher. Nach Informationen der SZ sind die wichtigsten Geldgeber nicht mehr bereit, die Regierung in Athen über die bisherigen Zusagen hinaus zu unterstützen.
Kathimerini: Eine Verlängerung des griechischen Sparprogramms um zwei Jahre würde die Geldgeber zusätzlich €40 Mrd kosten und damit doppelt so viel wie bisher von der Regierung geschätzt. Grund seien die Ausfälle bei den Einnahmen und der höhere Kapitalbedarf der Banken.
Medienbericht: Die 17 halbautonomen spanischen Regionen haben Schulden in Höhe von €140 Mrd angehäuft. Davon müssen €36 Mrd noch in diesem Jahr refinanziert werden.
Situation am spanischen Anleihemarkt spitzt sich am Montag weiter zu. Mittlerweile liegt auch die Rendite für 5-jährige Staatsanleihen über der kritischen Marke von 7%. 2-jährige Papiere rentieren erstmals mit über 6%. Rendite für 10-jährige Staatsanleihen steigt auf ein Rekordhoch von 7,4%.
Rendite für 10-jährige italienische Staatsanleihen steigt auf 6,41%. Risikoaufschlag gegenüber Bundespapieren weitet sich um 28,6 Basispunkte aus.
Die Bundesregierung will erst über die zweite Tranche des zweiten Griechenland-Pakets in Höhe von €31,3 Mrd entscheiden, wenn der Bericht der Troika vorliegt.
CDU-Haushaltsexperte Norbert Barthle: Ohne Beteiligung des IWF wird es kein weiteres Hilfspaket für Griechenland geben +++ Eine Staatspleite Griechenlands ist nicht mit einem Austritt des Landes aus der Eurozone gleichzusetzen.
Schuldenstand der Eurozone steigt zum Jahresbeginn merklich an und lag zum Ende des ersten Quartals bei 88,2% des BIP, nach 87,3% zum Jahresende 2011. Laut Maastricht sind nur 60% des BIP erlaubt +++ Die größten Schuldner in der Eurozone sind Griechenland (132,4%), Italien (123,3%), Portugal (111,7%) und Irland (108,5%).
Spanien verbietet sämtliche Aktien-Leerverkäufe für Finanzpapiere für drei Monate.
Italienische Regulierungsbehörde Consob führt wieder Leerverkauf-Verbot von Banken- und Versicherungswerten ein.
IWF reagiert auf "Spiegel"-Bericht: IWF will Griechenland laut einem Sprecher bei der Überwindung der wirtschaftlichen Schwierigkeiten weiter unterstützen. IWF-Delegation reist am 24. Juli nach Athen zu Gesprächen über neue Wirtschaftsprogramme. Weitere IWF-Mittel geplant.
Laut der Zeitung La Stampa ist im italienischen Bereich des Internets eine wahre Anti-Euro-Panik ausgebrochen. Über soziale Medien wie Twitter und Facebook wird beispielsweise die Wiedereinführung der Lira gefordert und zu Bank-Runs aufgerufen.
Laut UBS unterschätzen Politiker - vor allem jene, die über keine exklusiven Informationen verfügen und nicht an den Entscheidungsprozessen in Europa beteiligt sind, die Kosten, die sich aus einem Grexit ergeben würden. Diese Politiker seien sich des Weiteren nicht bewusst, dass der Exit eines einzelnen Staates aus der Währungsunion weitere Austritte nach sich ziehen würde.
Spanien: Laut Zerohedge könnte der sich zunehmend ausweitende Spread zwischen Anleihen, die nach britischem Recht und nach lokalem Recht begeben wurden, einen unmittelbar bevorstehenden Schuldenschnitt signalisieren.
Moody's senkt den Ausblick für die Bonitätsnoten von Deutschland, Niederlande und Luxemburg von stabil auf negativ +++ Gründe die laut Moody's für ein Downgrade Deutschlands sprechen würden: i) Wenn auf Kosten des Haushalts Rekapitalisierungen des Bankensektors durchgeführt würden. ii) Der Austritt eines beliebigen Landes aus der Eurozone. iii) Steigende Zinsen aufgrund eines Verlusts des Safe-Haven Status.
Dienstag, 24. Juli:
Die Troika kommt heute in Griechenland für weitere Kontrollen der Reformauflagen zusammen. Es gilt als wahrscheinlich, dass die Auflagen für weitere Auszahlungen aus den bestehenden Hilfspaketen nicht erfüllt sind. Deutsche Politiker schließen weitere Hilfen deshalb aus.
Griechenland: FDP-Generalsekretär Döring sieht keine Bundestags-Mehrheit für neue Hilfsmilliarden. "Es könnte an den Märkten Vertrauen schaffen, wenn Griechenland nicht mehr Teil der Eurozone wäre", sagte er der "Passauer Neuen Presse".
Nach Ansicht von CSU-Chef Horst Seehofer ist Europa mit den beschlossenen Hilfspaketen für Griechenland bereits "bis an die Grenze des Vertretbaren gegangen". Neue Gelder dürfen nur fließen, wenn Griechenland alle Bedingungen vollständig erfüllt, sagte er der "Bild"-Zeitung.
Nach einem Bericht der Zeitung "El Economista" erwägt die spanische Regierung nun doch, einen vollen Antrag auf Bailout zu stellen. Ein solcher Schritt werde für den Fall erwogen, dass sich die EZB anhaltend weigert, wieder spanische Staatsanleihen am Sekundärmarkt zu kaufen.
Der Chef der Wirtschaftsweisen, Wolfang Franz, zeigt sich in einem SZ-Interview skeptisch, ob die Politik die aktuellen Probleme in den Griff bekommt. Zudem zeigt er sich besorgt, dass ein möglicher Grexit einen Dominoeffekt auslösen und andere Länder treffen könnte.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur dapd will der weltgrößte Anleiheinvestor Pimco seinen Bestand an Bundesanleihen weiter reduzieren. Grund sei die zu erwartende Bonitätsverschlechterung.
Frankreichs Außenminister Fabius bringt mögliche Aufstockung der europäischen Rettungsfonds für den Fall einer weiteren Spanien-Hilfe ins Gespräch. (AFP)
OECD-Generalssekretär Angel Gurria hatte heute die EZB zum Eingreifen aufgerufen und fordert zur Unterstützung von Spanien eine Neuauflage des Anleihekaufprogramms mit vergrößertem Volumen.
UBS: In Deutschland sind die öffentlichen Schulden über die letzten Jahre stark angestiegen. Deutschland hat damit bewiesen, dass es nicht in der Lage ist, aus seinen Schulden herauszuwachsen und kann deshalb einen stabilen Ausblick nicht rechtfertigen.
Mittwoch, 25. Juli:
Portugal hat sein Haushaltsdefizit im ersten Halbjahr um 47% auf €3,22 Mrd gesenkt und damit die Sparziele auf den ersten Blick erreicht. Das Land hat jedoch getrickst und Pensionseinlagen in Höhe von €2,7 Mrd in den Staatshaushalt verschoben. Ohne den Griff in die Rentenkasse läge das Defizit mit 7,7% weit über dem Ziel.
17 europäische Wirtschaftsexperten verlangen von den Regierungen dringend mehr Anstrengungen, um den drohenden Kollaps noch zu vermeiden. "Europa steuert schlafwandelnd auf eine Katastrophe von unabsehbaren Ausmaßen zu", heißt es in einem Gutachten. Der Weg aus der Krise könne nur gelingen, wenn es ein glaubwürdiges Bekenntnis zum strukturellen Wandel der Euro-Zone gebe.
Nachdem Moody's den Ausblick für die Bonität Deutschlands gesenkt hat, überprüft die Ratingagentur nun auch die Kreditwürdigkeit einzelner Bundesländer. Ausblick für Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt von "stabil" auf "negativ" gesenkt.
Moody's senkt den Ausblick für die Spitzenbonität des Rettungsschirms EFSF von "stabil" auf "negativ".
In Griechenland droht womöglich ein zweiter Schuldenschnitt. Nach Informationen von Reuters aus Kreisen hält die Troika den Schuldenstand für nicht beherrschbar und daher einen weiteren Forderungsverzicht für unvermeidbar.
Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger sieht Deutschland auch künftig als sicheren Hafen. "Die Bonität der Bundesrepublik Deutschland wird so hoch geschätzt wie noch nie seit ihrer Gründung. Mehr Vertrauen geht nicht", sagte er der "Saarbrücker Zeitung".
Regierung in Madrid dementiert Berichte, wonach Deutschland Spanien dazu gedrängt haben soll, Hilfen in Höhe von €300 Mrd zu beantragen.
Rendite für 10-jährige italienische Staatsanleihen steigt um 12 Basispunkte auf 6,66%.
Spanien: Rendite für 10-jährige Staatsanleihen steigt auf ein Rekordhoch von 7,64%. Anstieg auch bei 2- und 5-jährigen Schuldtiteln.
Österreichs Notenbankpräsident und EZB-Ratsmitglied Nowotny hält es für eine Option, den ESM mit einer Banklizenz auszustatten. Der Rettungsfonds könnte sich dann Geld von der EZB leihen und damit Staatsanleihen kaufen.
Nach Berechnungen des ifo-Instituts müsste Deutschland bei einem Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone mit einem Verlust von bis zu €82 Mrd rechnen. Im Falle einer Staatspleite und einem Euro-Verbleib des Landes sei eine Summe von €89 Mrd zu erwarten.
Reuters: FDP-Fraktionschef Brüderle nimmt Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler in Schutz, der Zweifel an der Erfüllung der Sparauflagen durch die griechische Regierung geäußert hatte. Er habe nur ausgesprochen, was seit langem diskutiert werde.
Nach Ansicht von Nomura würde es die Märkte nur kurz beruhigen, wenn der ESM mit einer Banklizenz ausgestattet würde. Eine langfristige Lösung für die Schuldenkrise sei dies nicht.
Nach Valencia und Murcia will mit Katalonien nun bereits die dritte Region in Spanien Finanzhilfe bei der Regierung in Madrid beantragen. Vom aktuellen Schuldenstand in Höhe von €48 Mrd muss Katalonien im zweiten Halbjahr 2012 rund €5,76 Mrd refinanzieren.
Bundeswirtschaftsminister Rösler zeigt sich "enttäuscht" von den bisherigen Anstrengungen Griechenlands. "Wir haben immer gesagt, dass es keine Leistung ohne Gegenleistung geben kann. Die Konsequenzen waren immer klar", sagte er der "Rheinischen Post".
Der Wirtschaftsweise Lars Feld schätzt die kurzfristigen Kosten eines Euro-Zusammenbruchs allein für Deutschland auf €3,3 Bio. "Hinzu kämen die Kosten eines Wirtschaftseinbruchs wie nach der Lehman-Pleite 2008", sagte er der "Rheinischen Post". Eine Insolvenzwelle und steigende Arbeitslosigkeit wären die Folge.
Ministerpräsident Seehofer: Moody's-Ausblick ist Alarmsignal an Europa. "Die Botschaft ist klar: Auch für die Soliden und Starken in Europa gibt es eine Belastungsgrenze", so Seehofer.
Egan-Jones stuft Italien von B+ auf CCC+ ab. Ausblick negativ. Begründung: Italien und seine Regionen müssen 2012 rund €183 Mrd und 2013 €214 Mrd umschulden - die Zinsen werden dadurch vorraussichtlich steigen und Italien zumindest teilweise vom Kapitalmarkt abschneiden +++ Interventionen durch die EZB und den IWF könnten die Liquiditätssituation verbessern, aber auch zu einer nachrangigen Behandlung von Investoren führen +++ Italien wird seine Schulden nicht bedienen können, wenn die Wirtschaft der Eurozone einbricht.
Moody´s senkt den Ausblick für 17 deutsche Banken auf negativ. Betroffen sind vor allem Landesbanken, wie die LBBW, die BayernLB oder die HSH Nordbank, aber auch die staatliche Förderbank KfW oder die mit Steuergeld gerettete IKB Deutsche Industriebank.
Donnerstag, 26. Juli:
EZB-Präsident Mario Draghi kündigt Unterstützung für die großen Krisenländer Spanien und Italien an. Die EZB werde "alles Notwendige tun, um den Euro zu erhalten", sagte er in einer Rede. "Und glauben Sie mir – es wird ausreichen."
EZB-Präsident Mario Draghi: Durch die hohen Risikoaufschläge bei der Staatsrefinanzierung wird die Transmission der Geldpolitik gestört. Mit dieser Formulierung hatte die EZB früher Eingriffe am Anleihemarkt begründet. Das Mandat werde in diesem Fall nicht verletzt, so Draghi.
Citigroup beziffert die Wahrscheinlichkeit für einen Grexit in den kommenden 12 bis 18 Monaten auf 90%.
Griechenland: Euro-Staaten diskutieren über einen Forderungsverzicht der EZB, um die Schuldenlast des Landes zu mindern. Laut Tageszeitung "Die Welt" gibt es Überlegungen, dass die EZB auf die Buchgewinne bei griechischen Staatsanleihen verzichtet.
EZB prüft Maßnahmen zur Milderung des Refinanzierungsdrucks für Spanien und Italien. Wie die Zeitung "El Pais" aus EU-Kreise erfahren haben will, werden eine Lockerung der Anforderungen an Sicherheiten, die die Banken bei Refinanzierungsgeschäften stellen müssen und auch der Kauf von Vermögenswerten erwogen.
Belgiens Außenminister Didier Reynders spricht sich im Interview mit der "Financial Times" dafür aus, der EZB ein neues Mandat zu geben und die Finanzierung von Staaten zu erlauben.
Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" soll der EFSF spanische Staatsanleihen von Banken abkaufen, um die Nachfrage wieder in Gang zu bringen. Dadurch soll die Rendite gesenkt werden +++ In Deutschland laufen keine Vorbereitungen, um dem Rettungsfonds EFSF den Kauf von spanischen Staatsanleihen zu erlauben, so ein Mitglied des Bundestages.
Bayerns Finanzminister spricht sich für einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone aus. Ein geordneter Ausstieg wäre für Europa besser, aber auch für das Land selbst, sagte er im Deutschlandfunk.
Italien: Rendite für 10-jährige Staatsanleihen sinkt auf 6,37%, nachdem sie am Vortag zeitweise auf 6,68% gestiegen war.
Laut Tageszeitung "Die Welt" gibt es in Brüssel Überlegungen, eine Gruppe von privaten Gläubigern, die sich nicht am griechischen Schuldenschnitt beteiligt hatten, nun doch noch zur Kasse bitten.
Griechenland plant neue Sparmaßnahmen in Höhe von mehr als €11,5 Mrd für die nächsten zwei Jahre +++ Sparprogramm trifft vor allem Rentner. Medienberichten zufolge sollen Renten auf maximal €2.200 begrenzt werden. Zudem soll im Gesundheitssektor eingespart werden.
Spanien: Rendite für 10-jährige Staatsanleihen mit 6,942% wieder unter der kritischen Marke von 7%.
Wolfgang Franz, Chef der Wirtschaftsweisen, lehnt es ab, Reiche stärker zu Kasse zu bitten. Höherer Spitzensteuersatz bei der Einkommensteuer, Wiederbelebung der Vermögensteuer und jetzt eine Zwangsanleihe für Reiche - das sind die üblichen Folterinstrumente im Umverteilungsstaat", sagte er dem "Handelsblatt".
Anleihen Spanien & Italien: Die Rendite der 10-jährigen spanischen Anleihe ist um 0,45 Basispunkte auf 6,828% zurückgegangen. In Italien sanken die entsprechenden Zinsen um 0,38 Basispunkte auf 6,00%.
Fitch: Die großen US-Geldmarktfonds ziehen sich weiter aus Europa zurück und schichten in die Märkte von Australien, Kanada und Japan um. Das Eurozonen-Engagement der Fonds ist im Juni im Vergleich zum Mai um 33% auf ein All-Time-Low von 8% zurückgegangen.
Dirk Schumacher, Goldman Sachs: Anleihenkäufe durch das SMP oder eine Neuauflage der LTRO werden wahrscheinlich nur kurzfristig für Entspannung sorgen. Die Refinanzierung des EFSF/ESM durch die EZB würde eine nachhaltigere Lösung darstellen, es ist jedoch fraglich ob dies jurisitisch durchsetzbar ist.
Freitag, 27. Juli:
Das Rettungsprogramm für Spanien könnte ohne die Beteiligung der meisten Bundestagsabgeordneten deutlich ausgeweitet werden. Geheim tagende Runde aus neun Parlamentariern könnte allein ein zusätzliches Aufkaufprogramm für spanische Staatsanleihen freigeben, berichtet die FTD.
FTD: Ökonomen widersprechen Berechnungen, dass ein Austritt Griechenlands aus dem Euro bei einer Pleite des Landes günstiger für Deutschland wäre. Warnung vor unkalkulierbaren Risiken.
Bundesbank: EZB-Anleihenkäufe sind nicht der beste Weg um Krise zu bewältigen.
FDP-Fraktionschef Brüderle sieht Ankauf von Staatsanleihen durch EZB skeptisch. "Aufgabe der EZB ist es nicht, Staatsfinanzierung zu betreiben. Es würde das Vertrauen des Euro und in die Unabhängigkeit der EZB in der Welt untergraben."
Bundeskanzlerin Merkel und französischer Staatspräsident Hollande: Werden alles unternehmen, um die Eurozone zu schützen.
Die Rendite für spanische Bonds mit einer Laufzeit von 10 Jahren ist heute um 18,4 Basispunkte auf 6,744% gesunken. Auch die Situation bei den italienischen Anleihen hat sich leicht entspannt. Hier ging die entsprechende Rendite um 9,9 Basispunkte auf 5,957% zurück.
Ray Dalio Daily Observations: Wenn der Punkt erreicht werden sollte an dem die spanischen Banken keine Sicherheiten mehr hinterlegen können, müssen sie die ELA (Emergency Liquidity Assistance) in Anspruch nehmen, welche einen vielfach größeren Umfang wie das entsprechende griechische Programm haben wird.
Ray Dalio Daily Observations: Je mehr die nationalen Zentralbanken in den schwächeren Ländern der Eurozone ihre Geldpolitik lockern, desto mehr geschöpftes Geld wird in die stärkeren Länder fließen und damit die Währungsunion unter verstärkten Druck bringen.
Kreise: EZB-Präsident Draghi plant Anleihenkäufe, eine Zinssenkung und einen neuen LTRO.
Jens Nordvig, Nomura: Wenn man sich die Zahlen anschaut kommt man zu dem Schluss, dass der EFSF und der ESM einfach zu klein sind. Die EZB ist die einzige Institution die übrigbleibt, die Finanzierung zu übernehmen +++ Draghi hat realisiert, dass er den Patienten vor dem drohenden Tod retten mus. Er hat keine Alternative mehr.
Bill Gross, Co-Investmentchef von Pimco: EZB wird wahrscheinlich Käufe von spanischen und italienischen Bonds fortsetzen, aber dies verschiebt nur Schulden von einer Tasche in die andere.
Citi: Bond-Käufe durch die EZB liefern lediglich eine Gelegenheit (für Anleihen-Investoren) zum Positionsabbau und lösen keines der Probleme des Euro.
Citi: Wir bezweifeln dass die Rally von Dauer ist. Selbst wenn Draghi das SMP reaktiviert, wird das die Realitäten nicht nachhaltig verändern, wie wir letztes Jahr gesehen haben, als die Renditen während den Anleihenkäufe durch die EZB gestiegen sind.
BofA: Laut Laurence Boone wären Anleihenkäufe durch die EZB am Sekundärmarkt und den EFSF am Primärmarkt kurzfristig die effizienteste Lösung für Spanien und Italien. Dies wäre aber nur eine temporäre Erleichterung für die Märkte.
David Blanchflower, Dartmouth College: Griechenland ist vollständig irrelevant. Die Krise hat Spanien erreicht und die Sorgen betreffen Italien. Ich persönlich bin schon länger um Frankreich besorgt.
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