Euro verliert weiter an Boden - ambitionierte "Entwertung" der Edelmetalle!
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Der Euro eröffnet heute bei 1.4835, nachdem im frühen europäischen Geschäft Tiefstkurse bei 1.4814 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY derzeit bei 110.20. "Carry-Trades" zeigen sich in ambivalenter Verfassung. EUR-JPY hat an Boden verloren und stellt sich auf 163.50, während EUR-CHF relativ stabil bei 1.6195 oszilliert.
Gestern standen keine wesentlichen Veröffentlichungen auf der Agenda. Der Konflikt zwischen Russland und Georgien ist ein regionales Ereignis, das aller Voraussicht keine internationale Tragweite entwickeln wird. Der internationale Machtverlust der USA erlaubt es Russland, Teile des "verlorenen Terrains" im direkten Umfeld zurück zu gewinnen. Die verbale Kritik der USA an Russland verhallt wahrscheinlich weitestgehend ungehört und unberücksichtigt von den kommenden zu schreibenden Geschichtsbüchern.
An Finanzmärkten kommt es immer wieder zu Ineffizienzen bedingt durch unterschiedlichste Ursachen. Asymmetrische Wahrnehmung der Realität oder Liquiditätszwänge sind häufig Ursachen unangemessener Bewertung. In dem aktuellen Umfeld der globalen Finanzkrise bietet die derzeitige Preisentwicklung der Edelmetalle ein anschauliches Beispiel.
Edelmetalle haben einen Status als "Quasiwährung", da sie sich in akuten Krisenzeiten als Währung seit circa 5.000 Jahren regelmäßig bewähren ganz im Gegensatz zu den Heimatwährungen der von Krisen betroffenen Länder. In Zimbabwe ist es unter dem Aspekt der Kaufkrafterhaltung grundsätzlich besser, Gold als die nationale Währung zu horten. Sexy ist an Edelmetallen, dass sie nicht nach Belieben der Zentralbanker vermehrbar sind. Mithin ist die reale Knappheit der Hintergrund der Werthaltigkeit. Ergo ist die Bewertung der Edelmetalle als simpler Rohstoff absolut unangemessen. Das gilt umso mehr, als dass das Thema Produktionsdefizite im Edelmetallsektor sehr viel aktueller ist als im Energiesektor.
Resümieren wir den aktuellen Status:
- Die globale Finanzkrise nimmt zu und nicht ab. Ergo ist der USD als Währung des fragilen Zentrums unseres US-Zentrischen Finanzsystems nicht fest, sondern unverändert schwach und fragil. Der Anstieg gegenüber dem Euro ist nicht Ausdruck von Stärke des USD, sondern von zunehmender Schwäche des Euros. Für das Finanzsystem bedeutet das schlicht weg und ergreifend eine Zunahme der Instabilität, da die zweitwichtigste Währung neben der "noch" wichtigsten Währung USD Qualitätsverluste dank unerwarteter Konjunkturschwäche erleidet. Aus dieser Konstellation fundamentale Schwäche der Edelmetalle abzuleiten, wäre nicht nur ambitioniert, sondern Ausdruck von markanter Realitätsferne. Im Gegenteil unterstreicht die Schwäche des Euros auf sachlicher Ebene die latente und zunehmende Attraktivität der Edelmetalle, da der Euro als Alternative zum strukturell geschwächten USD zunehmend ausfällt!
- Die Rohstoffmärkte stehen nach dem spektakulären Anstiegen der Vergangenheit unter massiven Druck. Blasen platzen eben, manchmal früher, manchmal später. Das gilt primär für Energie und Industrierohstoffe und ansatzweise für Agrarrohstoffe. Die Edelmetalle, die in den vergangenen Jahren weitaus weniger dramatisch gestiegen und nicht ansatzweise überbewertet sind im Gegensatz zu den Energiepreisnotierungen, werden in der aktuellen Situation aggressiv abgestraft. Ein Hintergrund ist fraglos die Tatsache, dass Rohstofffonds Zwangsexekutionen vornehmen. Dann wird keine qualitative Betrachtung forciert, sondern rigoros das Portfolio bereinigt. Das schafft die angesprochenen Ineffizienzen. Wir lassen das Thema der Zentralbankaktivität am Goldmarkt bewusst in dieser Betrachtung außer Acht, weil auch wir bisweilen "politisch korrekt" agieren wollen.
Zusammenfassend ergibt sich auf dem aktuellen Preisniveau eine nachhaltige Chance "Quasiwährungen" zu deutlich vergünstigten Preisen zu akkumulieren. Die "Entwertung" der Edelmetalle" muss vor obigen Hintergrund als ambitioniert betrachtet werden. Wie sagte schon der gute Kostolany: "Kaufen, wenn die Kanonen donnern!"
Heute erwarten wir aus den USA die Veröffentlichung des Handelsbilanzdefizits per Juni und des "Federal Budget Deficits" (Teilmenge der öffentlichen Gesamtverschuldung) per Juli. Beide Defizite werden belegen, dass trotz ansatzweise struktureller Verbesserungen bei der Handelsbilanz (Exporte) eine tragfähige Gesundung der US-Situation nicht ansatzweise erkennbar ist! Im Gegenteil ist gerade die Budgetdefizitsituation geprägt von Notfalloperationen und nicht von Solidität. Beide Daten sind Ausdruck zunehmender und nicht abnehmender Fragilität des Finanzsystems. Wie erfrischend, dass Gold und edle Metalle diese Probleme nicht haben … !
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.5280 - 1.5310 neutralisiert den negativen Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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