Kommentar
09:00 Uhr, 07.03.2008

Euro über 1,53 - Das bereitet langsam Magenschmerzen

Langsam bekomme ich doch einige Magenschmerzen. Der Euro steht auf Allzeithoch zum US-Dollar bei über 1,53. Jean-Claude Juncker, seines Zeichens der Vorsitzender der Finanzministerrunde und Premierminister von Luxemburg, referierte dazu in Brüssel: „Heute sagen wir zum ersten mal, dass wir angesichts der gegenwärtigen Umstände besorgt sind wegen exzessiver Kursbewegungen“.

Der Wechselkurs spiegele nicht den Zustand der Wirtschaft nieder.
Des Rätsels Lösung ist ganz einfach: Die EZB ist weitgehend unabhängig und demonstriert dies auch. Politische Einmischungsversuche werden entscheiden abgewehrt. Man fühlt sich mehr oder weniger nur der Preisstabilität verpflichtet.

Die Fed dagegen kämpft vehement gegen die Rezession, die in den USA längst Einzug gehalten hat, während die EZB noch die Inflationsrisiken betont. Die Inflationserwartungen wurden für 2008 und 2009 leicht über die Schmerzgrenze von 2,0% gezogen (bisher 1,8%), quasi um zu demonstrieren: Wir werden nicht umfallen!

Fast flehend wendet man sich in Brüssel Richtung Washington, sich doch bitte zu einem starken Dollar zu bekennen. Aber das kann in den USA jetzt nicht das vorrangige Interesse sein. Zu angeschlagen ist die ökonomische Situation, wenigstens der Export muss gestärkt werden. Und das Ausmaß der jetzigen Krise dürfte größer sein als je zuvor. Kein Wunder, dass an den Terminmärkten schon mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auf weitere drastische Schritte gewettet wird.

Aktuell liegt der Leitzins bei 3,0%, 2,25% sind mehr oder weniger schon ausgemachte Sache, betrachtet man die Zinsfutures. Wenn man bedenkt, dass Alan Greenspan als Fed-Chef in einer weniger dramatischen Krise die Zinsen bis auf 1,0% senkte, kann man sich gut vorstellen dass auch Nachfolger Bernanke den Geld-Hahn ähnlich weit aufdreht. Kann die EZB unter diesen Voraussetzungen ihrerseits den Leitzins bei 4,0% belassen? Nein, außer sie nimmt Euro-Kurse von 1,6 US-Dollar und mehr in Kauf. Und eine weitere Verteuerung der Exporte. Wie lange will die EZB sich noch der Realität der Rezession verschließen?

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets
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Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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