Euro, Gold und Öl klettern auf Rekordniveau
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Erste US-Leitzinssenkung seit vier Jahren. Risikobehaftete Assets profitieren von dieser Entscheidung. Staatsanleihen dagegen unter Druck. Euro überwindet Marke von 1,40 USD. Gold und Erdöl klettern ebenfalls auf Rekordstände.
Fed senkt Leitzins um 50 Basispunkte
Die amerikanische Notenbank senkte am vergangenen Dienstag die Fed Funds Target Rate um 50 Basispunkte auf 4,75 Prozent. Dies war die erste Leitzinssenkung seit vier Jahren. Gleichzeitig verringerte sie den für kurzfristige Refinanzierungsgeschäfte der Banken wichtigen Diskontsatz erneut um 50 Basispunkte. Er liegt damit nun bei 5,25 Prozent.
Begründet wurde die Lockerung der Zinszügel als Vorsichtsmaßnahme gegen eine mögliche weitere Wachstumsabkühlung. Die US-Währungshüter scheinen die von der Subprime-Krise und den verschlechterten Kreditbedingungen ausgehenden Effekte auf die Realwirtschaft durchaus als gravierend anzusehen. Dies deutet darauf hin, dass im Herbst noch ein weiterer Zinsschritt nach unten erfolgen könnte. Ein besonderes Augenmerk dürfte dabei auf den angeschlagenen amerikanischen Immobilienmarkt gerichtet sein. Bislang gibt es noch keine Anzeichen für eine Besserung der Lage. Rückwirkungen auf den Konsum sind daher zu befürchten.
Reaktion der Kapitalmärkte
An den Kapitalmärkten hat der Zinsentscheid der Fed heftige Reaktionen ausgelöst. Die Aktienkurse schossen weltweit in die Höhe. An den Zinsmärkten hingegen gab es ein gemischtes Bild. Risikobehaftete Papiere wie Unternehmensanleihen oder Emerging Market Bonds verzeichneten einen signifikanten Rückgang der Risikoaufschläge (Spreads) mit entsprechenden Kursgewinnen. So verringerte sich etwa der Spread des für die aufstrebenden Länder repräsentativen JP Morgan EMBI+ binnen Wochenfrist um nicht weniger als 50 Basispunkte. Bei hochverzinslichen Unternehmensanleihen (High Yield Bonds) fiel der Spreadrückgang sogar noch höher aus.
In dem Maße, wie die Risikobereitschaft in die Märkte zurückkehrte, kamen Staatsanleihen unter Druck. Bis vor kurzem waren sie noch der Fels in der Brandung der Finanzmarktstürme. Mit der Zinssenkung der Fed hat jedoch ein abrupter Sinneswandel eingesetzt - weg von der Sicherheit, wieder zurück zum Wagnis. Die Rendite zehnjährige US-Schatzanweisungen erhöhte sich im Wochenverlauf um bemerkenswerte 17 Basispunkte, die von zehnjährigen Bundesanleihen ebenfalls um beachtliche
19 Basispunkte.
Allerdings könnten sich hinter dem Renditeanstieg in den USA auch wachsende Inflationssorgen verbergen. Mancher dürfte sich in Anbetracht der gelockerten Geldpolitik der US-Notenbank an das Diktum Milton Friedmans erinnern, wonach Inflation letztlich stets ein monetäres Phänomen sei, sprich auf eine übermäßige Geldmengenexpansion zurückzuführen ist. Immerhin erhöhte sich die implizite Inflationserwartung am amerikanischen Bondmarkt - ermittelt aus der Renditedifferenz zwischen Realzins- und Nominalzinsanleihen - in der letzten Woche spürbar und liegt nun im Zehnjahresbereich bei knapp 2,4 Prozent. Auch der anhaltende Höhenflug des Goldes könnte etwas damit zu tun haben, gilt Gold doch als der beste Inflationsschutz.
Euro auf Rekordhoch
Die schrumpfende Zinsdifferenz zwischen dem Euroraum und den Vereinigten Staaten macht es möglich: Erstmals seit seiner Einführung im Jahr 1999 überwand der Euro die Marke von 1,40 US-Dollar. Die Wechselkursentwicklung nimmt damit der Europäischen Zentralbank einen Teil ihrer Arbeit ab. Ein stärkerer Euro übt Druck auf die Importpreise aus und hält so die Teuerungsrate im Inland niedrig. Gleichzeitig dürfte die Exportnachfrage gedämpft werden. Die Notwendigkeit weiterer Zinserhöhungen verringert sich somit. Wir gehen deshalb davon aus, dass die EZB in diesem Jahr keine Leitzinsanpassung mehr vornehmen wird. Ob der Zinserhöhungszyklus im kommenden Jahr dann noch einmal aufgenommen wird, scheint angesichts des sich etwas abkühlenden Konjunkturumfelds zumindest fraglich.
Ausblick
Die laufende Woche ist geprägt durch eine Vielzahl zur Veröffentlichung anstehender Konjunkturdaten. Große Aufmerksamkeit dürfte hierzulande insbesondere dem Ifo-Geschäftsklimaindex zuteil werden, nachdem der ZEW-Index zuletzt regelrecht eingebrochen ist. Darüber hinaus werden für den gesamten Euroraum Inflationsraten sowie das Geldmengenwachstum publiziert. Diese Zahlen könnten Hinweise darauf geben, wie die Europäische Zentralbank in der Zinspolitik zukünftig verfahren wird. In den USA richtet sich der Blick wieder einmal ganz besonders auf die Nachrichten aus dem Immobiliensektor. Beim Verkauf bestehender Häuser und bei den Neubauverkäufen ist ein weiterer Rückgang zu befürchten. Zudem gibt es die endgültige BIP-Zuwachsrate fürs zweite Quartal. Laut vorläufiger Schätzungen lag das aufs Jahr hochgerechnete Wachstum im Frühjahr bei 3,4 Prozent. Eine leichte Aufwärtsrevision wird erwartet.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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