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11:55 Uhr, 04.02.2009

Euro gewinnt an Boden - Weltweite Datenlage unverändert wenig erbaulich!

Der Euro eröffnet heute bei 1.3030 (08.15), nachdem im frühen europäischen Geschäft Höchstkurse über 1.3065 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY in stabiler Manier auf 89.35. Carry-Trades zeigen ein ambivalentes Bild. Während EUR-JPY deutlich auf derzeit 116.40 zulegen konnte, hat EUR-CHF leicht an Boden verloren und oszilliert bei 1.4905.

Die Datenlage bleibt weltweit geprägt von einem rezessiven Umfeld. Ansätze von Stabilisierungstendenzen sind in einigen Feldern erkennbar. In anderen wesentlichen Sektoren dominiert jedoch weiterhin markante Schwäche. Das gilt in den USA für den privaten Verbrauch und auch die US-Automobilbranche als auch den Immobilienmarkt:

Zwar konnte sich der "ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index" in der jüngsten Berichtswoche leicht von dem historischen Tiefstwert bei -54 auf -52 Punkte verbessern. Das Niveau impliziert aber weiterhin tiefsten "Konsumenten-Blues". Der Chart ist Beleg!

Der US-Automobilabsatz lieferte tiefste Molltöne. Der Automobilabsatz stellte sich in den USA per Januar auf annualisiert 9,53 Mio. nach zuvor 10,32 Mio. Fahrzeugen und markierte damit den niedrigsten Stand seit Mitte 1982. Die Konsensusprognose war bei 10,20 Mio. Kfz angesiedelt. Auch hier lässt der Blick auf den Chart keine andere Interpretation zu, als dass sich die rezessive Tendenz weiter verstärkt.

Von der Wohnimmobilienfront kamen gestern divergierende Signale: Fraglos positiv war die Tatsache, dass sich bei anhängigen Hausverkäufen per Dezember ein Anstieg um 6,3% nach zuvor -3,7% des Index von 82,5 auf 87,7 Punkte ergab. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 2,1% nach zuvor noch -5,1% ein.

Diese Entwicklung lässt die Schlussfolgerung zu, dass ermäßigte Hauspreise als auch niedrigere Zinssätze beginnen, Wirkung zu entfalten.

Diese Entwicklung der "Pending Home Sales" war Katalysator freundlicher Notierungen am Aktienmarkt und schwächerer Notierungen am Rentenmarkt

Gleichwohl liefern die Nachrichten von Zillow.com und dem US-Census Bureau Daten, die die malade Situation am US-Wohnimmobilienmarkt nachhaltig unterstreichen ein "News-Potpourri", das absolut gegenläufig zu den anhängigen Hausverkäufen ausfällt. Der Finanzmarkt war gestern jedoch nicht gewillt oder in der Stimmung, diesen nachfolgenden Daten die sachlich angemessene Bedeutung zukommen zu lassen.

Zu den Fakten: Laut Zillow.com lagen die Wertverluste am US-Wohnimmobilienmarkt per 2008 bei kumuliert 3,3 Billionen USD (3.300 Mrd. USD). Alleine im 4. Quartal 2008 lag der Verlust bei 1.400 Mrd. USD. Seit der Spitze der Immobilienblase per 2. Quartal 2006 liegen die Verluste bei 6,1 Billionen oder besser verständlich bei 6.100 Mrd. USD (1 Mrd. = 1.000 Millionen).

Am Ende des Jahres 2008 ergab sich bei Wohnimmobilien ein historisch hoher Leerstand von 19 Millionen Objekten oder 2,9% des Gesamtbestands (Quelle US Census Bureau). Das stellt den höchsten Wert seit 1956 dar, dem Beginn der Erhebung dieser Datenreihe. Der Anteil der Hausbesitzer sank mit 67,5% auf den niedrigsten Stand seit dem 1. Quartal 2001.

Heute steht eine Phalanx von Daten aus der Eurozone und den USA auf der Agenda. Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor per Januar als auch die Einzelhandelsumsätze der Eurozone per Dezember sollten die rezessive Gemengelage in der Eurozone bestätigen. Gleiches gilt für die Veröffentlichungen der USA bezüglich des Arbeitsmarkts und des ISM-Dienstleistungsindex.

Per Saldo sollten die US-Daten mehr Marktwirkung erzielen als die Daten der Eurozone. Wir setzen uns im morgigen Forex Report dezidiert mit den Ergebnissen auseinander.

Zusammenfassend ergibt sich nach dem deutlichen Überwinden des Widerstands bei 1.3000 ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein deutliches Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2700 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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