Kommentar
19:36 Uhr, 14.02.2012

Euro-Franken: Warum nicht die SNB bezahlen lassen?

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Vergangene Woche wurde auf der Pressekonferenz der EZB betont, dass die Entscheidung über Beibelassung des Leitzinses bei 1% nicht einstimmig gefallen sei – das bedeutet: Einige EZB-Ratsmitglieder waren also für eine Zinssenkung. Das ist langsam ähnlich wie in den USA – auch da wird nach QE3 gerufen, obwohl die Wirtschaftsdaten zuletzt gut waren.

Die Zentralbanken wissen genau, was passiert: Wenn sie (die Zentralbanken) jetzt nicht für Geldschöpfung sorgen, dann wird es niemand tun: Denn die Regierungen können nicht, die privaten Haushalte wollen nicht und die Banken tun im großen Stil das Gegenteil: Sie bauen Kredite ab, betreiben also Geldvernichtung. Die Unternehmen kriegen auch nix mehr von den Banken – schauen Sie mal an die Börse Stuttgart, da ist im BondM-Segment seit einiger Zeit richtig was los.

Die Situation ist diese: Jeder droht zu sparen, jeder betreibt massiven Schuldenabbau, und wenn jeder spart (also private und öffentliche Haushalte sowie Unternehmen), dann geht die Geldschöpfung über zu Geldvernichtung – wenn man das ganze Theater in Griechenland und anderenorts als Adler aus der Luft betrachten würde – dann sähe man nur noch ein Wort: Und das lautete Geldvernichtung. Die Folge daraus wäre: Eine Deflation nie da gewesenen Ausmaßes. Die Medizin, die man gewählt hat: Inflationierung nie da gewesenen Ausmaßes.

Und dazu passt auch die Währungsintervention, die jetzt wieder spannend wird. Thema Yen-Intervention: Eigentlich steigt Dollaryen mit den Weltbörsen, das tut er aber nur kläglich, weil der Yen als Fluchtwährung beliebt ist, und der dadurch starke Wechselkurs ließ die Maschinenorders Japans im Dezember um 7% einbrechen. Die Nachfrage nach japanischen Maschinen fiel im Dezember damit den dritten Monat in Folge. Behalten Sie Yen-Shorts jetzt auf der Beobachtungsliste.

Euro Schweizer Franken – ein weiteres Geschöpf von zentral gesteuerter Interventionspolitik – notierte vergangene Woche gefährlich nahe an der Marke, die die schweizer Nationalbank eigentlich als Untergrenze gegen den massiven Strom an Fluchtkapital aus dem Ausland verteidigen wollte – nur noch 1,2037 wurden Mittwoch letzter Woche gezahlt – da lohnt es sich doch, long zu gehen, wenn man eh weis, dass die schweizer Nationalbank mit Milliardensummen stützen wird, wenn das Währungspaar unter 1,20 geht. Oder sie machen Ernst mit ihrer verbalen Drohung und werten auf 1,30 ab. Das wäre doch ein schöner Gewinn.

Wer glaubt, dass die SNB interveniert, wenn EUR/CHF unter oder nahe an 1,20 fällt, kann den Unlimited Turbo von BNP Paribas mit der ISIN „DE000BP0WZ53“ näher betrachten. Dass der Basispreis des Zertifikats bei 1,1297 CHF erreicht wird, hängt davon ab, ob die SNB Wort hält und interveniert, sobalt EUR/CHF unter 1,20 fallen sollte. Es ist also eine Entscheidung, die jedem selbst überlassen bleibt. Wichtig ist: Dieser Schein bildet Kursveränderungen im EUR/CHF mit einem Hebel von 14,66 nach. Er hebelt also Gewinne um diesen Faktor, Verluste aber ebenfalls.

Diskutieren SIe im Blog unter diesem Link.

Autor: Jochen Stanzl, Chefredakteur Rohstoff-Report

Der Rohstoff-Report ist eine Publikation der BörseGo AG

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