Euro-Dollar: Warum ist die Volatilität so niedrig?
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Der Euro-Dollar-Wechselkurs erlebte in den letzten Monaten wahre Achterbahnfahrten. Kaum hatte er das sommerliche bis spätsommerliche Seitwärtsband verlassen, schoss er innerhalb von rund zweieinhalb Monaten von Werten um 1,2450 auf 1,3666, eine Steigerung von fast 10%. In der ersten Januarwoche folgte dann der größte Kursverlust der europäischen Gemeinschaftswährung innerhalb einer Woche (-3,7%). Dieser Rückgang des Wechselkurses hat sich mittlerweile auf stattliche 6,6% ausgewachsen. Angesichts dieser Achterbahnfahrt des Euro sollte man annehmen, dass die implizite Volatilität, die am Optionsmarkt gehandelt wird, hoch sei. Die Lehrbuch-Theorie besagt nämlich, dass die implizite Volatilität der erwarteten realisierten Volatilität entsprechen sollte – ansonsten entstünden Arbitrage-Möglichkeiten.
Die implizite Volatilität für Laufzeiten ab einem Monat sinkt seit Jahresanfang kontinuierlich. Bedeutet das, dass wir für die nächsten Monate tatsächlich keine größeren Wechselkursbewegungen erwarten dürfen? Ist das Ende der großen Bewegungen im Euro-Dollar-Wechselkurs gekommen?
Wir haben unsere Zweifel. Wir halten die Volatilität für fundamental unterbewertet. Zwei Gründe sprechen dafür:
1. Die Risikoaversion sinkt
Die allgemeine Bereitschaft, Risiken in Finanzmärkten aufzunehmen, nimmt in letzter Zeit kontinuierlich zu. Wir machen das an einer Reihe von Faktoren fest: Die Swapspreads verharren auf niedrigen Niveaus, der Goldpreis sinkt, der Schweizer Franken tendiert schwächer, und die Zinsabstände von Emerging-Markets-Anleihen sind nahe an historischen Tiefständen. Diese Einstellung drückt die impliziten Volatilitäten. Denn diese können als Versicherungsprämie auf Wechselkursrisiken verstanden werden. Und in der gegenwärtigen Stimmungslage scheint kaum jemand Interesse daran zu haben, Risiken zu versichern. Die mangelnde Nachfrage drückt den Preis. Diese Stimmungslage könnte sich als labil erweisen.
2. Barriers drücken auf den Plain-Vanilla-Markt
Der Trend im FX-Optionsmarkt in den letzten Monaten ging dahin, statische Optionsstrategien mittels Knock-Outs zu verbilligen. Die Anbieter dieser Optionsstrategien müssen ihrerseits diese Geschäfte dynamisch absichern, was in aller Regel dazu führt, dass sie Volatilität verkaufen. Das drückt das Volatilitätsniveau.
Fazit
Teilweise ist der Effekt der niedrigen Volatilität auf markttechnische Sondereffekte zurückzuführen, teilweise auf außergewöhnlich niedrige Risikoaversion. Beides dürfte auf mittlere Sicht korrigieren. Wir erwarten daher steigende Volatilitäten am Euro-Dollar-Optionsmarkt.
Quelle: Invesco
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