Kommentar
14:15 Uhr, 07.01.2005

EU: Hoffen auf anziehende Binnenkonjunktur

Obwohl das Wachstum in Euroland 2004 deutlich hinter dem US-amerikanischen zurückgeblieben ist, tendierten auch hier die Aktienmärkte ab Oktober deutlich nach oben. Unterstützt von einem festen Euro sind die Langfrist-Zinsen dagegen signifikant gesunken. Genau wie in den USA deutet sich auch in Euroland eine zyklische Konjunkturabschwächung an. Der Exportsektor bleibt aber trotz der Euro-Dollar-Stärke zunächst die Stütze der Konjunktur. Ein Grund dafür liegt darin, dass die bisherige Aufwertung des handelsgewichteten Euro wesentlich weniger dramatisch ausgefallen ist als die von Euro-Dollar.

Die Spill-over-Effekte auf die Binnenwirtschaft sind aufgrund der strukturellen Probleme nach wie vor verhalten. Dennoch besteht insgesamt die Erwartung, dass sich die Antriebskräfte des Wachstums mehr auf die inländischen Wachstumsträger verlagern. Besonders in Deutschland ist die inländische Nachfrage aber noch der Schwachpunkt der Erholung. Voraussetzung für einen nachhaltigen Aufschwung ist die konsequente Fortführung der bisherigen Reformbestrebungen. Die wachsende Reformbereitschaft von Seiten der Bürger ist dabei ein positives Zeichen. Erste Signale lieferte der ifo-Index für Dezember, der sich aufgrund einer Verbesserung der Erwartungskomponente und der Einschätzung der aktuellen Lage deutlich verbesserte, was angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen überraschend war. Zusätzlich fiel der Konsum während des Weihnachtsgeschäfts recht positiv aus. Bereits jetzt hieraus einen nachhaltigen Trend abzuleiten halten wir allerdings für verfrüht.

Aktien: Bewertung weiter attraktiv

Nach der dynamischen Aufwärtsbewegung seit März 2003 konsolidierte der Markt bis Oktober 2004 auf hohem Niveau. Besonders in der Vorweihnachtswoche gelang es dem Aktienmarkt dann aber, seine fast ein Jahr bestehende Seitwärtsbewegung deutlicher zu überwinden. Sollte sich dieser Anstieg als nachhaltig erweisen bestehen aus charttechnischer Sicht gute Chancen auf weiter steigende Kurse bis auf 3050 Punkte beim EuroStoxx 50. Zusätzlich befinden sich die aktuellen Kursniveaus immer noch in der unteren Hälfte ihrer fairen Bewertungsspanne. Auch im historischen Vergleich besteht weiter Bewertungsspielraum nach oben. Die Unternehmensberichte liegen nach wie vor über den Erwartungen, so dass die Analysten ihre Gewinnschätzungen nach oben anpassen müssen.

Ein belastender Faktor war 2004 der hohe Ölpreis, der nach seinem Hoch im Oktober allerdings deutlich gefallen und deshalb am Markt in den Hintergrund getreten ist. Einzige verbleibende Wermutstropfen sind der zuletzt weiter schwache Dollar sowie der inzwischen hohe Optimismus der Anleger, die tendenziell belastend auf europäische Aktien wirken. Für besonders aussichtsreich halten wir insgesamt Telekommunikationswerte.

Erst auf mittlere Sicht moderater Zinsanstieg Im Einklang mit der nachgebenden Wachstumsdynamik sowohl in USA als auch in Euroland haben die Zinsen in den vergangenen Monaten deutlich nachgegeben. Unterstützt von einem festen Euro konnte vor allem der Euroland-Rentenmarkt zulegen. Auf mittlere Sicht gehen wir wieder von einem moderaten Zinsanstieg aus. Eine durchschnittliche Beschäftigungsdynamik in den USA, strukturell geringer Inflationsdruck und vor allem in Euroland eine Notenbank, die auf absehbare Zeit die Zinsen nicht erhöhen wird, sollten einem signifikanten und anhaltenden Trend steigender Zinsen entgegenwirken. Demgemäß sind wir in Euroland wie in den USA gegenüber der Benchmark gegenwärtig neutral.

Quelle: Activest

Activest, die Investmentgruppe der HypoVereinsbank, entstand durch Zusammenlegung der Activest Institutional Investmentgesellschaft mbH und Activest Investmentgesellschaft mbH zum 01. Juli 2002. Zusammen mit der Activest Luxembourg S.A. werden mehr als 19,7 Mrd. Euro in 196 Publikumsfonds für Privatkunden und rund 37,7 Mrd. Euro in 326 Spezialfonds für institutionelle Anleger verwaltet (04/2004). Damit zählt die Gesellschaft zu den größten und erfahrensten Kapitalanlagegesellschaften in Deutschland und kann auf eine mehr als dreizehnjährige Erfahrung im Publikumsfondsbereich und einundvierzigjährige Erfahrung in der institutionellen Vermögensverwaltung zurückgreifen.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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