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18:59 Uhr, 02.12.2010

ETF-Flüsse zeigen Verunsicherung wegen Irland deutlich

Die Irland-Krise erweist sich derzeit als Bremsklotz für das rasante Wachstum der ETF-Branche. Ende Oktober kamen alle europäischen ETFs auf ein verwaltetes Vermögen von 274,1 Milliarden Dollar, was einem Plus von 20,8 Prozent seit Jahresbeginn entspricht, wie die ETF-Spezialistin von BlackRock, Deborah Fuhr, in ihrer aktuellen Studie berichtet. Das Plus von über 20 Prozent könnte sich bis Jahresende nach unten korrigieren. Denn November war für die ETF-Branche kein guter Monat. Die Zuflüsse in der vorletzten Novemberwoche sind deutlich hinter denen von September und Oktober zurückgeblieben. Die gesamte Branche der Exchange Traded Products, unter die neben ETFs auch Exchange Traded Commodities (ETC) und Exchange Traded Notes (ETN) fallen, konnten in Europa in der Woche bis zum 19. November 78 Millionen Euro an neuen Geldern einsammeln, wie Christos Costandinides, Chefstratege der Deutschen Bank, schreibt. Diesen Zuflüssen stehen allerdings Abflüssen, also Gelder, die die Anleger wieder abgezogen haben, in Höhe von 258 Millionen Euro gegenüber. Unter den ETPs bilden ETFs die größte Produktegruppe. Von 1.546 ETPs waren nach Angaben von BlackRock 1.048 ETFs und damit Sondervermögen und 498 ETCs oder ETNs.

Offenbar schwächt Irland-Krise das Vertrauen in die gesamte EU. Es fällt auf, dass die Anleger in der vergangenen Woche mit ihrem Geld zum Teil aus Europa raus gegangen sind und sich lieber in den wachstumsstarken Schwellenländern umgesehen haben. Der MSCI Emerging Markets konnte als ETP-Underlying laut der Deutschen Bank mehr als 100 Millionen Euro an neuen Geldern einsammeln. Die zweithöchsten Zuflüsse konnten DAX-ETFs für sich mit mehr als 70 Million Euro verbuchen. Erst kürzlich wurde Deutschland in einer Studie der Berenberg Bank eine rosige Zukunft attestiert, da die Arbeitslosenzahlen sinken und das Wachstum intakt sei .Auf Xetra war der umsatzstärkste ETF, der Indexfonds, der häufigsten ge- oder verkauft wurde, mit 1,5 Milliarden Euro der iShares DAX. Insgesamt wurde an den Börsenplätzen in Stuttgart und Frankfurt stark mit ETFs gehandelt. Allein in Stuttgart hatte sich der Handelsumsatz gegenüber dem Vormonat um 37 Prozent auf über 707Millionen Euro gesteigert. Vor allen Dingen verkauft wurden nach Angaben von Costandinides ETFs auf den STOXX 600. Die Abflüsse überschritten in der vergangenen Woche 350 Millionen Euro. Auch die Sektoren-ETFs, die einen Unterindex des STOXX 600 abbilden, haben Federn gelassen. Laut BlackRock-ETF-Analystin Fuhr flossen dort Anlegergelder in Höhe von 65,6 Millionen Dollar bis zum 26. November ab. Am stärksten litt der Industriegüter-Sektor mit einem Minus von 123,7 Millionen Dollar.

Die Verunsicherung in Europa ließ sich auch am Rentenmarkt ablesen. Renten-ETFs verzeichneten Abflüsse in Höhe von 25 Millionen Euro. In der Vorwoche hatten die Anleger aus dieser Asset-Klasse bereits 450 Millionen Euro abgezogen, wie Costandinides weiter mitteilt. Nach Renten-Indizes betrachtet, mussten vor allem ETFs und ETNs, die den eb. rexx Government Germany 5.5 –10,5 abbilden, mit rund 75 Millionen Euro unter den Rentenprodukten das höchste Minus hinnehmen. Die eb.rexx® -Indexfamilie bildet den Markt für festverzinsliche, in Euro denominierte Anleihen ab und dieses Familienmitglied beinhaltet die 25 liquidesten Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit zwischen 5,5 und 10,5 Jahren. Offenbar war den Anlegern dieser Zeithorizont zu lange; einige haben jedenfalls umgeschichtet. Denn unter den Rentenprodukten haben ETFs und ETNs, die den eb. rexx Government Germany 1.5-2.5 und damit einen Rentenindex mit Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit zwischen 1,5 und 2,5 Jahren tracken, die höchsten Zuflüsse. Diese liegen allerdings bei lediglich knapp 25 Millionen Euro. Insgesamt hatten Renten-ETFs einen Anteil unter allen Indexfonds von 21,9 Prozent, was 179 Produkten mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt 59,9 Millionen Dollar entspricht. Bereits im Oktober hat sich das verwaltete Vermögen und damit der Anteil unter allen Produkten seit Jahresbeginn um 0,8 Prozent verringert.

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