Es ist Zeit, in US-Value umzuschichten
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„Das Umfeld für Wachstumstitel war ideal: Die Zinsen sind weiterhin niedrig, und gerade die großen US-Technologieunternehmen haben in den USA und im Ausland immer mehr an Bedeutung gewonnen. Wir halten es jedoch für unwahrscheinlich, dass dieses ideale Umfeld von Dauer sein wird. Die Inflation – die seit Jahren praktisch keine Rolle spielt – könnte als Folge der Konjunkturmaßnahmen steigen. Und historisch gesehen hat Value in inflationären Zeiten Growth übertroffen. So denken wir, dass ausgewählte Value-Aktien hochwertiger Unternehmen, die die aktuell so schwierige Wirtschaftsphase überstehen, von der Erholung der Weltwirtschaft sogar profitieren werden. Eine Erhöhung des Engagements in solche Value-Aktien bei gleichzeitiger Reduktion der Hyper-Wachstumstitel scheint also sinnvoll.
Umschichten macht Sinn
Der beispiellose Umfang geld- und fiskalpolitischer Anreize könnte in den USA zu einem Wiederaufflammen der Inflation führen. Die Value-Indizes sind im Allgemeinen viel stärker von inflationsgetriebenen Aktien abhängig als Growth-Indizes. Zum Beispiel machten die Energie-, Finanz-, Industrie- und Materialsektoren zum 30. September 41 % des Russell 1000-Value-Index aus, im Russell 1000-Growth-Index aber nur 15 %. Ein weiterer Aspekt: Ende Juni waren die Rohstoffpreise so niedrig wie seit mehr als 200 Jahren nicht mehr. Sie könnten zwar noch weiter sinken, doch gestützt durch Konjunkturmaßnahmen und der allmählichen wirtschaftlichen Erholung wohl eher steigen.
Value könnte Growth also endlich wieder überflügeln – auf der anderen Seite stehen allerdings drei Risiken:
- Die US- und die Weltwirtschaft könnten sich nur langsam von der Pandemie erholen. Die Zinssätze würden niedrig bleiben, die Anleger weiterhin Wachstumswerte bevorzugen.
- Viele Unternehmen im Value-Universum haben strukturelle Probleme, zum Beispiel Fluggesellschaften oder Kaufhauskonzerne. Diese Entwicklung könnte sich auch nach dem Ende der Pandemie fortsetzen.
- Und ein Sieg von Biden könnte zu einer stärkeren Regulierung von Branchen wie Energie- und Finanzwirtschaft führen, die derzeit in Value-Indizes eine größere Gewichtung haben als in Growth-Indizes. Auch Wachstumswerte könnten unter einer Biden-Administration wegen einer möglichen Erhöhung der Steuern auf ausländische Einkünfte leiden. Dies könnte sich unverhältnismäßig deutlich auf US-amerikanische Technologieunternehmen auswirken, die bei Wachstumsindizes deutlich höher gewichtet sind.
Value-Aktien können ein zyklisches Investment in hochwertige Unternehmen bieten, die die schwierige wirtschaftliche Situation wohl überstehen werden; selbst wenn die Erholung der US- und Weltwirtschaft länger dauern sollte als erwartet. Daher sind wir der Ansicht, dass eine Umschichtung des Portfolios in US-Aktien, weg von Hyper-Wachstumstiteln hin zu stabilen, eher defensiven Wachstums- und Value-Werten, vernünftig ist. Deep Value – also stark unterbewertete Aktien – sollten Anleger allerdings eher meiden.
Da die Pandemie das Augenmerk verstärkt auf den Arbeitsmarkt und Sicherheitsfragen gelenkt hat, glauben wir, dass die erfolgreicheren Investitionsstrategien in diesem Umfeld diejenigen sein werden, die sich auf Nachhaltigkeit konzentrieren; und besonders die, die die ESG-Kriterien berücksichtigen. Unternehmen könnten so das aktuelle wirtschaftliche Umfeld nicht nur überleben, sondern stärker aus der Pandemie hervorgehen, als sie vor Beginn der Pandemie waren.“
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