Kommentar
11:42 Uhr, 31.03.2004

Erwartungen und Stimmung in Europa sinken

In der letzten Woche schlossen die US-Aktienmärkte uneinheitlich. Das IT-Werten unterstellte Gewinnpotenzial sorgte für Zugewinne bei Dow Jones- und Nasdaq-Index, während Ölwerte dem S&P500 wegen des schwachen Ölpreises Verluste von 0,2% bescherten. Drei aufeinander folgende Wochen mit Kursverlusten beim S&P500 markieren die längste Verluststrecke seit über einem Jahr. Die annualisierte BIP-Wachstumsrate für das vierte Quartal von 4,1% wurde in der letzten Woche bestätigt und die nach oben korrigierten Zahlen zum privaten Verbrauch sowie der Preisdeflator weisen auf einen möglichen Inflationsanstieg hin. Im Februar fielen die Auftragszahlen für langlebige Güter höher aus als erwartet und auch der Index der Universität von Michigan zum Verbrauchervertrauen verbesserte sich unerwartet. Die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenunterstützung verharrten auf ihrem niedrigen Niveau. Gleichzeitig setzte sich der seit neun Monaten anhaltende Rückgang bei den Folgeanträgen auf Arbeitslosenunterstützung fort und erreichte seinen niedrigsten Stand seit Juli 2001. Am kommenden Freitag stehen die Zahlen zur Beschäftigung für März an.

Der japanische Aktienmarkt beendete auch die letzte Woche mit positiven Vorzeichen, denn ermutigende Konjunkturdaten stärkten die Zuversicht der Anleger in eine vom Export angetriebene Erholung der Gesamtwirtschaft. Seit Jahresbeginn summiert sich das Plus beim Topix Second Section Index für japanische Nebenwerte auf 27%. Nach dem historischen Höchststand im Januar schwächte sich der Einzelhandel zwar ab, er übertraf aber dennoch die Erwartungen der Analysten. Im Februar stiegen die Ausgaben der Haushalte trotz der negativen Prognosen der Analysten um 2,5% und die Verbraucherpreise (ohne frische Lebensmittel) verteuerten sich um 0,1%. Nun, da der Konjunkturmotor angesprungen ist, könnte das Finanzministerium seine Interventionen an den Devisenmärkten zur Schwächung des Yens verringern, denn den Unternehmen könnte es dank der besseren Konjunktur auch ohne eine deutliche Yen-Abwertung gelingen, ihr Gewinnwachstum zu halten.

Die dritte Woche in Folge schlossen die europäischen Aktienmärkte im Minus, was letztmals vor einem Jahr der Fall war. Wegen des Ölpreisrückgangs gaben Ölwerte nach, möglichen Terroranschlägen galt jedoch die Hauptsorge der Marktteilnehmer. In Deutschland schwächte sich der Ifo-Geschäftsklimaindex den zweiten Monat in Folge auf den niedrigsten Stand seit fünf Monaten ab. Sowohl das Stimmungsbarometer als auch die Erwartungen gaben stärker nach als von Analysten erwartet. Falls die Verbraucherausgaben nicht deutlich anzögen, so der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Trichet, in der letzten Woche, werde man die Prognosen zum Wirtschaftswachstum in der Eurozone nach unten korrigieren müssen. Dies löste Spekulationen über eine mögliche Zinssenkung in der Eurozone aus.

In der Region Asien-Pazifik verlor der taiwanesische Markt 10%, nachdem rund eine halbe Million Demonstranten die Neuauszählung der bei der Wahl in der letzten Woche abgegebenen Stimmen verlangte. Heute schoss der Markt um 6% in die Höhe, nachdem Präsident Chen dem Drängen der Demonstranten nachgab und einer Neuauszählung zustimmte. Erneut zog die chinesische Regierung die Zinszügel an und erhöhte den Diskontsatz sowie die Mindestreservepflicht der Banken, um ein Überhitzen der Wirtschaft zu verhindern.

Ausgelöst durch ermutigende Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen und dem allgemeinen Handel kletterte der mexikanische Markt in der Region Lateinamerika um 4% nach oben.

An den weltweiten Staatsanleihemärkten mehrten sich die Anzeichen für einen Inflationsanstieg. So wurde der BIP-Preisdeflator nach oben korrigiert und ließ damit die US-Renditen von ihrem historischen Tief um fünf Basispunkte (0,05%) nach oben klettern. Hoffnungen auf eine Zinssenkung in der Eurozone beflügelten die Euro-Rentenmärkte, während japanische Staatsanleihen angesichts des weiteren Anstiegs am japanischen Aktienmarkt nachgaben.

Der US-Dollar legte an den Devisenmärkten gegenüber dem Euro und dem britischen Pfund zu, was zum einen den Spekulationen über eine Zinssenkung der EZB und zum anderen den Äußerungen des Gouverneurs der Bank von England, King, zu verdanken war, demzufolge das starke Pfund die Gewinne britischer Unternehmen belastet. Da mit reduzierten Yen-Verkäufen durch das japanische Finanzministerium gerechnet wird, wertete der Yen leicht auf.

Für einen Rückgang des Ölpreises von 5% an den Rohstoffmärkten sorgten die Äußerungen offizieller Vertreter aus Kuwait, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar, die OPEC werde anders als geplant im kommenden Monat keine Produktionskürzungen beschließen. Dem hielten Vertreter Venezuelas und Algeriens entgegen, dass es keine Änderungen im vereinbarten Zeitplan geben werde. Spekulanten drückten in der letzten Woche den Goldpreis um weitere 3% nach oben.

Fundamentaldaten weisen auf Stabilisierung bei Branchen und Märkten hin

In der letzten Woche erlebten die Aktienmärkte eine Berg- und Talfahrt, worin sich die Unsicherheiten über verschiedene Faktoren widerspiegelten. So legen zahlreiche technische und/oder taktische Indikatoren nahe, dass sich Aktien- und Rentenmärkte kurzfristig einer Widerstandslinie nach oben nähern. Wegen der erhöhten Gefahr von Terroranschlägen starteten die Märkte schwach in die neue Woche. Mehrere Konjunkturindikatoren (insbesondere der deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex) fielen schwächer aus als erwartet. Wegen Spekulationen über eine bevorstehende Zinssenkung beim nächsten EZB-Treffen stand zudem der Ausblick für die kurzfristigen Zinsen in Europa und damit für den Euro/US$-Wechselkurs im Mittelpunkt des Interesses. Eine Zinssenkung gilt als positiv für Aktien und Renten aus der Eurozone und dürfte helfen, die jüngste Schwächephase umzukehren. In der Yen-Aufwertung spiegelten sich derweil die bessere Lage der japanischen Wirtschaft (siehe Handelszahlen) und die stärkere Nachfrage nach japanischen Aktien wider. Der Ausblick für "Risiko"-Trades präsentiert sich ausgewogen, denn die wirtschaftlichen Fundamentaldaten sprechen für eine Rotation zurück in stabil tendierende Branchen und Märkte.

Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)

Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) wurde 1976 gegründet und ist mittlerweile eine der größten Investmentfirmen der Welt. Das verwaltete Vermögen beträgt 471 Mrd. US-Dollar (per 30. Juni 2003). Als das Tochterunternehmen für Vermögensverwaltung von Merrill Lynch verfügt MLIM über eine breite Auswahl an prämierten Anlagefonds und umfassenden Einblick in die Märkte.

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