Kommentar
14:14 Uhr, 25.02.2020

Ermutigende Signale in der Eurozone

Dass die Eurozone einmal die USA outperformen würde, hätte wohl keiner gedacht. So drängt sich dann auch gleich die Frage auf: Wie lange hält das an?

In der Eurozone wittert man wirtschaftliche Morgenluft. Nachdem der Abschwung schon ins zweite Jahr geht, wird es auch Zeit. Besonders auffällig ist dabei, dass die Eurozone erstmalig die USA ausstechen. Das gab es schon lange nicht mehr. Bevor man nun aber gleich all in geht, gibt es einiges zu beachten.

Zunächst die gute Nachricht: Die Lage hellt sich in der Eurozone deutlich auf. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe stieg unerwartet deutlich und liegt nun nur noch ganz knapp unterhalb der Expansionsschwelle von 50. Der Index stieg um 1,3 Punkte an. In den USA fiel der Index hingegen um einen Punkt und liegt nun nur noch ganz knapp oberhalb der Grenze von 50 Punkten (Grafik 1).

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Der Trend scheint zwischen den beiden Wirtschaftsräumen zu divergieren. In der Eurozone kann man inzwischen klar von einem Turnaround sprechen. In den USA ist das mit dem jüngsten Rückgang nicht so eindeutig. Viel relevanter für die USA und auch für die Eurozone ist aber das, was im Dienstleistungssektor geschieht.

Hier kam es zum Paukenschlag. In der Eurozone stieg der Index leicht und bewegt sich damit seit einem Jahr im Prinzip seitwärts. In den USA ging es hingegen steil bergab. Der Index fiel auf 49,4 Punkte (Grafik 2). Bisher setzten in den USA alle alles auf den Dienstleistungssektor. Die Schwäche in der Industrie wurde ignoriert, weil im größten Sektor ja alles in Ordnung war.

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Die Eurozone steht nun plötzlich besser da als die USA – und zwar gleich um Längen. Das hat gute Gründe. Beide Wirtschaftsräume sind auf China angewiesen. China ist für viele Unternehmen ein wichtiger Absatzmarkt. Das gilt sowohl für europäische wie für amerikanische Unternehmen.

Im Gegensatz zu europäischen Unternehmen lassen aber viele US-Firmen ihre Produkte für den Verkauf im Rest der Welt in China herstellen. Die Abhängigkeit von China als Werkbank ist bei amerikanischen Unternehmen höher als bei europäischen. Daher werden viele US-Firmen vom Coronavirus stärker beeinträchtigt als europäische.

Das erklärt die Divergenz zwischen den Einkaufsmanagerindizes im Februar. Es sagt allerdings nichts über die mittelfristige Perspektive aus. Je nachdem wie schnell sich die Lage wieder normalisiert kann sich das Blatt auch schnell wieder wenden.

Trotzdem kann man die Daten feiern. Die wirtschaftliche Talfahrt ist in der Eurozone vorerst gebremst. Das macht die Lage aber auch noch nicht automatisch gut. Die Indizes verharren auf niedrigem Niveau. Es sieht gesamtwirtschaftlich nach Stabilisierung aus. Ein Wachstumsschub deutet sich noch nicht an. Da europäische Indizes in den letzten Monaten stark zulegen konnten, hat die wirtschaftliche Bodenbildung für die Kurse kaum Relevanz. Es wurde bereits eingepreist.

Dass die Trendwende nur eine Stabilisierung ist, zeigen auch andere Indizes. So hat sich z.B. für Deutschland der ZEW-Index im Februar wieder eingetrübt. Sowohl die Lageeinschätzung als auch die Erwartungen sind wieder im Rückwärtsgang. Bereits im Januar ging die Erwartungskomponente des ifo-Index nach unten. Nach einer nachhaltigen Outperformance sieht das noch nicht aus.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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