Kommentar
15:30 Uhr, 10.08.2009

Erholung in Sicht

Im 2. Quartal 2009 ist das US-BIP (annualisiert) um 1,0% gefallen. Gegenüber den drei Quartalen zuvor (als die Wirtschaft um durchschnittlich 4,8% schrumpfte), ist das eine erhebliche Verbesserung. Negative Wachstumsbeiträge lieferten Konsum, Unternehmensinvestitionen und Wohnungsbauinvestitionen; für positive Beiträge sorgten Staatsausgaben und die aufgrund des Importeinbruchs hohen Nettoexporte. Der Abbau der Lagerbestände kostete 1,1% des BIP. Wenn die Unternehmen aufhörten, ihre Lagerbestände zu verringern, würde das BIP in der zweiten Jahreshälfte enorm steigen. Zwar deutet alles darauf hin, dass die US-Wirtschaft im zweiten Halbjahr 2009 wieder wächst, doch gibt es nach wie vor Probleme. Der Rückgang der Haushaltseinkommen ist eine besondere Belastung. Im Euroraum haben sich die Frühindikatoren verbessert. Der Economic Sentiment Index stieg im Juli zum vierten Mal in Folge, signalisiert aber nach wie vor kein Wachstum. Auch der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe entwickelte sich im Juli besser als erwartet, hat aber die 50-Punkte-Marke noch nicht erreicht. Die Arbeitslosigkeit ist auf 9,4 % gestiegen. Dies mag zwar hoch erscheinen, doch fiel der Anstieg geringer aus als in den Monaten zuvor. Zwei Dinge stehen einer schnelleren Erholung im Euroraum entgegen: die Vorsicht der Konsumenten und die zurückhaltende Kreditvergabe der Banken.

Aus Asien kamen weitgehend gute Daten. Die massiven Konjunkturprogramme und der starke Immobilienmarkt ließen das chinesische BIP-Wachstum im 2. Quartal 2009 steigen. Auch die Einkaufsmanagerindizes signalisieren weiterhin eine gute Industriekonjunktur. Die Industrieproduktion Chinas, Koreas, Taiwans und Japans, die in den letzten Monaten noch sehr schwach war, hat sich stark erholt. Viele asiatische Länder profitieren vom starken Wachstum Chinas. Die schwache Nachfrage aus den Industrieländern kann das allerdings nur teilweise ausgleichen.

Die japanische Binnenwirtschaft bleibt schwach. Im Juni ist die Arbeitslosigkeit gestiegen, und die Haushaltsausgaben gehen weiter zurück. Die Arbeitseinkommen sind im Juni um 7,1% gefallen. Das zeigt, dass Japan noch immer in einer tiefen Deflation steckt.

Die Inflationsängste sind unserer Meinung nach überzogen. Tatsächlich fällt die Inflation weiter. Da der Ölpreis seit letztem Jahr gefallen sind, wird es noch einige Monate einen negativen Basiseffekt geben. Die Zentralbanken wandern jedenfalls auf einem schmalen Grat zwischen Inflationsangst und Deflationsgefahr. Deshalb versprach die Fed einerseits, die Zinsen eine Zeitlang niedrig zu halten. Andererseits referierte der Fed-Vorsitzende Ben Bernanke kürzlich mögliche Wege zur Beendigung des Quantitative Easing – während EZB-Chef Trichet meinte, dass ein Refinanzierungssatz von derzeit 1% durchaus noch Spielraum nach unten bietet. Die Anleiherenditen mögen in den kommenden Monaten steigen, doch wird sich die Aufwärtsbewegung in Grenzen halten, da die geringe Inflation und niedrige Kurzfristzinsen für niedrigere Renditen sprechen.

Im Juli haben wir unser Engagement in Aktien erhöht. Insbesondere haben wir unsere Übergewichtung von Emerging- Market-Aktien zu Lasten europäischer Aktien ausgebaut. Unsere Länderallokation lautet nun: Europa neutral, Japan und USA untergewichtet und Emerging Markets übergewichtet. Außerdem haben wir Rohstoffe und Hochzinsanleihen gekauft (beide übergewichtet) und dazu europäische inflationsindexierte Anleihen abgestoßen (untergewichtet). In Renten sind wir untergewichtet, insbesondere in Staatsanleihen. Außerdem sind wir in Unternehmensanleihen mit Investmentqualität stark und in Emerging-Market-Lokalwährungsanleihen leicht übergewichtet. In Immobilienwerten sind wir untergewichtet. Joost

Quelle: Fortis Investments

Fortis Investments ist die unabhängige internationale Asset-Management-Tochter der Fortis-Gruppe. Mit über 40 Investmentzentren, 500 Investmentspezialisten und über 2.000 Mitarbeitern ist Fortis in mehr als 30 Ländern vertreten. Das weltweit verwaltete Vermögen beträgt 170 Milliarden Euro (Stand: 31. Dezember 2008).

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