Kommentar
10:47 Uhr, 03.02.2005

Erholung an den Aktienmärkten

Großbritannien: Im Wochenverlauf verzeichnete der FTSE 100-Index ein moderates Plus von 0,8 Prozent. Der erfolgreiche Verlauf der Wahlen im Irak trug dazu bei, dass der Index auf ein neues 2 1/2 Jahreshoch anstieg. Mittelgroße Titel tendierten überdurchschnittlich, denn der FTSE Mid 250-Index legte 1,4 Prozent zu.
ARM Holdings ging zurück, nachdem die Unternehmensleitung pessimistische Aussagen im Hinblick auf die Nachfrage gemacht hatte. Wir haben unsere Gewichtung in diesem Titel aufgrund dieser Kursschwäche angehoben.
Der Markt wird durch die regen M&A-Aktivitäten weiter gestützt. Am Montag zog die Aktie von Woolworth aufgrund der Nachricht eines möglichen Übernahmeangebots durch die Private Equity-Gruppe Apax Partners 22 Prozent an.
Wir setzen derzeit auf marktbreite Titel. Wir gehen davon aus, dass die verzögerten Auswirkungen der Zinserhöhungen die überdurchschnittliche Tendenz kleinerer und mittelgroßer Unternehmen letztlich beenden wird.

USA: Nachdem US-Aktien zunächst schwach in das Jahr gestartet waren, erholten sie sich im Wochenverlauf etwas. Der S&P 500-Index stieg in lokaler Währung 1,5 Prozent an. Der NASDAQ-Index legte 2,7 Prozent zu.
Die bessere Tendenz bei den Frühindikatoren hat uns dazu veranlasst, unsere Wirtschaftswachstumsprognose für das Gesamtjahr auf 3,25 Prozent anzuheben.
Die im Wochenverlauf wichtigste Nachricht war die Ankündigung des geplanten Übernahmeangebots von Procter & Gamble für Gillette. Das persönliche Gespräch mit P&G bestätigte unsere Auffassung, dass diese Transaktion für den Konsumgüterriesen Sinn macht. Durch die Übernahme werden attraktive Kostensynergien entstehen, jedoch machen wir uns Sorgen, dass P&G ein zu hohes Aufgeld zahlt. Wir sind zuversichtlich, dass es innerhalb dieser Branche zu weiteren M&A-Aktivitäten kommen könnte.
SBC Communications gab ein Übernahmeangebot für AT&T ab.

Europa: Europäische Aktien setzten ihre feste Kurstendenz von Beginn des Jahres fort. Der FTSE World Europe ex. UK-Index legte in lokaler Währung 1,5 Prozent zu.
Die Gewinnsaison fällt nach wie vor größtenteils erfreulich aus. Nokia legte für das 4. Quartal 2004 sehr gute Zahlen vor. Wir bleiben aufgrund der fehlenden Gewinnsicherheit aber zurückhaltend gestimmt.
Wir machen uns etwas Sorgen, dass sich die Entwicklung des Aktienmarktes in Europa von dem in den USA abkoppelt. Da das Wirtschaftswachstum in Europa durch die Folgen der US-Zinserhöhungen gefährdet ist, behalten wir in unseren Portfolios eine defensivere Tendenz bei. Wir setzen jedoch weiterhin auf Wachstumswerte.

Japan: Japanische Aktien tendierten im Wochenverlauf fest, nachdem China sehr gute Wirtschaftswachstumszahlen bekannt gab. Der Topix-Index legte in lokaler Währung 0,6 Prozent zu. Seit Jahresbeginn liegt er allerdings nach wie vor im Minus.
Zu Beginn der Berichtssaison für das 3. Quartal wurden seitens der Technologieunternehmen einige enttäuschende, wenn auch nicht unerwartete Ergebnisse vorgelegt. Am übrigen Markt fielen die Zahlen im Allgemeinen positiv aus.
Die Immobilienpreise und Rohstofftitel steigen weiter an. Die Branchen Technologie und Automobile sowie defensive Titel tendieren nach wie vor schwach.
Wir haben Honda auf unserer Top 20-Liste von untergewichtet auf neutral angehoben. Die Aktie ist attraktiv bewertet und wird von dem kräftigen Wachstum in den USA und Asien profitieren.

Asien & Schwellenländer: Schwellenländeraktien entwickelten sich in dieser Woche sehr gut. Der FTSE World Asia Pacific ex. Japan-Index stieg in USD gerechnet 2,6 Prozent an. Damit liegt er nun auf einem 7-Jahreshoch. Gleichzeitig verzeichnete Lateinamerika in USD gerechnet ein ähnliches Plus.
Um unsere Ausrichtung auf schwankungsintensivere Märkte zu verringern, haben wir unsere Übergewichtung in Lateinamerika auf ein neutrales Maß reduziert. Die Region hat sich seit Jahresbeginn schwach entwickelt. Die Ursachen dafür waren zunehmende Besorgnisse um einen festeren USD, höhere US-Leitzinsen und eine Abflachung der Zinskurve in den USA.
Wir gehen davon aus, dass die zunehmende Währungsflexibilität in Asien 2005 ein entscheidendes Thema sein wird. Wir erwarten, dass die bedeutenden Währungen im Verlauf des Jahres neu bewertet werden.

Anleihen: Die USA legten im Wochenverlauf unerwartet schwache Wirtschaftsdaten vor.
Nach den jüngsten Ankündigungen gehen wir davon aus, dass die US-Notenbank die Leitzinsen bis Mitte des Jahres stetig auf etwa 3,5 Prozent anheben wird.
Die Märkte für Staatsanleihen wurden im Wochenverlauf durch eine allmähliche Abflachung der Zinskurve bestimmt. Die Renditen von Kurzläufern legten in Erwartung steigender US-Leitzinsen zu. Gleichzeitig gaben die Renditen von Anleihen mit längerer Laufzeit nach. Der Auslöser dafür waren Erwartungen auf eine höhere Nachfrage von Pensionsfonds sowohl in Europa als auch in den USA.
Die unerwartet guten Wirtschaftswachstumszahlen aus Großbritannien bestätigen unsere Auffassung, dass Papiere mit kürzerer Laufzeit fair bewertet sind. Wir glauben, dass das längere Ende des Marktes beim Bewertungsniveau etwas ausgereizt ist. Der Grund dafür sind die Aussichten auf die Emission einer britischen Staatsanleihe mit 50-jähriger Laufzeit.

Quelle: Threadneedle

Die britische Fondsgesellschaft Threadneedle Investments wurde 1994 gegründet und zählt mit einem verwalteten Anlagevolumen von 86 Milliarden Euro - davon 18,8 Milliarden Euro in Publikumsfonds - zu den namhaftesten Investmentgesellschaften in Europa (Stand: 30.06.2004). Das gesamte Investmentteam, aber auch die Fonds verdienen sich Jahr für Jahr Höchstnoten von renommierten Rating-Agenturen.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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