Kommentar
09:59 Uhr, 04.03.2016

Erfindet dieses Unternehmen den Kredit neu?

Niedrige Zinsen und eine Geldflut der Zentralbanken bedeuten nicht automatisch, dass auch jeder Zugang zu Krediten hat. Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen haben nur unzureichenden Zugang zu Krediten. Das will ein Unternehmen aus den USA ändern.

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  • On Deck Capital Inc.
    Kursstand: 7,690 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • On Deck Capital Inc. - Kurs: 7,690 $ (NYSE)

Das Silicon Valley steht für Hochtechnologie und Internetunternehmen. Namen wie Apple, Facebook und Google assoziiert sofort jeder mit Silicon Valley. Während die meisten Unternehmen Konsumgüter herstellen oder online Services für Verbraucher anbieten, gibt es auch eine ganze Reihe kleinerer und weniger bekannter Unternehmen, die sich auf den B2B (Business to Business) Bereich fokussieren.

Im Mittelpunkt stehen im B2B Bereich nicht die Endverbraucher, sondern andere Unternehmen. Dieser Bereich wurde generell etwas vernachlässigt. Das hat sich schlagartig geändert. Neue Firmen sind dabei etablierte Geschäftsmodelle zu revolutionieren. Dazu gehört auch die Kreditvergabe. Eine Revolution war hier auch dringend notwendig.

In den USA gibt es geschätzte 28 Mio. kleinere und mittlere Unternehmen (KMU). Diese Firmen haben einen hohen Bedarf an kleinen Krediten mit kurzen Laufzeiten. Ende 2015 waren 186 Mrd. USD an Krediten unter 250.000 Dollar an KMUs ausständig. Geschätzt wird, dass KMUs einen ungedeckten Bedarf von 80 bis 120 Mrd. haben. Banken könnten also theoretisch an die 100 Mrd. mehr Kredit vergeben, wenn sie nur wollten und könnten.

Das Problem ist, dass die meisten Banken nicht in der Lage sind, das KMU Segment effizient zu bedienen. Die Kosten der Bonitätsprüfung und der administrative Aufwand sind häufig zu groß, um entsprechende Ressourcen zu investieren. Banken wie JP Morgan, Citi und Bank of America vernachlässigen das Segment daher seit Jahren. Es ist zu kompliziert und zu kostenintensiv.

Die Abneigung hat ihre Berechtigung. Viele KMUs brauchen kurzfristige Kreditlinien, um ihren Cash-Flow zu sichern. Grafik 1 zeigt, wofür KMUs Kredite verwenden. An erster Stelle steht die Verwendung für Cash-Flows. KMUs haben häufig das Problem, dass sie Ausgaben vorfinanzieren müssen, das Geld für eine Bestellung aber erst sehr viel später eingeht. Um diese Diskrepanz zu überbrücken werden Kredite benötigt.

Die Kredite werden auch gebraucht, um z.B. den Lagerbestand aufbauen zu können. Produktion wird durch Kredite vorfinanziert. Ist ein Unternehmen in einem stark saisonal abhängigen Geschäftsfeld tätig (z.B. Wassersport im Sommer), dann muss im Winter produziert und das Lager aufgebaut werden, damit im Sommer ausreichend Produkte zum Verkauf bereitstehen.

Ein Großteil der Kredite ist kleiner als 500.000 Dollar und wird oftmals nur für einige Wochen oder Monate benötigt. Die Kredite müssen zudem schnell verfügbar sein. Geht ein KMU zur Bank und muss erst wochenlang auf die Bonitätsprüfung warten, dann hilft das dem Unternehmen nicht. Banken wiederum scheuen die Ressourcen, die sie aufbringen müssten, um schnellere Geschäfte zu ermöglichen.

Hier setzt das Geschäftsmodell von On Deck Capital an. On Deck Capital ist eine Art Bank. On Deck verfügt über keine Filialen. Alles funktioniert online, auch die Bonitätsprüfung. Braucht ein KMU einen Kredit, wird dieser online beantragt. Die Auszahlung erfolgt sofort nach Freigabe nach der Prüfung. Die Prüfung erfolgt automatisch und ist somit extrem schnell. Vom Kreditantrag bis zur Bestätigung oder Ablehnung vergeht ein Tag. Das ist um Wochen schneller als bei der durchschnittlichen Bank.

Da die meisten Großbanken das KMU Segment kaum noch bedienen hat sich inzwischen eine große Lücke aufgetan. Grafik 2 zeigt die Marktgröße. Die Kreditvolumina wuchsen vor der Finanzkrise relativ schnell, da Banken das Segment noch bedienten. Nach der Finanzkrise blieb das Wachstum verhalten. Es gibt ungedeckten Bedarf, doch auch der bisher gedeckte Bedarf ist mit 600 Mrd. beachtlich. Der Markt ist groß.

On Deck will nicht jedes Segment bedienen, sondern vor allem kleine Unternehmen, die weniger als 500.000 Kredit benötigen. Dieser Markt wird auf 250 bis 300 Mrd. geschätzt. On Deck hat derzeit einen Marktanteil von weniger als 0,5 %. Es besteht viel Luft nach oben.

Dass On Deck eine Lücke füllt, vor allem durch die Geschwindigkeit der Kreditvergabe, wird deutlich, wenn man sich die Geschäftszahlen ansieht. Grafik 3 zeigt den Verlauf seit Ende 2012. Die Einnahmen stiegen von weniger als 10 Mio. im letzten Quartal 2012 auf nun knapp 70 Mio.
Unterm Strich ist On Deck nach wie vor defizitär. Die Kosten steigen relativ schnell an, wachsen aber nicht mehr schneller aus die Einnahmen, wie es am Anfang der Fall war. Die Einnahmen und Gewinne sind leicht zyklisch. Das 2. Und 3. Geschäftsquartal eines jeden Jahres ist stärker als die anderen beiden. Das zeigt sich sehr schön in der Gewinnentwicklung.

Das Wachstum stockte kurzzeitig im vergangenen Jahr. Das hat Anleger verschreckt und die Aktie auf Talfahrt geschickt. Mit Veröffentlichung der Jahresbilanz ging es mit dem Kurs der Aktie auf einen Schlag fast 20 % nach unten. Betrachtet man nun aber Grafik 4, dann zeigt sich, dass die Reaktion der Anleger wohl übertrieben war. Das ausstehende Kreditvolumen stagnierte zeitweise, doch die Neuakquise zeigt neue Rekorde. Das bedeutet nichts anderes, als dass das Wachstum 2016 weitergehen wird. Anleger scheinen sich mit dem Ausblick anzufreunden. Die Aktie hat die Verluste fast wieder wettgemacht.

On Deck verdient an den Krediten, die sie vergeben. Teile dieser Kredite werden an Investoren verkauft. In Grafik 4 ist das als Marketplace dargestellt. Über den Verkauf von Krediten an Investoren kann sich On Deck selbst gut finanzieren. Die Kredite werden von On Deck nach Verkauf weiter bewirtschaftet. Dafür erhält On Deck eine Gebühr von den Käufern.

Für die weiterverkauften Kredite erhält On Deck im Prinzip Einnahmen aus Krediten, die für sie kein Ausfallrisiko mehr darstellen, weil sie ja weitergegeben wurden. Das sollte die Einnahmenseite und den Gewinn langfristig in seiner Stabilität helfen. Für On Deck ist das Kerngeschäft die Kreditvergabe. On Deck bietet jedoch sehr viel mehr als Kleinkredite. Die Bonitätsprüfung und Bewirtschaftung der Kredite erfolgt vollautomatisch. Diese Technologie wurde von On Deck entwickelt und ist bisher ungeschlagen.
Großbanken haben ein Interesse an dieser Technologie, weil sie damit wieder das KMU Segment effizient bedienen können, ohne die Kosten zu steigern. Aktuell hat On Deck J.P. Morgen, BBVA und die Commenwealth Bank of Australia als Partner. Diese Partner werden einen Großteil ihres Geschäfts auf die On Deck Technologie umstellen. On Deck hat dadurch Zugang zu vielen Milliarden an Geschäft, etwas, was ohne Partnerschaften kaum möglich wäre.
Persönlich denke ich, dass Anleger noch Schwierigkeiten haben das Potential des Services richtig einzuschätzen. On Deck muss nicht selbst Milliarden an Krediten vergeben, um zu wachsen, es reicht, wenn es J.P. Morgan und andere Partner tun.
On Decks Technologie und Geschäftsmodell sind marktunabhängig. Im Prinzip kann On Deck global expandieren. Bisher ist On Deck in den USA, Kanada und Australien tätig. Viele weitere Länder sollten folgen. Die Expansion kostet natürlich Geld. Man wird abwarten müssen, ob bereits 2016 die nachhaltige Profitabilität erreichbar ist.

Persönlich sehe ich On Deck positiv. Das Geschäftsmodell ist global skalierbar. Die Technologie ist erprobt und die Resultate sind gut. Darüber hinaus geht On Deck eine echte Marktlücke an. Die langfristigen Perspektiven sehe ich sehr positiv. Kurz- bis mittelfristig hilft das wenig, wenn die Mehrheit der Anleger anderer Meinung ist. Für Anleger gilt es die Aktie (ISIN US6821631008) zu beobachten. Bildet sich ein Boden und dreht das Sentiment, dann kann sich der Kurs vervielfachen.
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    23:19 Uhr, 13.02.2017
  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Kann man auch LendingClub nehmen...

    15:45 Uhr, 04.03.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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