Kommentar
15:30 Uhr, 09.10.2008

Entlastungs-Rallye ist möglich, WENN ...

Erwähnte Instrumente

Volatility Indizes mit absoluten Extremwerten, die Ausdruck der Panik unter den Marktteilnehmern sind, in der Presse darüberhinaus Schreckensscenarien, sentimenttechnisch ist der Boden für eine saftige Gegenbewegung auf die crashartigen Kursabschläge der vergangenen Wochen da.

Schauen wir uns also die Charts an, um konkretere Anhaltspunkte für eine mögliche Gegenbewegung finden zu können. Gestern hat sich im S&P 500 Index, der Schrittgeberfuktion für die internationalen Aktienmärkte hat, eine Tageskerze ausgebildet, die wir in der Charttechnik "Invertierter Hammer" nennen. Solche Tageskerzen können eine Gegenbewegung einleiten. Immerhin ist es seit Wochen der einzige solche Kerzentyp, der eine Wende einleiten könnte.

Tageschart. 1 Kerze = 1 Tag.

Steigt der S&P 500 Index über 1.021 Punkte an, löst dies ein Kaufsignal mit einem ersten Erholungsziel bei 1.102 Punkten aus. Aus heutiger Sicht sollte man schon einmal weiter vordenken. Aus heutiger Sicht kann eine Entlastungs-Rallye im Extrem bis in den Kursbereich zwischen 1.150 und 1.176 Punkte vorstoßen. Aber nochmals zur Wiederholung. Ein Kaufsignal wird erst generiert, wenn der S&P über 1.021 Punkte ansteigen kann; wenn möglichst auf Sicht mindestens eines Stundenschlußkurses.

Alternativscenario: Sollte der Index nicht ansteigen können, sollte er nicht das 1.021er Niveau nach oben passieren könne, sollte der Index stattdessen unter 970 Punkte abfallen, würde sich die Horrorshow der vergangenen Wochen direkt nach unten fortsetzen.

Herzlichst,
Ihr Harald Weygand

Für die neuen Leserinnen und Leser von GodmodeTrader.de anbei eine allgemeine erste Einführung in die charttechnische Analyse.
Charttechnische Analyse ist die Basis unserer Trendprognosen und Kurszielprognosen.

Die zentralen Eckpunkte einer jeden Anlageentscheidung sind die Wahl des Anlageobjekts, die Wahl der Handlungsrichtung (long oder short), die Wahl des Einstiegsniveaus, die Wahl des Stopplossniveaus zwecks Absicherung und des Kurszielniveaus für Gewinnmitnahmen sowie die Positionsgrößenbestimmung. Die charttechnische Analyse gibt hierfür wertvolle und vor allem präzise Hinweise.

Warum charttechnische Analyse ?

Weshalb ist charttechnische Analyse für den Anleger ein wichtiges Hilfsmittel?

Der Altmeister der Börse, André Kostolany, hat eine weitläufig bekannte Metapher geprägt, die das Geschehen an den Finanzmärkten auf den Punkt bringt.

"Das Verhältnis von Wirtschaft und Börse ist wie das eines Mannes auf einem Spaziergang mit seinem Hund. Der Mann (Wirtschaft) geht stetig voran, der Hund (Börse) rennt vor und zurück."

Der Mann steht für die Wirtschaft, er ist die fundamentale Basis, er ist der Haupttrendgeber. Er ist die fundamentale Basis für die Börse (Hund) und für die an ihr stattfindenen Kursbewegungen. Der Mann gibt die übergeordnete Richtung an, in die sich die Märkte und Kurse bewegen. Der Mann gibt die Richtung der langfristigen Trends an der Börse vor.

Der Hund seht in der Metapher für die Börse und die Kursbewegungen. Kursbewegungen von Aktien, von Indizes, von Rohstoffen, von Währungen oder Anleihen. "Der Hund rennt vor und zurück". Der Hund rennt um den eigentliche, um den wahren fundamentalen Wert hin und her. Mal laufen die Kurse voraus, Überbewertungen können sich entwickeln, mal laufen sie hinterher und es liegen Unterbewertungen vor. Der Hund steht mit seinen Bewegungen für die kurz- und mittelfristigen Kursbewegungen an der Börse.

Die längste Zeit bewegen sich Kurse außerhalb der tatsächlichen fundamentalen Bewertung.

Die fundamentale Analyse befaßt sich mit der Auswertung der Angebots-Nachfragesituation eines Unternehmens. Wie ist die Umsatz- und Gewinnentwicklung? Wieviele Mitarbeiter hat ein Unternehmen? Wie kosteneffektiv arbeitet ein Unternehmen? Wie ist das Unternehmen seitens seiner Produkte und Dienstleistungen aufgestellt? Wie sieht die Konkurrenzsituation aus? Welche Menschen sitzen im Vorstand der AGs? Sind diese wirklich fähig die Geschicke des Unternehmens zu lenken? Die fundamentale Analyse befaßt sich also mit der Basis dessen, was an der Börse dann zu Kursbewegungen führt. Die fundamentale Analyse wertet den "Weg des Mannes aus", um auf die Metapher zurückzukommen. Sie wertet die übergeordnete Verlaufsrichtung, den langfristigen Trend aus. Der mittel- bis langfristig ausgerichteter Marktteilnehmer, der Investor, greift fokussiert auf Fundamentalresearch zurück, um Anlageentscheidungen zu treffen.

Die charttechnische Analyse befaßt sich mit der Analyse von Kursverläufen, von Charts. Kursverläufe werden ausgewertet, vermessen, Kursverläufe werden wie ein Buch gelesen. Kursverläufe von Aktien, von Indizes, von Rohstoffen, von Währungen oder Anleihen. Im Chart sind die Einschätzungen aller Marktteilnehmer und darauf basierend ihre Anlageaktivitäten zu sehen. Fließt Kapital in eine Aktie hinein oder heraus? Steigt die Nachfrage, indem immer höhere Zwischentiefs gekauft werden? Herrscht also intakter Kaufdruck vor? Oder fällt die Nachfrage ab, überwiegt das Angebot, immer niedrigere Zwischenhochs werden zum Verkauf genutzt und die Verkäufer der Aktie übernehmen demzufolge das Ruder? Wie stabil sind bestehende Trends wie beispielsweise im DAX, bei Solaraktien, bei chinesischen Aktien oder aber bei Rohstoffen wie Gold und Silber oder aber im Euro? Kündigen sich größere Trendwenden an? Oder gibt es charttechnische Signale, die eine Trendfortsetzung anzeigen? Auf welchen Kursniveaus liegen potenzielle Kaufmöglichkeiten, auf welchen Kursniveaus ist potenziell mit einsetzendem Verkaufsdruck zu rechnen? Wo liegen Kursziele? Wo liegen Kurszonen, in denen gehäuft Stoplossorders platziert sein dürften? All das sind Fragen, die mittels der charttechnischen Analyse beantwortet werden können. Die charttechnische Analyse wertet die Bewegungen des Hundes aus, sie wertet Kursbewegungen insbesondere im kurz- und mittelfristigen Zeitfenster aus, aber auch auf langfristige Sicht.

Gerade auch angesichts der hohen mittelfristigen Volatilität an den Märkten sollten Sie sich über eines im Klaren sein.

Wir Anleger, wir Börsianer handeln in der Regel die kurz- und mittelfristigen Kursbewegungen.

Wir handeln die Bewegungen des Hundes.

Deshalb gilt es mit dem adäquaten Instrumentarium die Märkte zu beobachten und auszuwerten. Und zwar mit der charttechnischen Analyse.

Chartanalyse und Fundamentalanalyse gehen Hand in Hand. Jedem Anleger ist freigestellt, in welchem Mischungsverhältnis er beide Analysemethoden anwendet.

Chartechnische Analyse - Unterteilung nach Hauptkategorien.

Auswertung der Preisdimension: Analyse des Kursverlaufs, Analyse des Kapitalstroms. Auswertung der Zeitdimension: Analyse von Saisonalitäten und Zyklenmustern Sentimentanalyse: Auswertung der Marktstimmungen

Chartechnische Analyse - Erste Einleitung und Definition

Die charttechnische Analyse ist eine enorm effiziente Analysemethode, die für das kurzfristige Trading, das mittelfristige Investieren, das Erkennen von übergeordneten Trends und Trendwenden und für das Erstellen von Marktprognosen mit Kurszielen außerordentlich hilfreich ist. Im Zentrum der charttechnischen Analyse steht die Auswertung der Marktaktivität. Kursverlauf (Preisentwicklung) und die Volumenentwicklung eines Basiswerts werden analysiert. Bei einem Basiswert kann es sich um eine Aktie, einen Index, ein Devisenpaar, einen Rohstoff oder jegliches gehandelte Produkt mit Preisentwicklung handeln. Der Kursverlauf wird wie ein Buch gelesen, wobei dieses Buch fortlaufend weitergeschrieben wird und sich die Bedeutung der einzelnen Worte von Kapitel zu Kapitel ändern kann. Der Kursverlauf muß gleichsam wie eine Sprache verstanden werden.

Wie ist die übergeordnete Kursverlaufsrichtung, also die Trendrichtung? Wie stabil ist der vorliegende Trend? Welche Candlestickmuster liegen vor und welche kurstechnische Wirkung haben sie? Welche Chartformationen bilden sich aus und wie werden sie aufgelöst? Wo und wie verlaufen Trendlinien? Und wie orientieren sich die Marktteilnehmer daran? Auf welchen Kursniveaus kreuzen Chartstrukturen den Weg des Kursverlaufs? Welche Chartstruktur ist wirklich markant und kursbewegend? Welche Chartstruktur sticht welche Chartstruktur in ihrer Wirkung aus? Gibt es einen Rollenwechsel markanter Chartstrukturen? Was passiert unter Intermarketkorrelationsgesichtspunkten? Lassen sich zyklische Gesetzmäßigkeiten erkennen?

Die anspruchsvolle Aufgabe des charttechnischen Analysten ist die, dieses Buch zu lesen, die Sprache zu verstehen, das Gelesene zu übersetzen und dabei den Bedeutungswechsel der Worte, sprich Signale, möglichst schnell zu erkennen. Man nennt diese analytische Vorgehensweise auch "Chart reading". Die charttechnische Analysemethode fußt auf der Annahme, dass alle relevanten Informationen im Kurs enthalten, eingepreist, eskomptiert sind. Charttechnik und Fundamentals gehen Hand in Hand. Informationen wie beispielweise die Terroranschläge vom 11. September 2001 können unmöglich im Vorfeld bekannt sein. In solchen Fällen erfolgt die Kursanpassung jedoch innerhalb kürzester Zeit. Neben der Preisdimension wird zusätzlich auch die Zeitdimension ausgewertet. In einigen Märkten wie bei Rohstoffen spielen Saisonalitäten und Zyklen eine übergeordnete Rolle. Der Begriff "Technische Analyse" wird als Überbegriff verwendet. Die charttechnische Analyse gehört hierzu, aber auch die Indikatorenanalyse und die Sentimentanalyse. Auf GodmodeTrader.de verwenden wir die Begrifflichkeiten "Charttechnische Analyse" und "Technische Analyse" synonym.

Was ist mit der Floskel "Den Kursverlauf wie ein Buch lesen" gemeint?

Chartechnische Analyse - Wie funktioniert das? Was sind die Instrumentarien und Methoden?
Die allgemeine Erklärung im Rahmen dieses Editorials mag gerade für diejenigen Leserinnen und Leser, für die das Thema der charttechnischen Analyse neu ist, etwas zu theoretisch und zu abstrakt sein. Deshalb in den folgenden Kapiteln eine Reihe von selbsterklärenden Chartbeispielen, die verdeutlichen, um was es bei der charttechnischen Analyse genau geht. Sammeln Sie erste Eindrücke.

Herzlichst,Ihr Harald Weygand - Head of Trading bei GodmodeTrader.de

GodmodeTrader ist ein Service der BörseGo AG : http://www.boerse-go.ag/

Zugegebermaßen ein nicht unprovokant gewählter Titel. Im Folgenden wird Ihnen ein einfach verständliches Beispiel präsentiert, das zum einen eindrucksvoll das Grundprinzip und zum anderen einen zentralen Vorteil der (chart)technischen Analyse veranschaulicht. Dieses Beispiel soll gewissermaßen den Einstieg in die (chart)technische Analyse ebnen. Um schnelle Überzeugungsarbeit zu leisten, wird natürlich mit einem polarisierenden Beispiel gearbeitet.

Folgen Sie nun den kurzen Erläuterungen der folgenden Chartgrafiken.

1.) Die Ausgangslage - Der reale Kursverlauf einer Aktie

Beginnen wir mit einem gewöhnlichen Linienchart der E.ON Aktie. Dieser Linienchart dient zur Orientierung. Er zeigt die Aktienkursentwicklung an. Und zwar im vorliegenden Beispiel von Juni 2002 bis Mai 2003. Im Juli 2002 notierte das Papier bei 60,00 Euro. Zu sehen ist ein anschließender mehrmonatiger Kursverfall. Im März 2003 markiert die Aktie ein Tief bei 35,00 Euro.

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2.) Direkt im Trendwendepunkt kaufen - "Der Traum eines Anlegers"

Sie sehen, es ist der gleiche Kursverlauf der E.ON Aktie wie in der ersten Chartgrafik dargestellt. Mit dunklen Punkten sind in dem Kursverlauf der E.ON Aktie die markanten Tiefpunkte/Trendwendepunkte, die im Rahmen des mehrmonatigen Kursverfalls ausgebildet wurden, gekennzeichnet. Um möglichst direkt von den Kursbewegungen profitieren zu können, ist der Kauf der Aktie im Bereich der markierten Tiefpunkte wünschenswert.

Wie kann der Anleger nun diese Tiefpunkte im Vorfeld erkennen? Wie kann er also eine Erwartungshaltung, eine Prognose von zukünftigen Trendwendepunkten entwickeln? Mit welcher Analysemethode kommt er diesem Ziel näher? Ist dies überhaupt möglich?

Die Beantwortung dieser Fragen erfolgt prompt. Sie erfolgt mit den folgenden Chartgrafiken. Lesen Sie weiter.

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3.) Trendwendepunkte im Kurs mittels Fundamentalanalyse? Trendwendepunkte im Kurs anhand von Nachrichtenresearch als Signalgebung?

Wir bleiben bei dem gezeigten Ausschnitt des Kursverlaufs der E.ON Aktie. In der nun vorliegenden Chartgrafik sind rosafarben die Zeitpunkte von Ratingveröffentlichungen durch Investmentbanken gekennzeichnet. Gerade in den letzten Jahren war doch sehr auffällig, dass es zwischen einem Rating und der sich anschließenden Kursbewegung keine eindeutige Korrelation gab. Vielfach wirkten Ratings gerade im kurzfristigen Zeitfenster regelrecht als Kontraindikatoren. Im Tief wurden Aktien abgestuft, im zyklischen Hochs auf "Kaufen" gestellt. Während des Bärenmarkts der Aktienmärkte von 2000 bis 2002 gab es regelmäßig Kaufempfehlungen durch Bankhäuser und just genau dann gaben die Notierungen weiter nach. "Shorting the analysts", eine Floskel, die während dieser Zeit durch Trader geprägt wurde. Der Punkt ist aber tatsächlich der, dass gerade für das kurzfristige Zeitfenster, - das heißt auf Sicht von Tagen bis hin zu einigen Wochen -, nicht einmal eine tendenzielle Korrelation zwischen Ratings und Kursverläufen vorliegt. Das heißt, Kurse können nach einem Rating steigen oder fallen. Das Rating fällt also als Signalgeber für bevorstehende Trendwendepunkte ganz klar aus. In bestimmten Marktphasen können Ratings tendenziell als trendbestätigende Signalgeber herangezogen werden, mir ist aber keine Marktphase bekannt, in der durch das Nachhandeln der Empfehlung im Rahmen einer Ratingvergabe, präzise Trendwendepunkte in Kursverläufen abgepaßt werden konnten. In den vorliegenden Kursverlauf der E.ON Aktie wurde außerdem mit gelber Farbe die jeweilige Nachrichtenlage eingetragen. Auch hier ist aufffällig, dass die Nachrichten "irgendwo" mitten im Kursverlauf liegen. Wenn man die konkrete Nachrichtenlage im Bereich von Trendwenden im Kursverlauf auswertet, so fällt auf, dass im Gros der Fälle gar keine Nachrichten vorliegen. Also auch die Sondierung der Nachrichtenlage führt den Anleger nicht effektiv weiter, seiner Zielsetzung näher zu kommen, möglichst direkt zukünftige Trendwenden zu prognostizieren.

4.) Direkt im Trendwendepunkt kaufen -

Mittels charttechnischer Analyse kommt man dieser Zielsetzung näher

Und wieder sehen Sie den identischen Kursverlauf der E.ON Aktie wie in den Beispielgrafiken zuvor. Diesmal wurde in den Kursverlauf ein charttechnisches Hilfsmittel, eine so genannte Trendlinie, eingezeichnet. Diese Trendlinie wird durch die Serie der markanten Tiefpunkte gezogen. Um eine Trendlinie zu ziehen, benötigt man mindestens 2, besser 3 Auflagepunkte. Sie sehen, in dem vorliegenden Beispiel liegen alle zyklischen Zwischentiefs/Trendwendepunkte auf dieser simplen charttechnischen Linie. Genau! Es liegt eine eindeutige Korrelation vor. Zwischentief/Trendwendepunkt gleich Trendlinie. Reine psychische Konditionierung. Wenn die markanten Tiefs 2 und 3 auf der Trendlinie liegen, wieso dann nicht auch die folgenden Tiefs? In diesem Charttechnik & Trading Leitfaden von GodmodeTrader.de werden Sie viele Instrumentarien der charttechnischen Analyse kennenlernen. Die in diesem Beispiel gezeigte Trendlinie ist eine von ihnen.

Diese charttechnische Trendlinie ermöglichst es Ihnen, präzise Trendwendepunkte zu sondieren. Immer dann, wenn der Aktienkurs sich der Trendlinie nähert und auf ihr aufsetzt, ist die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöht, dass der Kurs nach oben abprallen könnte. Im Rahmen der Chartanalyse werden Wahrscheinlichkeiten sondiert. Es ist also die Kunst, Wahrscheinlichkeiten richtig einzuschätzen. Und das ist gleichbedeutend mit einer Prognoseerstellung.

Gerade für bisher ausschließlich fundamental ausgerichtete Marktakteure muß die Wahl dieses Beispiels befremdend wirken. Da reißt man sich im Rahmen des Fundamentalresearchs ein Bein nach dem anderen aus und der charttechnische Analyst zeichnet einfach nur eine Linie in den Kursverlauf ein und trifft die Trendwenden damit nahezu exakt?

Wie eingangs erwähnt, es handelt sich um ein besonders polarisierend gewähltes Beispiel. Der Zweck heiligt die Mittel. Es geht nicht darum, die eigentliche grundlegende Analysemethode, die Fundamentalanalyse, in ihrer maßgeblichen Rolle zu schmälern. Es geht vielmehr darum, zusätzlich die Vorzüge der Chartanalyse herauszustreichen.

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5.) Gewinnpotenziale ausgehend von den charttechnisch ermittelten zyklischen Tiefpunkten

Ausgehend von den markanten Tiefpunkten konnte der Aktienkurs deutlich nach oben abprallen. Es handelt sich um temporäre Kursanstiegsphasen, die immerhin mehrere Wochen anhielten und eine Größenordnung von deutlich über 10% hatten. Voraussetzung, um die Trendlinie zu ziehen, sind mindestens die ersten beiden Tiefs, am besten noch das dritte Tief. Das heißt, dass der vierte Trendwendepunkt mit dem Folgeanstieg (D) und die folgenden Punkte (E) und (F) tatsächlich prognostizierbar waren.

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So genannte gleitende Durchschnittslinien gehören ebenfalls zum Instrumentarium der charttechnischen Analyse. Es sind einfache, aber hocheffektive Instrumente. Gleitende Durchschnittslinien werden von Charting Programmen automatisch berechnet und in die Charts eingeblendet. Es handelt sich bei ihnen um Glättungen des Kursverlaufs. Die zu Grunde liegenden Formeln und die unterschiedlichen Arten werden in einem späteren Kapitel genau beschrieben. Es sei wiederholt darauf hingewiesen, dass es in diesem Kapitel um Visualisierung des Grundprinzips der charttechnischen Analyse für Laien geht.

Für die Visualisierung wurden vereinfachte Darstellungen gewählt.

Kursverlauf der Aktie von W PATTERSON Companies (PDCO) seit 1996. Die rote Linie in dem Chart zeigt die exponentiell gewichtete gleitende Durchschnittslinie 200 (EMA200). Mittelfristig ausgerichtete Marktteilnehmer orientieren sich oft an diesem gleitenden Durchschnitt. Sie sehen, dass seit 1996 wichtige mittelfristige Tiefs auf dieser Linie liegen. Diese Linie fungierte also als Unterstützung, als charttechnisches Kaufniveau. Wieder liegt der Vorteil auf der Hand. Wenn die betreffende Aktie korrigierte, konnte man davon ausgehen, dass die Korrektur im Bereich der exponentiell gewichteten gleitenden Durchschnittslinie 200 beendet werden könnte. Entsprechend dieser Erwartungshaltung bot es sich an, die Aktie auf dem gleitenden Durchschnitt zu kaufen.

Kursverlauf vom S&P 500 Index seit 1997. Die blaue Linie in dem Chart zeigt die exponentiell gewichtete gleitende Durchschnittslinie 50 (EMA50). Mittelfristig ausgerichtete Marktteilnehmer orientieren auch an diesem gleitenden Durchschnitt. Während des Bärenmarkts 2000 bis 2002 fungierte der gleitende Durchschnitt als Widerstand. Hier verkauften die Marktteilnehmer. Der Index prallte nach unten ab. Im Rahmen des neuen Bullenmarkts seit 2003 fungiert der gleitende Durchschnitt als Unterstützung und damit als charttechnisches Kaufniveau. Sie sehen, dass seit 2004 mittelfristige Tiefs auf der Durchschnittslinie gesetzt wurden.

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Im Kursverlauf lassen sich die Aktivitäten aller Marktteilnehmer sehen. Seien es die der Institutionellen, Fonds, Market Maker, seien es die der Kleinanleger. Der Kursverlauf (Chart) spiegelt die Einschätzungen aller Marktteilnehmer wider. Dabei können die Einschätzungen auf unterschiedlichsten methodischen Fundamenten stehen. Der eine Anleger ist aufgrund der Nachrichtenlage investiert, der andere aufgrund der Ergebnisse fundamentaler Analyse, der andere wegen der charttechnischen Situation, wieder ein anderer aus reiner Intuition. Der eine Anleger hat lange tiefgreifendes Research betrieben, der andere wiederum hat einfach nur einen Tipp des Nachbarn aufgeschnappt und umgesetzt. Der eine Anleger ist gehebelt im Markt investiert, der andere hedged bestehende Positionen ab. Der eine Anleger stößt eine größere Aktienposition ab, deren Verkauf aufgrund der Größe mehrere Wochen in Anspruch nimmt, der andere Anleger drückt lediglich kurz auf den Verkaufsknopf seiner Tradingsoftware und ist in Sekundenschnelle mit seiner Position wieder aus dem Markt heraus. Der eine Fonds verkauft eine Aktienposition und leitet damit fallende Kurse ein, obwohl die fundamentalen Aussichten zu dem zugrunde liegenden Unternehmen weiter ausgezeichnet sind, der eine oder andere Kleinanleger, wird durch diese Konsolidierung aus der betreffenden Aktie ausgestoppt.

In bestimmten Marktphasen spielt das Stimmungsbild der Marktteilnehmer eine entscheidende Rolle für Trading- und Investmententscheidungen. Der eine Marktteilnehmer kauft, weil er bereits gute Gewinne gemacht hat und in ihm die Gier geweckt wurde, der andere Marktteilnehmer kauft sogar auf Kredit, weil er noch mehr Gewinne machen möchte.

Nicht selten gibt es Kursbewegungen, die auf kurzfristige Zwangslagen bestimmter Marktteilnehmer hinweisen. Besonders dann, wenn das Momentum, also der Orderflow pro Zeiteinheit beispielweise in einer Aktie besonders hoch ist, und die Kurse sich gleichzeitig sehr schnell und stark bewegen, ist dies ein Zeichen dafür, dass Marktteilnehmer aufgrund einer Schieflage zwangsliquidiert werden.

Sie sehen, es herrscht ein Kommen und gehen. Und zwar ein sehr komplexes Kommen und gehen. Im Kursverlauf (Chart) sehen Sie also gleichermaßen die kumulierte Gesamtmeinung und die kumulierte Gesamtaktivität zu dem betreffenden Basiswert. Dies ist ein zentraler Punkt, den Sie sich unbedingt vergegenwärtigen sollten, wenn Sie am Markt aktiv sind. Der Markt hat immer recht. Es mag hart klingen, aber nicht Ihre Meinung zu dem betreffenden Basiswert zählt, sondern eben diese kumulierte Gesamtmeinung. Ihre Meinung und Ihre darauf basierende Trading- und Investmentaktivität ist lediglich ein kleiner Teil der Gesamtmeinung und Gesamtaktivität und „somit irrelevant“. Diese provokante Aussage richtet sich an den Kleinanleger, der meint, sich ein umfassendes Bild zu seiner Telekomaktie gemacht zu haben, ebenso wie an den Fondsmanager, der sicherlich eine deutlich gründlichere fundamentale Einschätzung zu einem Basiswert besitzt. Nicht Sie als Individuum bewegen die Kurse maßgeblich in eine Richtung, sondern die Masse mit ihrer Gesamtmeinung. Innerhalb der Masse haben allerdings die kapitalstarken Marktakteure kursbewegendere Macht. Deshalb gilt es mit diesen "großen Fischen" zu schwimmen, die in der Regel die großen übergeordneten Trends wesentlich bestimmen. Man spricht im Traderfachjargon auch vom "Smart Money" oder den "Big Boys". Mittels charttechnischer Analyse wird die Gesamtmeinung und die Gesamtaktivität ausgewertet, quantifiziert und in eine Prognose umgemünzt. Das Team der Trader und Charttechniker von GodmodeTrader.de bildet sich demzufolge seine Meinung und Einschätzung durch Auswertung der Gesamtmeinung. Wir geben das wider, was wir als übergeordnete Gesamtmeinung und –aktivität meinen sondiert zu haben.

Das große Buch der Charttechnischen Analysen in der alten Form finden Sie auf der Schweizer Seite :

LINK : GodmodeTrader.de - Charttechnik-Buch (Alte Version)

Wir hatten bisher noch keine Zeit das Charttechnikbuch in unser neues Godmode WIKI zu implementieren :

http://www.godmode-trader.de/wissen/

In der nächsten Woche dürfte es aber auch dort verfügbar sein.

Hochkomfortabel und vor allem mit zusätzlichen neuen Fachartikeln.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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