Energienachfrage verleiht Ölbranche Auftrieb
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Die Rohölpreise kletterten im vergangenen Monat über die Marke von 60 US$. Die weltweiten Aktienmärkte erlitten daraufhin Verluste, da sich die Anleger über die Auswirkungen auf die Verbraucherausgaben und das Gewinnwachstum sorgten. Die europäischen Aktienmärkte waren keine Ausnahme: So verzeichneten die Sektoren, die von einer nachlassenden globalen Nachfrage besonders betroffen sind, etwa Informationstechnologie, die deutlichsten Kursverluste.
Die Tatsache, dass Kontinentaleuropa besonders stark von Ölimporten abhängig ist (im Gegensatz zu Großbritannien, das unterm Strich Öl exportiert), sorgte ebenfalls für Kursrückgänge. Wenn man außerdem die politische und wirtschaftliche Instabilität nach der Ablehnung der EU-Verfassung durch die französischen und holländischen Wähler und die darauf folgenden Haushaltsstreitigkeiten auf dem Brüsseler EU-Gipfel berücksichtigt, überrascht die negative Einschätzung europäischer Aktien durch viele Anleger nicht.
Allerdings lassen sich in der Region weiter Renditen erzielen. Ein schlechter Konjunkturausblick führt nicht unbedingt zu entsprechend negativen Aussichten für die Aktienmärkte. Zwar werden einige Sektoren zweifellos von den schwachen Verbraucherausgaben und dem flauen BIP-Wachstum belastet, doch dürfte ein Portfolio, das etwa in Aktien aus dem Energiesektor engagiert ist, gute Renditen abwerfen.
Sektorentwicklungen für Ölbranche vorteilhaft
Die Auswirkungen höherer Energiepreise bekommen wir alle zu spüren, ob nun an der Zapfsäule oder mit der Stromrechnung. Bei jeder Transaktion sind jedoch zwei beteiligt: ein Käufer und ein Verkäufer. So schmerzen steigende Preise den Endverbraucher, sei es nun die Privathaushalte beim Tanken oder die Industrieunternehmen und Fluggesellschaften - auf der anderen Seite aber erhalten die Gewinne der Energielieferanten dadurch Auftrieb.
Anlagen in europäischen Ölriesen wie Total und ENI sind offensichtlich eine direkte Möglichkeit, sich an den Nutznießern höher Ölpreise zu beteiligen. Anleger sollten aber auch weniger bekannte Aktien mit geringer und mittlerer Marktkapitalisierung, bei denen die derzeit vorteilhaften Sektorentwicklungen noch nicht eingepreist sind, in Betracht ziehen.
Investoren mit einer hohen Risikobereitschaft könnten mithilfe kleiner E&P-Unternehmen (Exploration and Production (Erschließung und Förderung)) potenziell hohe Renditen erzielen. Die Renditen dieser relativ kleinen Unternehmen hängen jedoch vom Erfolg einiger weniger Bohrprojekte ab, während die größeren Ölunternehmen auf eine größere Zahl von Projekten bauen können.
Aktien von Dienstleistungsunternehmen der Ölbranche stellen eine weniger spekulative Anlage dar. Diese Unternehmen bieten den Ölriesen und kleineren Unternehmen im E&P-Bereich diverse Ingenieurs- und Beratungsdienstleistungen, die es ermöglichen, die Produktion zu optimieren, Erträge aus bestehenden Ölfeldern zu steigern oder neue Ölfelder zu erschließen.
Steigende Investitionen in Neuförderung
Der derzeit hohe Ölpreis ist auf eine Kombination politischer und wirtschaftlicher Faktoren zurückzuführen. Während die Nachfrage nach Öl stetig zunimmt, werden neue Ölvorkommen nur begrenzt erschlossen. Die Situation ist auf mangelnde Investitionen in Neuförderungen in den 1990er Jahren zurückzuführen, als der Ölpreis weniger als 15 US$ pro Barrel betrug.
In dieser Zeit hatten die Ölriesen kaum Anlass, in die Neuförderung zu investieren. Dies führte zu einer massiven Konsolidierung unter den Dienstleistungsbetrieben der Ölbranche. Nur die besten und effizientesten Unternehmen konnten überleben. Die Dienstleistungen dieser Unternehmen sind derzeit aber wieder sehr gefragt, zumal der hohe Ölpreis auch die schwerer zu erschließenden Ölreserven zu wirtschaftlich rentablen Förderprojekten macht, die allerdings komplexer technischer Fähigkeiten bedürfen.
Ein Beispiel hierfür ist Fugro, ein holländisches Unternehmen, das für Ölriesen zu Projektbeginn seismische Untersuchungen durchführt und sowohl zu Wasser als auch zu Land Daten erfasst, die beim Bau von Offshore-Plattformen und Pipelines eingesetzt werden. Im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen seine Aufträge verdoppeln. E&P-Unternehmen brauchen derlei Untersuchungen, um feststellen zu können, wie derzeit bestehende Ölfelder besser genutzt werden können und wo sich potenziell neue Ölreserven vorfinden lassen.
Ölraffinerien wie das italienische Unternehmen ERG haben gegen Ende des Jahres 2004 und Anfang dieses Jahres von rekordträchtigen Raffineriemargen profitiert. Diese Margen können allerdings äußerst volatil sein, da sich die Angebots- und Nachfragemerkmale täglich ändern. Wir ziehen es vor, in Unternehmen mit stabileren Wachstumsaussichten zu investieren, etwa in das italienische Industrieunternehmen Socotherm, das spezielle Beschichtungen für Tiefsee-Pipelines anbietet.
Der Ölpreis dürfte weiterhin hoch bleiben. Die starke Nachfrage und das begrenzte Angebot sollten den hohen Ölpreis von 40-50 US$ pro Barrel mittelfristig stützen. Die erhöhten Investitionsausgaben im Bereich Erschließung und Förderung, da die Ölriesen ihr Angebot zu erhöhen versuchen, dürften die Gewinne vieler Dienstleister in diesem Bereich in ganz Europa steigen lassen. Ein auf diesen Marktbereich ausgerichtetes Portfolio sollte also auf den europäischen Aktienmärkten gute Renditen erzielen.
Quelle: Schroders
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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