Kommentar
15:36 Uhr, 29.02.2008

Energie- und Lebensmittelpreise lassen Inflation steigen

1. Eurostat hat die Vorabschätzung eines Anstiegs des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) von 3,2 % yoy im Januar bestätigt. Die nun veröffentlichten Details zeigen sehr deutlich, dass die leichte Zunahme der Inflationsrate gegenüber dem Vormonat auf die Bereiche Energie und Lebensmittel zurückzuführen ist. So liegen die Preise von Lebensmitteln (einschließlich Alkohol und Tabak) 4,8 % höher als im Vorjahr, nach 4,3 % im Dezember 2007. Bei Energiegütern ergibt sich ein ähnliches Bild. Hier erhöhte sich die entsprechende Jahresveränderungsate von 9,2 % auf 10,6 %. Unter Ausschluss dieser beiden Komponenten hat sich der Preisauftrieb dagegen sogar leicht abgeschwächt. Die Kerninflationsrate (HVPI ohne Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak) ging im Januar um zwei Zehntelprozentpunkte auf 1,7 % yoy zurück. Während die Preisentwicklung bei Dienstleistungen mit einer Rate von 2,5 % yoy seit Monaten sehr stabil ist, hat sich der Preisauftrieb bei den Industriegütern ohne Energie weiter auf 0,7 % yoy verlangsamt.

2. Neben den endgültigen Verbraucherpreiszahlen der Eurozone im Januar wurden heute auch bereits die vorläufigen Februar-Werte für Deutschland gemeldet. Demnach blieb die Jahresrate des HVPI hierzulande unverändert bei 2,9 %. Obwohl der Preisauftrieb in Deutschland damit etwas geringer ausfiel als erwartet, ist für den am Montag zur Veröffentlichung anstehenden vorläufigen Wert des HVPI der Eurozone mit einer erneuten leichten Zunahme der Inflationsrate auf 3,3 % yoy zu rechnen, das höchste Niveau in der Geschichte der Währungsunion. Mit einem deutlichen Rückgang der Inflationsrate rechnen wir erst in der zweiten Jahreshälfte, da dann der Anstieg der Energie- und Lebensmittelpreise allmählich aus der Jahresrate herauswachsen dürfte.

3. Die heute veröffentlichten Zahlen stellen die EZB vor eine schwierige Ermessensfrage. Einerseits signalisieren sie trotz der hohen Gesamtinflationsrate einen immer noch moderaten Trend im überwiegenden Teil der Verbraucherpreise. Dies ist der maßgebliche Unterschied zwischen der Eurozone und beispielsweise den USA, wo neben den Preisen von Energie und Lebensmitteln auch die Kerninflation zuletzt eine deutliche Tendenz nach oben zeigte. Andererseits geht von den hohen Gesamtinflationsraten und der starken Sichtbarkeit von Energie- und Lebensmittelpreisen für die Konsumenten die Gefahr von Zweitrundeneffekten und damit einer breiter basierten Teuerung aus. Die Einschätzung dieses Risikos durch die EZB dürfte einen entscheidenden Einfluss darauf haben, ob sie trotz der aktuellen und für die nähere Zukunft zu erwartenden hohen Gesamtinflationsraten einen Spielraum für eine baldige Senkung der Leitzinsen sieht.

4. Bereits heute Morgen veröffentlichte das Statistische Bundesamt den endgültigen Wert für die Verbraucherpreisentwicklung in Deutschland für den Monat Januar. Danach betrug die Inflationsrate im Jahresvergleich 2,8 % beim nationalen Verbraucherpreisindex und 2,9 % beim HVPI. Gleichzeitig wurden die Ergebnisse der turnusmäßigen Überarbeitung des Verbraucherpreisindex vorgestellt. Im Zuge der Umstellung auf das Preisbasisjahr 2005 wurden das Wägungsschema aktualisiert und Verbesserungen in der Verbraucherpreisstatistik eingearbeitet. Der Erhebungskatalog – der so genannte Warenkorb – wurde an die veränderten Verbrauchsgewohnheiten der Haushalte angepasst. Mit der Indexrevision wurden auch methodische Änderungen vollzogen. So wurde der Erfassungszeitraum gemäß der neuen EUVerordung auf mindestens eine Arbeitswoche in der Monatsmitte ausgedehnt. Betroffen sind davon insbesondere die Preiserhebungen bei Kraftstoffen, bei Bekleidungsartikeln und bei Reisen. Die Preise für Kraftstoffe wurden früher möglichst nahe um den 15. eines Monats als Stichtagserhebung ermittelt. Jetzt umfasst der Zeitraum mindestens acht Arbeitstage (verteilt auf drei Kalenderwochen) um die Monatsmitte. Bei den Bekleidungsartikeln wurde den Saisonschlussverkäufen Rechnung getragen. Bei Reisen werden in ähnlicher Weise die Spitzen bei den beweglichen Feiertagen (Ostern, Pfingsten) und die unterschiedlichen Ferientermine sowie die Nebensaisonzeiten im Dezember (vor den Weihnachts- und Silvesterreisen) geglättet. Das hat natürlich Einfluss auf die Saisonfaktoren in dieser Zeit. Neu ist auch die Einführung einer Geschäftstypengewichtung, tendenziell wird dadurch die Bedeutung der Discounter für die Indexberechnung gestärkt. Eine weitere Neuerung ist die Verbesserung bei der Nachweisung des Gesundheitswesens.

5. Die Umstellung des Basisjahres brachte für die Inflationsraten im Verlauf des Jahres 2006 tendenziell um 0,1 %-Punkte niedrigere Werte. Für das Jahr 2007 dagegen lagen sie um bis zu 0,4 %-Punkte höher (Oktober und Dezember, von 2,4 % auf 2,8 % bzw. von 2,8 % aus 3,2 %).

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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