Ende des starken US-Dollars absehbar
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„Der US-Dollar hat in den letzten zehn Jahren vor dem Hintergrund eines starken US-Wachstums gegenüber allen anderen Währungen erheblich an Wert gewonnen, was Assets in US-Dollar zugutekam“, sagt Simon. Dieser ,US-Exzeptionalismus‘ halte zwar noch an, jedoch sprächen die makroökonomischen Bedingungen mittlerweile für eine Abkehr von Anlagen in US-Dollar, zugunsten von Anlagen in anderen Währungen. „Der handelsgewichtete US-Dollar-Index bewegt sich in der Nähe seiner Höchststände seit 2000“, sagt Simon. „Wir glauben, dass die Zinssenkungen der US-Notenbank Fed, wenn sie denn kommen, mittelfristig eine Phase der US-Dollar-Schwäche auslösen werden.“ Viele Anleger seien vor diesem Hintergrund aktuell zu stark in US-Dollar-Anlagen investiert und sollten ihr Portfolio mit Nicht-Dollar-Anlagen diversifizieren.
Nicht-Dollar-Anlagen: Schwellenländer vor Industrieländern
Bei der Frage, in welche Währungen Anleger umschichten sollten, gibt die Expertin den Schwellenländern klar den Vorzug vor den Industrieländern. Hauptgrund sei deren stärkeres Wachstum. „Ein höheres Wachstum stützt in der Regel lokale Währungen und zieht Kapitalströme an, was wiederum die Preise von Vermögenswerten erhöht“, erklärt Simon. „Die Stärke des US-Dollars in den letzten 13 Jahren spiegelte die relative Stärke der US-Wirtschaft wider. Jetzt beobachten wir, dass sich die Schwellenländer nach der Corona-Pandemie wieder erholen, was zum Teil der Neuordnung der globalen Lieferketten zu verdanken ist. Zudem sehen wir, dass sich das Wachstumsgefälle zwischen Schwellen- und Industrieländern von derzeit 3 Prozent auf etwa 3,5 Prozent erhöht.“
Lokalwährungsanleihen hätten sich zudem in der Vergangenheit in Zeiträumen mit einem schwachen US-Dollar besser entwickelt als andere globale Fixed-Income-Sektoren. So habe der JP Morgan Emerging Markets Bond Global Diversified Index in den Jahren 2003 bis 2011 eine jährliche Rendite von rund 12 Prozent erzielt, während der Bloomberg Global Aggregate Index im gleichen Zeitraum rund 6 Prozent pro Jahr zugelegt habe. Ebenso sei die Rendite von EM-Anleihen in lokaler Währung seit dem letzten Höchststand des US-Dollars Ende 2022 bis zum Ende des vergangenen Jahres mehr als doppelt so hoch ausgefallen als die Rendite von globalen festverzinslichen Wertpapieren.
Schwellenländer weisen verbesserte Fundamentaldaten auf
„Viele Regierungen von Schwellenländern haben in den letzten Jahren eine beeindruckende Haushaltsdisziplin an den Tag gelegt, und wir sehen derzeit keine größeren Ungleichgewichte an den Märkten für Schwellenländeranleihen“, sagt Simon. In scharfem Gegensatz zu früheren Jahren, in denen es in den Schwellenländern zu Phasen ausufernder Inflation gekommen sei, hätten die Zentralbanken der Schwellenländer 2021 und 2022 präventiv mit aggressiven Zinserhöhungen auf die steigenden Preise reagiert. Mit dem Rückgang der Inflation hätten viele Zentralbanken in den Emerging Markets mit ihrer jeweiligen Geldpolitik nun das Ende des Zinserhöhungszyklus erreicht und befänden sich in der Position, die Zinsen senken zu können, bzw. hätten bereits damit begonnen. „Wenn die US-Notenbank mit der Lockerung ihrer Zinspolitik beginnt, dürften die Zentralbanken der Schwellenländer mehr Spielraum für Zinssenkungen haben, ohne dass ihre Währungen gegenüber dem US-Dollar zu stark unter Druck geraten dürften“, erläutert Simon. „Sinkende Inlandszinsen dürften wiederum die Möglichkeit für Kapitalzuwächse bei Anleihen in Landeswährung schaffen.“
Abschließend gibt Simon zu bedenken, dass Lokalwährungsanleihen aus den Schwellenländern derzeit mit starken Abschlägen gegenüber ihren Pendants aus den Industrieländern gehandelt würden. Dies sei zu einem großen Teil darauf zurückzuführen, dass die ausländischen Investitionsströme im letzten Jahr stark zurückgegangen seien. „Wir gehen jedoch davon aus, dass die hohen Renditen der EM-Lokalwährungsanleihen in den letzten 12 Monaten wie in der Vergangenheit Zuflüsse anziehen und die Bewertungen im weiteren Jahresverlauf entsprechend steigen werden“, so die Expertin.
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